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0447 - Totenschiff der Templer

0447 - Totenschiff der Templer

Titel: 0447 - Totenschiff der Templer
Autoren: Jason Dark
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lag die Kirche im Dunkeln. Auch vor dem Gebäude war es ruhig. Nur unsere knirschenden Schritte unterbrachen die Stille.
    Es war zwar nicht die höchste Stelle von Estre auf der die Kirche lag, aber wir hatten einen prächtigen Blick über die Dächer der Häuser hinweg, bis zum Meer hin, das schwarz und wogend gegen die Küstenlinie anrollte.
    Und doch gab es einen hellen Fleck auf dem Wasser. Eine Wolke, die sich träge bewegte.
    Suko hatte sie zuerst entdeckt und machte uns aufmerksam. »Ihr wißt, wer da lauert?«
    »Keine Frage!« flüsterte Mario, »das Geisterschiff…«
    ***
    Niemand widersprach ihm. Wir versuchten nur herauszufinden, ob sich die Nebelwolke mit dem Schiff dem Ufer näherte. Das war nicht der Fall. Zumindest konnten wir es nicht erkennen.
    »Sie lauern«, sagte Mario. Er hatte die Hände geballt, den Kopf leicht vorgedrückt. »Sie lauern und warten auf den richtigen Zeitpunkt.« Dann drehte er sich scharf herum. »Oder sind sie vielleicht schon hier?«
    Ich hob die Schultern.
    Suko meinte: »Ich glaube nicht, daß sie die Kirche betreten können. Nicht die Templer-Zombies.«
    »Aber wir«, erklärte ich und warf noch einen letzten Blick auf die Nebelwolke über dem Wasser. Ich verließ mich dabei wieder auf mein Gefühl, und das sagte mir, daß es in dieser Nacht zu einer Entscheidung kommen würde.
    Den direkten Weg zum Kirchenportal hatte man mit Steinen bepflastert. Sie sahen grau aus und stammten aus den oberen Bereichen der Berge, wo die Sonne die Hänge kahl gebrannt hatte.
    Bevor wir die breite Tür öffnen konnten, wurde sie schon von innen aufgezogen.
    Wir traten zurück und schauten einer alten Frau entgegen, die heftig erschrak, als sie uns in einer Reihe vor sich stehen sah. Die Frau trug ein dunkles Kopftuch, einer Mantilla ähnlich.
    »Sie…«
    »Madame Grissot, ich bin es, Mario.«
    »Ach du. Ihr habt mich erschreckt.«
    »Das tut uns leid, Madame«, entschuldigte ich mich. »Wir wollten nur, in die Kirche.«
    Sie schaute mich an. »Ich habe das Kreuz gesehen«, sagte sie leise.
    »Aber es war nicht so wie sonst.« Ihr Blick wechselte zu Mario. »Du kannst das verstehen.«
    »Nein, Madame.«
    Die alte Frau schob ihre Schultern zusammen und wurde noch kleiner. »Ich kann es auch nicht erklären, aber in der Kirche herrscht eine andere Atmosphäre. Obwohl die Kerzen brennen, ist es kalt, als wäre der Herrgott vertrieben worden.«
    Die letzten Worte hatte sie hart ausgestoßen. Mir rann ein Schauer über den Rücken.
    »So schlimm wird es wohl nicht sein«, sagte Mario Scirea.
    »Hüte dich vor dem Satan!« flüsterte Madame Grissot. »Er kann überall sein. Auch im Gotteshaus. Ich habe ein Gespür dafür.« Sie nickte noch einmal und ließ uns stehen.
    Sehr langsam schlurfte sie davon.
    »Was hältst du davon?« fragte mich Suko.
    »Man kann nie wissen. Diese alten, frommen Frauen haben oft genug ein verdammt gutes Gespür für gewisse Dinge.«
    »Das sehe ich auch so.«
    Die Kirche war ziemlich groß für einen kleinen Ort wie Estre. Das erlebt man oft in südeuropäischen Ländern, wo die Menschen sehr fromm und mit der Religion verwachsen sind.
    Mario ließen wir vorgehen, und er zog das Portal auf, dessen Angeln leise knarrten.
    Suko ging hinter ihm, ich machte den Schluß und warf noch einen Blick zurück.
    Die alte Frau war neben einer Laterne stehengeblieben und beobachtete uns. Vielleicht traute sie uns nicht.
    Ich zog die Tür wieder zu.
    Eine andere Welt nahm uns auf. Mein Blick fiel in das breite Kirchenschiff und durch den ebenfalls breiten Mittelgang bis fast zum Altar hin. Der war kaum zu sehen, weil zwischen der ersten Reihe und ihm das Kreuz stand.
    Die Wandmalereien beeindruckten mich. Sie zeigten religiöse Motive. Bilder und Situationen aus dem Leben der großen Heiligen.
    »Ja, das ist es«, sagte Mario. Er meinte das Kreuz, und in seiner Stimme schwang Ehrfurcht mit.
    Ich stand noch immer ein wenig zurück, ging vor, schob meine beiden Begleiter zur Seite, hörte Suko schneller atmen, denn auch er konnte seine Überraschung nicht verbergen.
    Ich ging durch den Mittelgang und hatte das Gefühl, bei jedem Schritt ins Leere zu treten. Ich schwebte dahin, aber der Anblick des Kreuzes hatte mich tatsächlich auf diese Art und Weise verändert.
    Es war mein Kreuz!
    Nur eben aus Stein gehauen und wesentlich größer. So groß wie ich vielleicht.
    Für Helligkeit sorgten die zahlreichen Kerzen, die um das Kreuz herum aufgebaut worden waren. Sie bildeten einen
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