Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
041 - Der Satanskult

041 - Der Satanskult

Titel: 041 - Der Satanskult
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
aus unregelmäßigen Feldsteinen war mit Efeu bedeckt, die bleiverglasten Fenster im Kirchenschiff wirkten düster und abweisend. Im Sonnenlicht mochte diese kleine Kirche noch freundlich aussehen, doch jetzt, als Wolken vor die Sonne zogen, scheute Cohen unwillkürlich zurück, während Lilian Hunter auf den Seiteneingang zuschritt.
    »Hören Sie doch, Marvin!« Sie schob den Kopf etwas vor. »Hören Sie?«
    »Nicht direkt«, antwortete Cohen vorsichtig. Er wollte sie nicht verletzen. Natürlich wusste er, dass ihr Geist sich verwirrt hatte. Die Gründe hierfür lagen in der Vergangenheit, über die selbst Dorian, der Dämonenkiller, nicht gern redete. Kurz nach der Hochzeit war Lilian in die Gewalt dunkler Mächte und Dämonen geraten und hatte darüber den Verstand verloren.
    Sie hatte sich jetzt längst von Cohen gelöst. Lilian ließ ihn zurück, ging immer schneller auf den Seiteneingang zu. Ihre Bewegungen waren koordiniert und sicher. Sie war sich ihres Körpers voll bewusst. Marvin sah ihr bewundernd nach.
    Lilian hatte die schwere Holztür mit den alten Eisenbeschlägen bereits aufgedrückt, scheinbar mühelos. Sie richtete sich auf, wurde zu einer jungen, selbstsicheren Frau, ging über die ausgetretenen Steinplatten und blieb vor dem Mittelgang stehen.
    Marvin verharrte neben dem alten Gitter aus Schmiedeeisen. Hier war er unbeobachtet und konnte sie mit seinen Blicken verschlingen. Es waren Blicke, die mit brutalem Sex nichts zu tun hatten; in ihnen spiegelte sich Zärtlichkeit.
    »Sehen Sie die Braut, Marvin?« Sie redete ihn an, ohne ihren Kopf nach ihm umzuwenden, sprach leise, aber deutlich. »Sehen Sie doch die Braut!« Sie betrat zögernd den Mittelgang und näherte sich dem Altar. »Wie schön sie ist! Unsagbar schön!«
    »Erkennen Sie das Gesicht, Lilian?«
    »Ich sehe nur das Kleid, kein Gesicht. Und ich sehe auch den Bräutigam. Er wendet mir den Rücken zu. Warum dreht er sich nicht um? Ich weiß, dass ich ihn kennen werde. Ich spüre, dass wir uns kennen. Warum dreht er sich nicht um?« Ihre Stimme wurde klagend.
    »Wer ist die Braut?«, fragte Cohen eindringlich, ohne sich aber vom Gitter zu lösen. Er ahnte, ja, er wusste, dass dies die Kirche sein musste, in der Lilian und Dorian geheiratet hatten. Eifersucht keimte in ihm auf. Er wünschte sich fast, dass die Bilder der Erinnerung für Lilian nicht zu deutlich wurden. Sie sollte sich nicht an Dorian erinnern. Sie war zu gut für ihn.
    »Nein!«, stieß sie jetzt hervor, nahm die Hände vor die Brust und sank auf die Knie. Ihre schmalen, zerbrechlichen Schultern bebten. Sie weinte.
    »Wer ist die Braut?«, fragte Cohen gegen seinen Willen. Er hatte das Gefühl, ihre seelische Blockade jetzt durchbrechen zu können. Für Dorian tat er es gewiss nicht. Es ging ihm nur um diese Frau, die er verehrte.
    »Ich bin die Braut«, antwortete sie leise. »Ich bin die Braut und werde heiraten. Ich erkenne mich ganz deutlich. Ich höre die Orgel und den Chor. Oh, wie wunderschön diese Musik ist! Und die vielen Blumen auf dem Altar – die Menschen … Aber wer ist mein Bräutigam? Wer ist es?«
    Marvin Cohen presste die Lippen zusammen. Er hätte jetzt den Namen Dorians nennen müssen, doch er wollte es nicht. Sie hatte sich an ihre Trauung hier in der kleinen Dorfkirche erinnert. Wenn sie sich auch noch an Dorian erinnerte, dann war sie für ihn verloren.
    »Wer ist mein Bräutigam?« Qual, Sehnsucht und Verzweiflung schwangen in ihrer Stimme mit.
    Er sah krampfhaft zu Boden. Er schämte sich, wusste, dass er sich wie ein Schuft benahm, doch er kam gegen seine aufgewühlten Gefühle nicht an. Sein Blick irrte von ihrer schlanken Gestalt ab und suchte einen Punkt an der Längswand des Kirchenschiffes.
    In diesem Moment sah er die Gestalt, die hinter einer der dicken, gedrungenen Säulen hervortrat. Sie trug einen weiten, schwarzen Umhang und eine Halbmaske, bleckte die Zähne, grinste und machte eine obszöne Geste, wie man sie sich gemeiner und eindeutiger einfach nicht vorstellen konnte. Es erschien eine zweite Gestalt, dann eine dritte, eine vierte. Von allen Seiten tauchten die Vermummten, die sich nur in der Art ihrer Gesichtsmasken unterschieden, auf. Noch waren sie stumm, doch ihre Absicht war unverkennbar. Sie wurden vom Altar magisch angezogen, pirschten sich an ihn heran, schienen die Anwesenheit von Lilian und Cohen zu übersehen.
    Lilian!
    Sie hatte noch nichts von den Vermummten bemerkt, saß nun in einer Kirchenbank und war in Gedanken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher