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0446 - Die Gangsterpest erstickt Manhattan

0446 - Die Gangsterpest erstickt Manhattan

Titel: 0446 - Die Gangsterpest erstickt Manhattan
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Perkins«, sagte Brustelli. »Sing Sing 1955. Zehn Jahre wegen Totschlags. Vorige Woche entlassen. Ein unangenehmer Gast!«
    »Jetzt erinnere ich mich an ihn«, sagte ich.
    »Er kommt seit seiner Entlassung jeden Abend hierher. Er hat sich in May verknallt. Mit dem Burschen gibt es noch Ärger, das weiß ich. Ich habe ihm bereits Hausverbot erteilt, aber das hat ihn nicht beeindruckt. Ohne Schlägerei kriege ich ihn nicht heraus!«
    »Sie sind doch sonst nicht so zimperlich mit Ihren Gästen!« grinste ich.
    »Aber mit Perkins gibt es noch mal Ärger, das weiß ich«, sagte er eigensinnig. »Er hat nämlich damals gesungen. Er gehörte zur de Beers Gang, erinnern Sie sich?«
    »Sie sind ja bestens informiert. Ist wohl Ihr Hobby, was?«
    »Ein erfolgreicher Gastwirt muß seine Gäste richtig einschätzen können«, sagte er in seinem harten Neapolitaner Dialekt. »Perkins hat damals gesungen. Auf Grund seiner Aussage ging der ganze Verein hoch. Ich glaube nicht, daß man das in der Unterwelt vergessen hat. Und wenn ich Pech habe, geschieht das in meinem Lokal!«
    Er fuhr mit der flachen Hand über den Tisch. »Das bedeutet: Lokal kaputt, Ruf kaputt, Geschäft kaputt! Sie verstehen?«
    »Schmeißen Sie ihn doch einfach hinaus! Dafür haben Sie doch die beiden Figuren neben der Tür stehen!«
    »Bei Perkins geht das nicht so einfach. Das ist ein brutaler Gangster. Vielleicht greift er zum Schießeisen. No, Signor Cotton, so einfach ist das nicht. Die Schuld liegt nicht bei mir. Sie liegt beim Staat, der solche Kunden frei laufen läßt.«
    »Na, da haben Sie wenigstens einen Schuldigen!«
    Er erhob sich.
    »Ich muß jetzt gehen, mich um das Lokal kümmern. Aber wenn Sie einen Wunsch haben, rufen Sie mich. Solche Gäste wie Sie sind eine große Ehre für mich.«
    »Sie meinen, Beelzebub ist Ihnen lieber als der Teufel?« grinste ich.
    »Sie scherzen, Signor Cotton«, sagte er und watschelte davon.
    Ich warf einen Blick zu Perkins hinüber. Der Gangster sah in einer Weise zu mir herüber, der mir zeigte, daß er mich erkannt hatte.
    Was ging er mich an! Er war ordnungsgemäß entlassen.
    May Fair hatte ihr Lied inzwischen beendet. Sie erhielt intensiven Applaus. Dann wechselte die Beleuchtung, tauchte die Bühne in Rot, die Musik setzte wieder ein. May begann einen neuen Schlager. Sie hielt jetzt das Mikrofon in der Hand und kam von der Bühne herunter, ging durch das Lokal, blieb an jedem Tisch kurz stehen. Als sie bei Perkins vorbeikam, konnte ich sehen, wie der Gangster sich vorbeugte. Als May sich abwandte, machte er eine Bewegung, als wolle er nach ihr greifen.
    Mit einem schmetternden Schlag wurde die Eingangstür aufgerissen. Eine Frau schrie gellend auf. Abrupt brach die Musik ab.
    Ich fuhr herum.
    Drei Männer standen im Eingang. Sie trugen helle Mäntel und tief in die Stirn gezogene Hüte. Sie waren maskiert, und jeder hielt eine Maschinenpistole in der Hand.
    »Keiner bewegt sich«, rief der Anführer laut. Die Frau schrie wieder gellend auf. Ich hielt mein Glas noch immer in der Hand, sah, wie der Maskierte seine Maschinenpistole leicht anhob und mit der Mündung genau auf Perkins zeigte.
    Perkins war aufgesprungen und sah die Männer entsetzt an. Ich wußte, wie weit eine MP selbst auf kurze Entfernung streut, und sah, daß May Fair keine zwei Meter von Perkins entfernt stand.
    Ich mußte handeln.
    Ich stieß mich vom Boden ab und hechtete über den Tisch. Gläser klirrten zu Boden, der Tisch stürzte um. Dann hatte ich May erreicht und schleuderte sie in die Ecke, in den toten Winkel, den hier die Bühne bildete. Fast gleichzeitig ratterte die Maschinenpistole los, versprühte ihr todbringendes Blei in einem höllischen Inferno weißzuckender Blitze.
    Ich preßte mich an den Boden, riß meinen Revolver aus der Schulterhalfter und drückte im Bruchteil einer Sekunde ab. Aber Perkins konnte ich nicht mehr helfen. Ich sah, wie der entlassene Zuchthäusler getroffen wurde, wie er zu Boden ging.
    Der ganze Spuk hatte keine Minute gedauert, dann waren die Maskierten verschwunden. Nur die Eingangstür pendelte noch hin und her.
    Ich richtete mich auf und stürmte los, den Revolver schußbereit in der Hand. An der Tür prallte ich mit einem der Leibwächter zusammen, der sich mir in den Weg schob. Ich schleuderte ihn zur Seite, aber der Zwischenfall hatte wertvolle Sekunden gekostet.
    Als ich die Straße erreichte, sah ich nur noch die Schlußlichter eines Cadillac, der mit hoher Geschwindigkeit davonraste.
    Das
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