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0449 - Das Schreckgespenst

0449 - Das Schreckgespenst

Titel: 0449 - Das Schreckgespenst
Autoren: Jason Dark
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überhörte den Tonfall und nickte beruhigt.
    »Was ist denn nun wirklich passiert?« erkundigte sich Sir Wilfried.
    Ich deutete auf Rudy. »Schauen Sie ihn sich genau an. Er trägt eine Kutte, auch eine Kapuze, hatte sich im letzten Zimmer der ersten Etage in einem Schrank versteckt und griff mich, als ich den Raum betrat, mit einem gewaltigen Messer an.«
    »Messer?«
    »Ja.«
    Flo Denning streckte den Arm aus.
    »Damit hat er bestimmt auch Marylin getötet.« Sie wollte hinrennen, aber Sheila reagierte schneller und hielt sie fest.
    »Keine Panik, Flo. Warten Sie erst einmal ab. Vielleicht stellt sich alles noch als Irrtum heraus. Man soll nie jemand vorverurteilen.«
    »Das meine ich auch.«
    Sir Wilfried war anderer Ansicht. »Aber Sie haben doch eben noch gesagt, daß er sie mit dem Messer attackiert hat.«
    »Stimmt. Nur denken Sie einmal daran, wie die Leiche ausgesehen hat. Ich kenne Menschen, die durch Messerstiche ums Leben gekommen sind. Und die sehen anders aus.«
    Sir Wilfried straffte sich und strich wieder über seinen weißen Oberlippenbart. »Soll das heißen, daß dieser Mensch möglicherweise unschuldig ist?«
    »Es kann sein.«
    »Was hatte er dann hier zu suchen?«
    »Ich bin Rudy… ich bin Rudy …« Er begann wieder mit der Leier und bewegte dabei nickend seinen Kopf.
    »Dieser Mensch ist ein seelischer Krüppel«, erklärte ich. »Sie können ihn auch als geisteskrank bezeichnen. Sollte er tatsächlich der Mörder gewesen sein, kann man ihn für seine Taten nicht verantwortlich machen. Welchen Grund er gehabt hat, sich in dem Schrank zu verstecken und wie er in dieses Haus gekommen ist, müssen wir noch herausfinden.«
    Sir Wilfried räusperte sich. »Ich entnehme Ihren Worten, daß Sie ihn nicht für den Killer der Frau halten.«
    »So ist es.«
    »Fragt sich nur, was wir mit ihm machen?« Der Verleger hob die Schultern.
    »Möglicherweise ist er aus einer geschlossenen Anstalt oder einem Sanatorium ausgebrochen«, meinte Sheila und hatte damit auch meine Gedankenfolge getroffen.
    »Ja, das kann sein. Er ist ausgebrochen und hat sich hier im Haus ein Versteck gesucht.«
    »Wie kommt er dann an so ein Messer?« rief Florence Denning schrill.
    »Das weiß ich nicht. Aber ist es nicht leicht für einen Menschen, sich zu bewaffnen?«
    Die Reporterin nickte. »Schon. Mir passen nur diese ungewöhnlichen Zufälle nicht in den Kram. Auf der einen Seite kommt in diesem Hause jemand auf grauenvolle Art und Weise ums Leben. Dann entdeckt man in einem Schrank einen schwerbewaffneten Mann. Was ist das für eine Party? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß das eine mit dem anderen nichts zu tun haben soll.«
    Die Ansprache war an mich gerichtet worden. Deshalb bekam Florence auch von mir die Antwort. »Es mag sein, daß es Verbindungen gibt, aber die müssen wir erst herausfinden.«
    Sir Wilfried meinte: »Wenn dieser Mann tatsächlich aus einer Anstalt ausgebrochen ist, müßte sich feststellen lassen, aus welcher. Ich werde meine Beziehungen spielen lassen. Da sind bestimmt entsprechende Meldungen an die Polizeistellen eingetroffen. So wie er reagiert hat, kann man ihn nur als gemeingefährlich bezeichnen.«
    Da hatte der Mann nicht unrecht. Ich widersprach auch nicht, sah aber, daß Sheila nervös wurde und häufiger als gewöhnlich zur Uhr blickte. Dabei hielt sie die Lippen zusammengepreßt, und ihr Gesichtsausdruck hatte sich ebenfalls verändert.
    »Was ist los?« fragte ich sie.
    »Ich kann es dir genau sagen. Du stehst hier, hast möglicherweise das Schreckgespenst gefangen, aber Bill befindet sich noch irgendwo im Haus unterwegs. Empfindest du das als normal?«
    »Nein, sicherlich nicht.«
    »Dann werde ich nachsehen.« Sie wollte gehen, ich streckte den Arm aus und hielt sie auf. »Laß mal, ich schaue nach.«
    Auch mir war ein wenig mulmig zumute. Das hatte ich Sheila nicht gesagt. Vielleicht sah sie es mir an, denn ich stürmte mit Riesenschritten die Treppe hoch…
    ***
    Bill Conolly sah das Auge!
    Groß, unheimlich – und gefährlich. Da wußte er, daß er das Schreckgespenst gefunden hatte.
    Oder es ihn!
    Es lag nicht nur am Bier, daß Bill so stark schwitzte, es waren auch die Überraschung und die Angst vor dem Unheimlichen, das hinter dem Holzbalken verborgen lag.
    Bill starrte das Auge an. So etwas hatte er noch nie gesehen. Es lauerte im Dunklen, hob sich nur schwer ab, aber er sah den grünlichen Schimmer außen und das gerötete Innere.
    Mehr nicht…
    Dann die Pupille.
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