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0446 - Die Zeitbrüder

Titel: 0446 - Die Zeitbrüder
Autoren: Unbekannt
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Ovaron I."
    Ovaron war beim Lesen der Zeilen blaß geworden. Diese Mitteilung zeigte wahrhaftig eine Ungeheuerlichkeit auf. Nicht nur, daß Gavasor, dem er vertraut hatte, sich als Verräter erwies. Mit solchen Enttäuschungen mußte jeder Herrscher rechnen.
    Schlimmer war, daß er, der Ganjo, mindestens achtzehn Lotronjahre lang seine Heimat nicht mehr sehen würde, obwohl der Nandor-Klan eine Verschwörung gegen ihn aufgezogen hatte.
    Diese Verschwörerclique mußte um jeden Preis zerschlagen werden. Hätten sie Erfolg, würde das gesamte Gefüge des Ganjasischen Reiches sich verschieben.
    Ovaron II zog seinen eigenen Magnetschreiber hervor und schrieb eine Anweisung für Kommandant Moshaken unter den Bericht. Dann faltete er die Folie, schob sie in den Umschlag zurück und verschloß ihn.
    Auf der Vorderseite schrieb er: HEUTE NOCH AN MOSHAKEN WEITERGEBEN!
    Dann legte er den Umschlag auf das Schaltpult und fuhr mit der Blockierung seiner Erinnerungen fort. Auch der Inhalt des Briefes verschwand aus seinem Gedächtnis.
    Was zuletzt in seinem Bewußtsein blieb, war ausschließlich das, was der ganjasische Geheimdienst bereits vor dem Aufbruch zum Tranat-System als seine Erinnerungen geplant hatte ...
     
    *
     
    Als Ovaron II erwachte, wußte er nicht mehr, daß er Ovaron II war, denn die Information über Ovaron Iwar nicht mehr in seinem Gedächtnis vorhanden.
    Er wußte zu diesem Zeitpunkt nicht einmal mehr, daß er sich seiner Erinnerungen - oder wenigstens eines großen Teils - hatte berauben lassen. Dieses Wissen wäre ihm auf Lotron zum Verhängnis geworden.
    Erst achtzehn Jahre später würde ihm einfallen, daß er nach einer partiellen Bewußtseinslöschung in seinem Geheimdepot auf Titan „erwacht" war.
    Und diese Erinnerung würde ihn, während er um zweihunderttausend Jahre in die eigene Zukunft gegangen sein würde, dazu veranlassen, mit dem Nullzeitdeformator wieder um zweihunderttausendachtzehn Jahre in die Vergangenheit zurückzugehen und als Ovaron Isich selbst, nämlich Ovaron II, zu begegnen.
    Eine Melodie seiner Heimat vor sich hin summend, nahm der Ganjo einige Schaltungen vor. Die Gitterhaube stieg hoch und gab ihn frei.
    Er sah den Umschlag mit der Anweisung in seiner eigenen Handschrift, ihn heute noch Moshaken auszuhändigen, und nahm ihn auf.
    Unbeschwert von trüben Erinnerungen, verließ er die Kuppelhalle und das Depot.
    Draußen wartete Kommandant Moshaken in dem Gleiter. Ovaron stieg ein, klappte den Druckhelm zurück und reichte seinem Vertrauten den Umschlag.
    Moshaken wußte, daß Sein Ganjo die Erinnerungsblockade plangemäß vorgenommen hatte, als er das Gesicht des Herrschers sah. Deshalb verzichtete er auf gefährliche Fragen. Er schob den Brief schweigend in eine Außentasche seines Raumanzugs und startete den Gleiter.
    Später, als Ovaron II sich wieder in seine Kabine zurückgezogen hatte und den Schlaf des Ahnungslosen schlief, öffnete Moshaken verstohlen den Umschlag und zog die Folie heraus.
    Als er die Mitteilung las, erblaßte er. Er zog sich in seine eigene Kabine an Bord des Beibootes zurück, setzte sich und kämpfte seine Erregung nieder.
    Anschließend las er den Brief zum zweitenmal. Bei den Anweisungen des Ganjos an ihn, Moshaken, angekommen, nickte er bekräftigend.
    Ja, dies war die einzige Möglichkeit, gefährliche Machtverschiebungen innerhalb des Ganjasischen Reiches zu verhindern. Er würde den Willen des Ganjos erfüllen.
    Kommandant Moshaken schaltete die Bildsprechanlage ein und beorderte fünf Offiziere und den Psychotaktiker Gavasor in den Laderaum neben dem Gleiterhangar.
    Mit schwerem Schritt betrat er schließlich als letzter den halbrunden Laderaum.
    Gavasor blickte ihm mit einem Lächeln entgegen, das ihn ohne sein Wissen um die Rolle des Psychotaktikers getäuscht hätte. Die übrigen Offiziere waren ebenfalls ahnungslos. Ihre Mienen verrieten mildes Interesse.
    Moshaken sah die Männer der Rei-he nach an. Zuletzt blickte er Gavasor ins Gesicht.
    „Sie alle wissen", begann er, „daß ich als Kommandant nicht nur die Befehlsgewalt über unser Mutterschiff und alle Beiboote ausübe, sondern auch die Gerichtsbarkeit, solange wir uns im Raum oder auf einem Territorium ohne eigene Gerichtsbarkeit befinden."
    „Das klingt wie die Einleitung zu einer Gerichtsverhandlung", sagte Gavasor mit ironischem Lächeln.
    Kommandant Moshaken sah ihn hart an.
    „Es ist eine Gerichtsverhandlung!" sagte er eisigen Tones. „Und Sie, Gavasor vom Nandor-Klan, sind
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