Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Pflichtbewußtsein und sein Gerechtigkeitssinn waren in schweren Konflikt geraten, aber im ganzen war er über den Ausgang des Falles Stretelli höchst befriedigt.
    DAS DIAMANTENKLAVIER
    »Auf schwarzdunklem Moor oder felswildem Strand Leg' ich mich nieder, wegmüd und krank. Kalt wölbt sich der Himmel von West nach Ost, Weder Mantel noch Decke schützt mich vor Frost. Nur kaltfunkelnde Sterne halten still Wacht - Wer weiß, wo ich ruhn werde in dieser Nacht!«
    Wenn dies nicht Poggys Lieblingsballade gewesen wäre, würde Ferdie auch den Mund gehalten und nichts gesagt haben. Aber sooft sich Letty an den schönen Flügel setzte, mit ihren schlanken, weißen Händen über die Tasten fuhr, die Noten vornahm und sagte: »Ach, das mag ich nicht«, oder: »Das ist herrlich, aber ich kann es leider noch nicht richtig zum Ausdruck bringen«, und schließlich den »Zigeunersang« spielte, konnte Ferdie einfach wütend werden. Er biß dann die Zähne zusammen, lehnte sich in seinem Sessel zurück und sagte das große Einmaleins vor- und rückwärts her, bis sie mit dem Stück fertig war. Natürlich hatte Poggy den »Zigeunersang« gedichtet und komponiert. Sein Name, E. Poglam Bannett, stand in großen Buchstaben quer auf der Vorderseite, und Poggy erhielt unglaublich hohe Summen als Tantiemen für diese Komposition. Zu den Ungläubigen gehörte auch Ferdie.
    »Das ist doch einfach ein blödsinniges Gedudel«, sagte Ferdie. »Dabei kann man sich doch überhaupt nichts Vernünftiges denken. Wie kann man nur so etwas sagen: ›Wer weiß, wo ich ruhn werde in dieser Nacht!‹ Einen solchen Quatsch brauchst du doch nicht zu singen. Du weißt doch sehr gut, wo dein Zimmer ist!«
    Letty ließ die Hand in den Schoß sinken. Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige gegeben.
    Aber statt dessen nahm sie ein Buch, ging zum Bibliothekstisch hinüber, den ihr Vater im Wohnzimmer aufgestellt hatte, und setzte sich. Dann unterhielten sich die beiden miteinander. Aber es kam in den nächsten zehn Minuten zu einer scharfen Auseinandersetzung.
    »Hoffentlich ist dir bewußt«, erklärte Ferdie mit stockender Stimme, »daß du mein ganzes Leben zerstört hast.«
    Lettice Revel dachte darüber nach, dann runzelte sie die Stirn, verzog den Mund und überlegte sich, was sie ihm antworten sollte.
    »Du spielst also auch den sehnsüchtigen Spanier?« fragte sie schließlich.
    Ferdie kannte die letzten Operetten nicht und wußte daher auch nichts von dem Schlager »Der sehnsüchtige Spanier«. Aber die Spanier waren im allgemeinen ein romantisches und melancholisches Volk, deshalb hatte er nichts gegen die Bezeichnung einzuwenden.
    »Ja, ich glaube, daß die Spanier auch zu solchen Stimmungen neigen. Ich sage dir, Letty, wie ein dürrer, kahler Fels steht mein zerstörtes Leben in der Brandung des Weltalls. Du hast mich einfach vernichtet. Es ist, als ob ich von den rasiermesserscharfen Rädern des Schicksals zermalmt würde!«
    »Ach, du meinst zu einer Art Frikassee? Das erinnert mich an Irish Stew«, erwiderte sie interessiert. »Weißt du, wir hatten eine greuliche Lehrerin für Kochen im Pensionat. Wir haben sie die ›Zähe Dora‹ getauft, weil sie immer -«
    »Aber ein Mann darf doch mit Recht verlangen, daß eine Frau nicht mit nägelbeschlagenen Schuhen auf seinen heiligsten Gefühlen herumtrampeln wird, wenn sie seinen Ring angenommen und auf seine Frage erwidert hat, daß sie ihn liebt. Wenn ein Mann noch Prinzipien hat und es deshalb ablehnen muß, zu einer Gesellschaft zu gehen, in der sich ein schrecklich fetter kleiner Musiker mit schwarzen öligen Locken und Hundeaugen breitmacht, dann ist er vollkommen in seinem Recht. Dieser blöde Hammel von einem Komponisten will sich bloß interessant machen und denkt, er ist gescheit, wenn er dumme Witze erzählt, die er sich doch nur aus einer Zeitung ausgeschnitten hat... Ja, da staunst du! Aber ich habe sie deutlich in seiner Brieftasche gesehen. Nein, dahin gehe ich nicht, und ich will auch nicht, daß du hingehst. Siehst du denn das nicht ein, Letty?«
    Sie fuhr mit der Hand über die Stirn, die von schönen goldenen Locken umrahmt war, und lehnte sich resigniert zurück.
    »Wer ist denn eigentlich der Mann, von dem du da immer redest? Dieser dicke, schwarzlockige Mann?«
    »Selbstverständlich Poggy«, entgegnete er empört.
    »Aha!« sagte Letty ruhig und seufzte.
    Sie sah Ferdie jetzt ernst an. Jede Linie ihres Gesichtes zeigte, daß sie sich der Wichtigkeit des Augenblicks wohl
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher