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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte
Autoren: Edgar Wallace
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hörte von Ihrer Flucht, als ich in Aylesbury zu Mittag aß. Ich hatte eine kleine Reparatur an meinem Wagen, und der Monteur erzählte mir, daß heute morgen eine Strafgefangene ausgebrochen sei. Ich erfuhr auch, daß Sie zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden waren. Wie Sie heißen, welche Tat Sie begangen hatten, wußte der Mann nicht. Wie sollte er das auch erfahren haben? Die Leitung der Anstalt hatte wahrscheinlich keine anderen Nachrichten in die Öffentlichkeit kommen lassen.«
    »Ich bin für ein Verbrechen verurteilt worden, an dem ich unschuldig bin«, erwiderte sie leise.
    »Es tut mir leid, daß Sie das sagen. Ich hoffte sogar im stillen, daß Sie schuldig wären.«
    Sie sah ihn überrascht an, und zu seinem Erstaunen huschte ein leichtes Lächeln um ihre Mundwinkel.
    »Und sicher sind Sie auch schuldig«, fuhr John Sands fort. »Alle Leute, die verurteilt werden, sind schuldig. Der Unschuldige kommt eigentlich nur in Kriminalromanen vor. Ich will ganz offen Ihnen gegenüber sein: Ich brauche die Hilfe eines Menschen mit verbrecherischer Veranlagung. Solche Leute sind klug und wissen sich in allen Lagen zu helfen. Verstehen Sie mich recht, ich will nicht, daß Sie noch ein weiteres Verbrechen begehen. Nur sollen Sie den englischen Behörden gegenüber einen anderen Namen gebrauchen als den Ihrigen und weiter unter diesem Namen leben. Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, daß Sie unter Ihrem eigenen Namen heiraten würden.«
    »Heiraten?« sagte sie und schaute ihn groß an.
    »Ja, heiraten«, wiederholte er. »Ich gebe zu, daß die Aussicht nicht gerade sehr anziehend sein mag, aber für Sie bedeutet es ein ruhiges, sorgenfreies Leben, sogar einen gewissen Luxus, interessante Reisen und vieles andere.«
    »Wollen Sie mich etwa heiraten?« fragte sie direkt.
    John sah ihr voll ins Gesicht und zuckte nicht mit der Wimper.
    »Es ist mein Wunsch, daß Sie Harry Léman heiraten.«
    »Harry Léman?« entgegnete sie fragend. »Harry Léman? Meinen Sie den bekannten amerikanischen Petroleumkönig?«
    Er nickte.
    »Ja. Harry Léman ist vielfacher amerikanischer Millionär und hat sein Vermögen in Petroleumaktien angelegt. Das wäre das erste, was ich Ihnen mitzuteilen hätte. Zweitens müssen Sie wissen, daß Harry Léman ein Freund von mir ist - tatsächlich bin ich der einzige Freund, den er in Europa oder in den Vereinigten Staaten hat. Ich mache nun den Vorschlag, daß Sie Harry Léman nächsten Montag in einer Woche auf dem Standesamt in Griddelsea heiraten. Die besondere Genehmigung dazu werde ich beschaffen - vielleicht wird es auch schon Donnerstag sein, aber ich glaube, Montag paßt doch besser.«
    Sie legte den Kopf zurück und lachte auf.
    »Das ist aber merkwürdig, daß Sie alle die Vorkehrungen schon getroffen haben, ohne vorher im mindesten meine Einwilligung einzuholen.«
    »Das stimmt, aber Sie müssen doch selbst zugeben, daß ich keine Gelegenheit hatte, Sie vor heute abend kennenzulernen.«
    »Haben Sie denn bei diesem Plan schon immer an mich gedacht?«
    »Wenn ich offen sein soll, habe ich das nicht getan. Nein, bis heute morgen lebte die Frau, die mein Freund Harry heiraten soll, nur in meiner Phantasie. Aber nun haben wir uns doch getroffen, und das schreibe ich wieder einmal dem Einfluß meines guten Sterns zu, unter dem ich geboren bin und unter dem ich lebe. Sicherlich kennen Sie Bellatrix, das ist der Stern Gamma im Bild des Orion... Nein? Dann haben Sie sich bisher noch nicht mit Astronomie und Astrologie beschäftigt. Ich gebe zu, daß ich früher bei meinen Plänen nicht an Sie gedacht habe. Aber heute ist ein Wunder geschehen, auf geradezu märchenhafte Weise sind Sie in mein Leben getreten.«
    »Aber nehmen wir einmal an, daß ich mit all Ihren Vorbereitungen nicht einverstanden bin. Wenn ich nun nicht mitmache?«
    »Dann müßte ich Sie allerdings bitten, wieder Ihre nassen, schwarzen Kleider anzuziehen. Ich würde Sie ins Auto setzen und Sie wieder an die Stelle zurückbringen, wo ich Sie heute abend gefunden habe. Das klingt sehr unfreundlich, und ich gebe Ihnen die Versicherung, daß ich es gar nicht so böse mit Ihnen meine. Im Gegenteil, ich bin stets für ein friedliches und beschauliches Leben und nicht für große Aufregungen. Ich erkläre Ihnen feierlich, daß ich dieses ganze Abenteuer nicht unternommen hätte, wenn ich nicht so große Sorge um meinen Freund Harry Léman hätte. Er ist ein etwas sonderbarer, älterer Herr.« Sanda schüttelte
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