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0420 - Aibons Schlangenzauber

0420 - Aibons Schlangenzauber

Titel: 0420 - Aibons Schlangenzauber
Autoren: Jason Dark
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kalt. Aber die ist warm. Vielleicht ist sie nur bewußtlos. Wenn man aus einer anderen Welt kommt, ist es immer schwer, auf der Erde zu bleiben.«
    Der Mann wischte über seine Stirn. Er konnte mit der Phantasie seiner Tochter nicht schritthalten. Für ihn gab es nur die Erde. Er hatte es gelernt, sich an Verkaufszahlen zu orientieren. Alles andere war unwichtig oder hatte er verdrängt.
    Und jetzt kam so ein kleines Mädchen und konfrontierte ihn mit Dingen, die es überzeugend darlegte. Sein Weltbild war zwar nicht ins Wanken geraten, aber er begann doch, darüber nachzudenken.
    Inzwischen war er auch der Ansicht, es nicht mit einer Schaufensterpuppe zu tun zu haben.
    »Sie ist wunderschön«, flüsterte Eileen.
    »Gefällt sie dir so gut?«
    »Ja, Dad. Ich kann dir gar nicht sagen, wie toll ich sie finde. Die ist klasse.«
    »Wir werden sie sehr vorsichtig tragen müssen. Soll ich sie nehmen?«
    Eileen wollte nicht. »Wir beide, Dad. Sie ist sehr zart. Ich will nicht, daß ihr etwas passiert und daß ein Flügel abbricht. Es wird schwer sein, sie aus dem Baum zu heben.«
    »Das kann sein.« Eileen war Feuer und Flamme. Sie wollte die Elfe an den Beinen fassen und hatte deshalb nur Augenfür das Geschöpf. Pernell Hendricks aber war nicht wohl. Er behielt lieber die Umgebung im Auge. Der Himmel war düster geworden. Aus den dunklen Wolken lösten sich die ersten Schneeflocken. Lautlos rieselten die weißen Grüße dem Boden entgegen.
    Der Mann entdeckte hinter dem Baum eine Bewegung.
    Zuerst dachte er an einen dicken Ast, den der Wind bewegt hatte.
    Aber da schwang nichts, da brach auch nichts ab.
    Es dauerte einige Sekunden, bis der Mann es erfaßte. Er sah noch zu, wie sich etwas Grünes durch eine Lücke zwischen den Zweigen schob und ein gewaltiges Maul aufklaffte.
    Die Erkenntnis traf Pernell Hendricks schockartig.
    Hinter der Figur lauerte eine Riesenschlange!
    ***
    Eileen hatte nichts davon bemerkt. Nach wie vor war sie damit beschäftigt, die Elfe oder Fee zu untersuchen. Sie hatte sich gebückt, um herauszufinden, wo die hauchdünnen Flügel festklemmten.
    Die Schlange sah sie nicht.
    Und Pernell Hendricks, ihr Vater, reagierte. Sein rechter Arm legte sich auf die Schulter des Mädchens. Die Finger griffen hart zu, und mit einem heftigen Ruck zog er Eileen so hastig an sich heran, daß sie aufschrie.
    »Was machst du, Dad?«
    Ihr Vater zeigte nur nach vorn. »Da, sieh genau hin! Da ist sie. Eine Schlange.« Er sagte dies und glaubte, sich selbst in einem Traum zu befinden. Riesenschlangen gab es ebenfalls nur in Märchen, Legenden oder Träumen. Jedenfalls nicht in diesem Teil von England.
    Die Schlange schob sich weiter. Sie fand genau die richtigen Lücken, und kaum ein Geräusch war zu vernehmen.
    Eileen starrte auf das Geschehen. Sie hatte sich an ihren Vater geklammert, die Augen wurden naß, denn sie spürte instinktiv, was die Schlange vorhatte.
    »Sie wird die Fee fressen!«
    Pernell nickte. Er hatte es eigentlich nicht gewollt, die Reaktion war spontan erfolgt.
    »Dann müssen wir ihr helfen, Dad.«
    »Nein, mein Liebling, das können wir nicht.«
    »Doch, Dad. Ich habe sie gefunden. Ich bin für sie verantwortlich. Wir müssen ihr beistehen.«
    »Aber wie?«
    »Du bist stark.«
    »Nicht so stark wie die Schlange.«
    »Dad, bitte. Wir können sie nicht im Stich lassen.« Eileen fing an zu weinen, aber der Entschluß des Mannes stand fest. Auf keinen Fall würde er sich auf einen Kampf mit der Riesenschlange einlassen.
    Für ihn gab es nur eine Möglichkeit. So rasch wie möglich zu verschwinden.
    Pernell Hendricks zog seine Tochter zurück. Eileen wollte zunächst nicht. Sie stemmte sich mit beiden Füßen in den Boden, den Mund hielt sie weit offen, und flüsternd brachte sie das Wort Elfe und Fee hervor. Ihr Vater kannte kein Pardon. Er mußte seine Tochter zu ihrem eigenen Schutz in Sicherheit bringen.
    Und die Schlange glitt weiter. Trotz ihrer gewaltigen Länge und ihres Körpergewichts bewegte sie sich nahezu lautlos und geschmeidig. Der Körper hatte den Umfang eines Männerschenkels.
    Wenn sie das Maul öffnete, blickten die beiden in einen regelrechten Schlund.
    Pernell Hendricks schüttelte den Kopf. Er verstand die Welt nicht mehr. Obwohl er hatte fliehen wollen, blieb er stehen und sah zu, was weiterhin geschah.
    Die Schlange hatte es geschafft, sich so zu drehen, daß sich ihr weit aufgerissenes Maul schon hinter dem Kopf der Fee befand.
    Und es schob sich noch weiter vor.
    Das Maul
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