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0425 - Das Mädchen und die Todesperlen

0425 - Das Mädchen und die Todesperlen

Titel: 0425 - Das Mädchen und die Todesperlen
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einen Arzt her. Ich möchte gern dabei sein, wenn Sie den Hehler vernehmen.«
    »In Ordnung.«
    Zwanzig Minuten später wurde ich abgelöst.
    ***
    Raffert hatte keine Ahnung, das er in einem Motel gelandet war, das sich in Kreisen der Unterwelt einiger Beliebtheit erfreute. Es lag am Stadtrand, dort, wo Canada - und Verdugo Boulevard zusammenstoßen.
    Am Fuß eines sanft ansteigenden Hügels, der mit Eukalyptusbäumen bestanden ist, döste das L-förmige, flache Gebäude in der Sonne. Zwischen dem Motel und dem an dieser Stelle nur von wenigen Häusern gesäumten Boulevard lag ein staubiger Parkplatz.
    Der kurze Flügel des Motels enthielt die Autoboxen, der lange die Wirtschaftsräume und acht Zimmer. An diesem Tage war Raffert der einzige Gast. Er hatte nach dem geglückten Kidnapping den neuen Koffer vom Wagen in sein Zimmer geschleppt. In dem Koffer steckte Hattie. Bewußtlos, mit Pflasterstreifen gefesselt. Geknebelt.
    Die acht Zimmer lagen zu ebener Erde. An den Türen führte ein Holzsteg vorbei. Die Zimmer nahmen die ganze Tiefe des Gebäudes ein. Auf der Rückseite gab es jeweils ein großes Fenster, durch das man die Eukalyptusbäume auf dem Hügel sehen konnte.
    Raffert schleppte den Koffer in sein Zimmer, hob Hattie heraus und legte sie in den Kleiderschrank. Die Türen schlossen nicht sonderlich dicht, so daß das Kind nicht ersticken konnte.
    Der Grauhaarige hielt sich nicht lange auf, sondern sperrte das Zimmer von außen ab, steckte den Schlüssel ein und fuhr zu dem Autoverleih. Er gab den Wagen zurück und ließ sich dann von einem Taxi bis in die Nähe des Motels fahren. Den Rest des Weges ging der Mörder zu Fuß. Das war keine entscheidende Vorsichtsmaßnahme, aber Raffert wußte, daß im Ernstfall der Erfolg oder der. Mißerfolg von solchen Kleinigkeiten abhängen kann.
    Hattie war immer noch bewußtlos, das Motel so ruhig, als sei es ausgestorben.
    Raffert ließ sich auf das breite Bett fallen.
    In seinem Magen saß eine seltsame Übelkeit. Es war wie ein dicker schwerer Klumpen, der ihn nach unten zog, der seine Bewegungen verlangsamte und sein Hirn lähmte.
    Angst, dachte der Mörder, ich habe Angst, weil ich zu gefährlich spiele. Ein Mord und ein Kidnapping. Wenn sie mich fassen, ist es aus. Aber sie werden mich nicht fassen.
    Er biß die Zähne zusammen. Dann sah er auf die Uhr. Es war Zeit für den ersten Anruf. Die Frau mußte jetzt wieder zu Hause sein. Es war besser, schon jetzt anzurufen, solange sie die Polizei noch nicht benachrichtigt hatte.
    Raffert brachte es schnell hinter sich und erwischte genau den richtigen Zeitpunkt. Merle Burke war gerade aus dem Krankenhaus zurückgekommen. Als er auflegte, hatte er die Frau in panische Angst versetzt.
    Er warf sich wieder aufs Bett und wartete. Seine Angst ließ etwas nach. Es würde klappen. Er wollte der Frau zwei Stunden geben, um die Perlen zu besorgen. Bis dahin mußte er sich für einen geeigneten Übergabeort entschieden haben.
    Raffert erhob sich. Er ging zu dem großen Schrank und öffnete die Tür.
    Hattie lag wie ein Bündel zu seinen Füßen. Die kleinen Hände waren mit Leukoplaststreifen vor der Brust gefesselt. Über dem kindlichen Mund klebte ein breites Pflaster.
    Das Kind hatte die Augen aufgeschlagen. Entsetzen und Angst lagen in dem Blick. Das kleine Gesicht hatte eine fahle Färbung angenommen.
    Ungerührt schloß der Mörder die Schranktür.
    In dem häßlichen Zimmer war die Luft so abgestanden wie ein schales Bier. Aber Raffert verzichtete darauf, das nach hinten gelegene Fenster zu öffnen, denn falls jemand auf dem Hügel zwischen den Bäumen stand, konnte er hereinblicken.
    Raffert ging zur Tür, zog sie einen Spalt weit auf und äugte hinaus. Staubig und leer lag der Parkplatz vor dem Motel. Die Luft flimmerte über dem braunen Sand. Ein offener Wagen rollte langsam über den Verdugo Boulevard. Hinter dem Lenkrad saß eine junge Frau mit blauem Kopftuch. Auf dem Beifahrersitz hockte ein goldfarbener Afghane.
    Der Mörder spürte, wie der Hunger in ihm nagte. Seit Stunden hatte er nichts mehr gegessen. Das Motel verfügte über einen kleinen Imbißraum. Dort konnte man sicherlich ein paar Sandwiches und eine Flasche Bier bekommen.
    In dem Augenblick, da er sein Zimmer verlassen wollte, rollte ein Wagen vom Boulevard herunter auf den Parkplatz.
    Raffert kniff die Augen zusammen. Von einer Sekunde zu anderen wurden seine Hände eiskalt. Den seeblauen Plymouth hatte er heute schon einmal gesehen. Eine Verwechslung
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