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0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter

0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter

Titel: 0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter
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nachprüfbar.«
    Er schwieg und stierte wieder Löcher in den Boden.
    Plötzlich hatte ich eine Idee, die uns einen Schritt weiterbringen konnte.
    ***
    Aus einem Nachbarraum telefonierte ich mit der Columbia Broadcasting Company, die die Direktübertragung des Boxkampfes gemacht hatte. Michel Bets war leitender Redakteur für die Sportsendung. Ich erreichte ihn nach wenigen Minuten und trug meine Bitte vor.
    »Sorry«, sagte er, nachdem ich ausgeredet hatte, »aber es handelt sich um eine Direktübertragung, von der wir keine Konserve anfertigen ließen. Aber Sie sind nicht der erste, der nach dem Film fragt.«
    »Nein? Wer sollte sich denn außer der Polizei für den Streifen interessieren?«
    »Es war ein Mann, der sich mit Cannon vorstellte und zwar gestern abend sehr spät.«
    »Und Sie haben ihm die gleiche Auskunft gegeben wie mir?«
    »Was blieb mir anders übrig? Aber sagen Sie mal, was ist mit Lion Brecket? Der Junge war ausgezeichnet. Warum ist er zu Boden gegangen?«
    »Was ich Ihnen jetzt sage, Mr. Bets, haben Sie in Wirklichkeit nie gehört. Und ich erzähle es Ihnen nur, damit Sie versuchen, doch noch an Filmmaterial zu kommen. Lion Brecket wurde im Ring ermordet, durch einen. Schuß in die Schläfe.«
    »Aber das ist doch ausgeschlossen«, erwiderte er. »Ich habe direkt am Ring gesessen und hätte es sehen müssen.«
    »Nein, alles ging so blitzschnell, daß es kaum jemand bemerkt haben kann.«
    »Moment«, sagte Bets nach einer Weile, »da fällt mir ein, daß ein Schmalfilm-Amateur uns einen Streifen angeboten hat.«
    »Sagen Sie mir Bescheid, wann wir uns den Film bei Ihnen ansehen können?«
    »In ein paar Minuten erhalten Sie Nachricht.«
    Wir hängten ein. Ich ging in unser Office zurück. Hellman sah mich erwartungsvoll an. Als er jedoch meine eisige Miene sah, sank er wieder in sich zusammen.
    Schweigend rauchten Phil und ich eine Zigarette.
    Bets hielt Wort und läutete kurz darauf an. Er hatte den Film gekauft und bat uns, zur Columbia Broadcasting TV herüberzukommen. Ich telefonierte noch zwei Minuten mit Bets und bat ihn um eine Gefälligkeit.
    ***
    Hellman hatte jedes Wort meines Gesprächs mitgehört. Er wurde von Augenblick zu Augenblick nervöser. Rote Flecken bildeten sich auf seinen stoppeligen Wangen. Seine Augen glühten fiebrig. Unentwegt fuhr seine Zungenspitze über die trockenen Lippen.
    »Sie werden mich mitnehmen?« fragte er, als ich aufgelegt hatte.
    »Natürlich«, antwortete ich und bestellte einen Wagen der Fahrbereitschaft, der nicht als Polizeifahrzeug zu erkennen war.
    »Was versprechen Sie sich von diesem Film?« fragte Hellman während der Fahrt.
    »Ich vermute, daß der Täter nicht weit vom Ring entfernt gesessen hat, weil Lion mit einer Pistolenkugel ermordet wurde«, entgegnete ich. »Da es sich um einen Amateurfilm handelt, ist bestimmt nicht unmittelbar am Boxring gefilmt worden, sondern von weiter oben, von den Rängen. Auf diese Art und Weise werden eine Menge Zuschauer zu sehen sein. Einer unter diesen Zuschauern, die unmittelbar am Ring gesessen haben, hat die tödliche Kugel abgefeuert.«
    »Sie mögen recht haben«, antwortete er leise.
    »Sie haben also immer noch die Hoffnung, daß wir Sie nicht entdecken?« fragte ich Hellman nach einer Weile.
    »Ich bin nicht in Madison Square Garden gewesen«, antwortete er dumpf.
    Schweigend legten wir den Weg zur Madison Avenue 485 zurück, wo sich das Hochhaus der Columbia TV befand. Ehe wir ausstiegen, nahm ich Hellman die Handschellen ab.
    »Fliehen Sie, machen wir von der Schußwaffe Gebrauch.« Er nickte.
    Mr. Bets begrüßte uns im Besuchersaal und brachte uns mit dem Fahrstuhl nach oben.
    »Ich habe mir den Film inzwischen schon vorführen lassen«, sagte er, »der Streifen ist besser, als ich dachte. Das Vorführgerät steht im kleinen Konferenzzimmer. Das Bild ist allerdings durch eine Spezialoptik erheblich vergrößert.«
    »Haben Sie mit ihr telefoniert?« fragte ich beiläufig.
    »Ja, sie hat mir versprochen zu kommen.«
    Ich besprach mit Phil den Einsatzplan. Mein Freund ließ sich von Mr. Bets zu einer Tasse Kaffee einladen.
    Hellman und ich betraten das verdunkelte Konferenzzimmer, in dem vier Wandleuchten brannten. In der Mitte stand ein länglicher Tisch, an dem elf Personen Platz hatten. An der fensterlosen Stirnseite war eine Leinwand eingearbeitet. Der Vorführapparat stand nicht im Konferenzzimmer, sondern in einer kleinen Kabine, die nur durch zwei faustgroße Löcher für den
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