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0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen

0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen

Titel: 0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen
Autoren: Jason Dark
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kämpfen. Bisher hatte er körperliche Gewalt verabscheut, aber an der Seite des Mädchens Tina war er über sich selbst hinausgewachsen.
    Doch sie hatten ihm gezeigt, wo es langging. Er hing in den harten Griffen der Häscher und sah zerschlagen aus. Seine Lippen zeigten die doppelte Dicke. Sprechen konnte er kaum noch. Wenn er die Lippen bewegen wollte, verursachte dies Schmerzen.
    Auch Tina war gepackt worden. Man hatte sie über den Boden geschleift. Dementsprechend schmutzig und zerrissen sah ihre Kleidung aus. Zudem weinte sie, und ihr Blick fiel dabei auch auf den jungen Mann. Gordon versuchte, aufmunternd zu lächeln, das mißlang aber wegen seiner zerschlagenen Lippen.
    Für die Hexen war es die Nacht der Nächte. In der Walpurgisnacht konnten sie endlich zeigen, was in ihnen steckte. Da wurden aus den oft namenlosen Wesen teuflische Gestalten, die einen makabren Reigen tanzten und Menschen malträtierten.
    Sie selbst kümmerten sich nicht um die Gefangenen. Das überließen sie den Häschern in den langen Gewändern und den bleichen Gesichtern, deren flächige Haut von Runzeln, Kratern und Furchen durchzogen war. Die Hexen umflogen kreischend das Feuer. Für sie war der Scheiterhaufen das Symbol des Todes, aber nicht sie würden sterben, sondern die Menschen, die sie sonst auf den Scheiterhaufen gestellt hatten.
    Es wehrte sich niemand mehr.
    Erstens waren die Gefangenen mit ihren Kräften am Ende, zum zweiten hatte jeder von ihnen noch das Schicksal des Eleganten vor Augen, den die Flammen vernichtet hatten.
    Und sie fragten sich, wer von ihnen als nächster an den Pfahl gebunden werden würde.
    Der Burghof war zu einer Arena des Schreckens geworden, eine Stätte des Todes, in der das Grauen lauerte und von den Gefangenen auch aufgenommen wurde.
    Sprechen konnten sie nicht mehr. Hin und wieder warfen sie sich angstvolle Blicke zu, während die Häscher kein Pardon kannten und sie durch den Staub schleiften.
    So näherten sie sich dem Feuer.
    Es war warm auf dem Hof. Die Flammen gaben die wabernde Hitze ab. Sie verzerrten auch die Sicht und erinnerten an lange Arme, die nur greifen wollten.
    Manchmal wirkten sie so, als würden sie aus zahlreichen Gesichtern bestehen, wenn sie ineinander flossen. Aus feurigen Augen, grausam verzogenen Mündern und dem Wissen, daß ihnen keiner entkommen konnte. Weder Mann noch Frau.
    Die Hitze kam in Wellen, je, nach dem, ob ihnen der Wind die Flammen entgegenwehte.
    Manchmal wollten die Verurteilter; zurückzucken, das ließen die Häscher nicht zu. Sie hielten die Menschen fest, gaben ihnen keinen Millimeter Spielraum.
    Sie blieben stehen.
    Es war ein lauerndes Warten. Das Ende rückte mit jeder Sekunde näher, doch durch das Warten vergrößerte sich die Qual der Gefangenen. Irgend jemand mußte eine Auswahl treffen und bekanntgeben, wer als erster ein Opfer der Flammen wurde.
    Die Häscher waren nur Hilfskräfte. Eine Auswahl trafen die Hexen. Diese widerlichen Geschöpfe mit den schwarzen Flügeln, die über ihnen kreisten und dabei kreischten, setzten plötzlich zur Landung an. Nackte, dunkle Körper streckten sich. Die Gesichter verzogen sich noch mehr, die Haare auf den Köpfen stellten sich hoch wie lange Messerklingen, und sie zitterten auch nach.
    Die Landung…
    Lautlos erreichten sie den Burghof, breiteten die Arme aus, die Flügel fielen zusammen und mit tapsig wirkenden Bewegungen setzten sie ihren Weg fort.
    Sie suchten nach dem ersten Opfer.
    Näher und näher kämen sie.
    Zum erstenmal sahen die Gefangenen diese alptraumhaften Geschöpfe aus unmittelbarer Nähe. Sie waren sogar so nahe herangekommen, daß sie die Körper und Gesichter mit ihren ausgestreckten Händen berühren konnten, was sie auch taten.
    Da strichen die widerlichen Finger über die Haut der Menschen. Sie tasteten, sie fühlten, sie prüften, drückten in die Haut, um festzustellen, ob es sich auch lohnte.
    Ja, es lohnte sich.
    Besonders bei den Frauen, denn ihre eigenen Geschlechtsgenossinnen wurden von der Hexenbrut besonders gehaßt. Obwohl es niemand ausgesprochen hatte, war jedem klar, daß sich die Hexen als erstes Opfer eine Frau aussuchen würden.
    Auch Gordon wußte dies.
    Er hatte sich wieder einigermaßen erholt. Zwar waren die Schmerzen nach wie vor vorhanden, aber sein Hirn arbeitete wieder klar und nüchtern. Er konnte denken, Schlüsse und Folgerungen ziehen, und er hoffte, daß es nicht Tina sein würde, die als erste auf den Scheiterhaufen gestellt werden sollte.
    Diese
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