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0443 - Einer hat den Mord gefilmt

0443 - Einer hat den Mord gefilmt

Titel: 0443 - Einer hat den Mord gefilmt
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beides tief in die Tasche. Mit der rechten Hand riß er eine schwere Pistole aus der Halfter. Er zerschlug mit dem Lauf das Glas der Verbindungstür. Seine Kumpane drängten heran.
    Der Mörder sprang über die stählernen Gangplatten zwischen den Waggons und schmetterte den Lauf seiner Waffe in das Glas der zweiten Tür. Das Glas prasselte herab. Während er durch die Öffnung sprang, schlugen kreischend die Bremsen des Subway-Zuges an. Er rollte in die Pitkin-Station.
    ***
    Seine Soldatenerfahrung aus den Dschungeln der Pazifik-Inseln rettete Harry Writer. In zwei, drei Sätzen brachte er genug Bänke zwischen sich und die Türen, daß das Holz der Rückwände die Kugeln auffing. Die Schüsse krachten.
    Der Fotograf wußte, daß er keine Gnade zu erwarten hatte. Er spannte die Muskeln zu einem verzweifelten Satz auf die Tür zu. In letzter Sekunde fiel ihm ein, daß keine Subway-Tür während der Fahrt durch Menschenkraft zu öffnen ist.
    Die Scheiben der ersten Verbindungstür prasselten herunter. Writer riß das Akkugerät von der Schulter. Mit beiden Händen packte er den Riemen, schwang den Akku und schmetterte ihn in die Fensterscheibe, vor der er stand. Während die Bremsen des Zuges kreischten, schlug er noch einmal zu, ließ den Akku fallen, packte den oberen Rand und schwang sich aus dem Fenster.
    Der Zug rollte noch, als Writer neben die Geleise fiel. Rad auf Rad rollte an dem Mann vorbei. Dann stand der Zug.
    Writer wälzte sich um die eigene Achse, weg von der Stromschiene. Er war auf der dem Bahnsteig abgewandten Seite aus dem Zug gesprungen. Instinktiv wußte er, daß die Gangster auf ihn schießen würden, wenn er im Licht blieb.
    Mit langen Sätzen hetzte er in die Dunkelheit des Tunnels hinein, aus dem der Zug gekommen war. Das Haar sträubte sich in seinem Nacken. Er krümmte den Rücken, und jeden Augenblick fürchtete er den Einschlag einer Kugel zu spüren.
    ***
    Zehn Sekunden dauerte die Verwirrung von Kate Tharns Mörder. Er sah das zerschlagene Fenster, aber er sah den Mann nicht, denn noch rollte der Zug. Erst als er sich hinausbeugte, sah er Writer, fast am Ende des Zuges. Writer sprang gerade auf und rannte.
    Er hob die Hand mit der Pistole.
    »Vorsicht, Richard!« zischte einer seiner Kumpane. »Dort!« Der Mörder warf den Kopf nach rechts. Auf dem Gegenbahnsteig kam eine Gesellschaft von sechs Männern heran. Wenn er jetzt schoß, mußten die Männer den Schuß hören.
    Sie würden Alarm schlagen.
    »’raus!« befahl er. Er packte den Riemen des Akkugerätes, das Harry liegengelassen hatte. Die Gangster sprangen hinaus. Niemand befand sich auf dem Bahnsteig.
    Die Pistolen verschwanden in den Taschen. Der Subway-Zug ruckte an.
    »Sollen wir den Kerl über die Geleise verfolgen?« fragte der Mann, der Roc genannt wurde. »Ohne mich, Richard! Das ist mir zu gefährlich.«
    Der Anführer hielt den Akku in der Faust. »Erst einmal weg, bevor jemand uns sieht und sich später an uns erinnert.«
    Sie gingen mit großen Schritten zur Treppe. »Wir finden den verdammten Burschen«, knurrte der Boß. Er gab den Blitzlichtakkumulator an Roc weiter. Roc las das Messingschild an der Schmalseite. »Harry Writer, Fotograf, 106. Straße 815.«
    Sechs Minuten später stiegen auf der Conway-Station ein junger Mann und ein Girl von zweiundzwanzig Jahren in den Waggon Nr. 34. Da sie gern völlig ungestört sein wollten, gingen sie bis zum Ende des Wagens. Das Mädchen sah Kate Tharns Leiche zuerst.
    ***
    Ich saß Richard Black im Wohnzimmer seiner Villa gegenüber. Immer, wenn ich ihn sah, überraschte mich die absolute Schwärze seiner Augen. Black war nicht älter als ich, und er hatte eine ziemlich steile Karriere gemacht. Er beherrschte den Hafen und die ertragreichsten Viertel von Brooklyn. Er galt als brutal, und seine Konkurrenten fürchteten ihn. Niemand wagte es, als Zeuge gegen ihn auszusagen. Er handhabte das jahrtausendealte Instrument aller Herrscher, den Terror, mit Meisterschaft.
    Er lag bequem in seinem Sessel, die Beine übereinandergeschlagen, ein Glas mit Orangensaft in der Hand. Er trug keine Jacke. Sein Hemd war blütenweiß, und seine Krawatte sah aus, als hätte sie den Wochenlohn eines Hafenarbeiters gekostet.
    Am Fenster des großen Raumes stand Blacks erster Gorilla, Roc McRane, ein rothaariger Kleiderschrank irischer Herkunft. Ein dichter Filz kurzer, feuerroter Kräuselhaare bedeckte seinen runden Schädel. Neben ihm kaute Spencer Frosky an den Fingernägeln. Frosky mochte
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