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0419 - Schattenjäger

0419 - Schattenjäger

Titel: 0419 - Schattenjäger
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geschützt?
    Er wußte es nicht, konnte es nur vermuten, so wie nahezu alles, was mit diesem Amulett zusammenhing, ihm ein Rätsel war. Fest stand nur, daß sein Leben sich irgendwie verändert hatte, seit er die handtellergroße Silberscheibe mit den seltsamen Zeichen und Hieroglyphen besaß.
    Auf geheimnisvolle Weise schien es ihn zu lenken.
    Es hatte ihn zu jener Waldlichtung geführt, wo ein Mann unter dem Feuerblitz einer unbegreiflichen, unmenschlichen Kreatur starb. Es hatte selbst einen grellen Energieblitz ausgesandt, der den unheimlichen Fremden seinerseits in eine Feuerlohe gehüllt hatte. Wer dieser Fremde war, wußte er bis heute nicht, aber der Mann, der verbrannt war, war ein Mongole namens Wang Lee Chan gewesen.
    Doch mit diesem Namen konnte der Schatten nicht viel anfangen. Er war für ihn ein Fremder.
    Schatten sind dunkel.
    Ihr Element ist die Nacht.
    Dunkelhäutig war auch Yves Cascal, den sie in seiner Heimatstadt Baton Rouge l’ombre, den »Schatten«, nannten. Meistens machte er nachts seine Streifzüge durch die Unterwelt der Hauptstadt von Louisiana; ein kleiner Gauner, der versuchte, sich irgendwie durchzuschlagen, ohne besonders aufzufallen. In dieser Halb- und Unterwelt kannte ihn fast jeder, aber die meisten anderen Gauner und die Syndikate ließen ihn in Ruhe, weil er bemüht war, ihnen nicht in die Quere zu kommen und seinen eigenen Weg ging. Einen mitunter seltsamen Weg, wenn er beispeilsweise jemandem in den Weg trat, um ihm die Brieftasche abzuluchsen, und diesem Jemand damit das Leben rettete, weil er, wenn er ungehindert weitergegangen wäre, ein paar Meter weiter Opfer eines Verkehrsunfalls geworden wäre… Es gab genug Fälle, in denen Cascal mit seinen kleinen Aktionen, die eigentlich nur ihm selbst Vorteile bringen sollten und sich am Rande oder jenseits der Legalität abspielten, positive Nebeneffekte bewirkte, ohne es überhaupt zu wollen. Er lavierte sich immer wieder haarscharf zwischen Gut und Böse hindurch, einem Schatten gleich in einer Grauzone zwischen schwarz und weiß.
    Der 28jährige Mischling, dessen Vorfahren Anfang des vergangnen Jahrhunderts als Sklaven nach Louisiana geholt worden waren, war wieder unterwegs.
    Er folgte seinem Stern.
    Dem sechsten der Sterne von Myrrian-ey-Llyrana. Er hatte sich entschlossen, sich einfach leiten zu lassen, nachdem er die seltsame Gedankenbotschaft übermittelt bekommmen hatte.
    ICH BIN!
    Der Ausgangspunkt mußte jenes Anwesen im Süden Floridas sein, wo er damals schon einmal gewesen war. Auf eine Weise, die er nicht begriff, hatte das Amulett ihm diese Überzeugung eingepflanzt. Und so kam er -zu dem Entschluß, daß er nach Florida mußte.
    Es war ein weiter Weg, vor allem für einen Mann, der kaum mehr besaß als sein Talent, fast Unmögliches möglich zu machen.
    Seiner jüngeren Schwester, für die zu sorgen er sich verpflichtet fühlte, weil es sonst keine Angehörigen mehr gab, hatte er nur eine kleine Notiz hinterlassen, die besagte, daß er für einige Tage fort sein würde. Das kam hin und wieder vor. Was sein Ziel war, hatte er nicht verraten.
    Er streifte durch die nächtlichen schmalen Straßen Baton Rouges. Er mußte eine Möglichkeit finden, so schnell wie möglich nach Florida zu kommen. Am schnellsten ginge es mit einem Flugzeug. Aber sowohl ein Flug wie auch die Fahrt mit dem Greyhound-Bus kostete Geld, und das stand ihm nicht zur Verfügung.
    An einen fahrbaren Untersatz war schon eher heranzukommen. Garry Lafayette stellte ihm den Wagen ja förmlich vor die Füße.
    Lafayette war ein Betrüger, Spieler und Zuhälter. Nichts von dem, was er besaß, hatte er durch ehrliche Arbeit erworben. Er lebte auf Kosten anderer. Den Wagen, den er vor einer der kleinen Rotlicht-Bars abstellte, hatte er sich auch durch Betrug ergaunert. Der Schatten sah, wie Lafayette ausstieg und die Bar mit der geschmacklosen Neonreklame betrat. Ganz sicher war sein Schritt nicht; offenbar hatte er schon in ein paar anderen Lokalen längere Pausen eingelegt. Lautlos folgte der Schatten ihm. Der Rausschmeißer des Etablissements kannte ihn und nickte ihm nur zu, als Cascal die schummerige Höhle betrat, in der vor lauter Tabakrauch fast zu wenig von den beiden nackten Mädchen zu sehen war, die im zuckenden Spotlight zu schlechter Musik tanzten. Der Schatten ließ sich von ihnen nicht ablenken. Er schob sich am Rand der schlecht ausgeleuchteten Räucherkammer entlang, bis er Lafayette wiedersah. Zufrieden stellte er fest, daß der
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