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0409 - Raissas Raubtier-Horror

0409 - Raissas Raubtier-Horror

Titel: 0409 - Raissas Raubtier-Horror
Autoren: Jason Dark
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tun?«
    Obwohl sein altes, faltiges Gesicht im Schatten der Kapuzenkrempe lag, erkannte ich doch den erstaunten Ausdruck auf seinen Zügen. »Das weißt du nicht?« fragte er erstaunt.
    »Nein.«
    »Die Druiden waren ein besonderes Volk.«
    »Das glaube ich schon, aber…«
    Seine Handbewegung brachte mich zum Schweigen. »Sie wussten viel, sie arbeiteten auf zahlreichen Gebieten. Sie waren Magier und Wissenschaftler. Sie haben sich mit der Sternenkunde beschäftigt, sie untersuchten die Natur, sie lernten die Gesetze kennen, und sie waren gleichzeitig mächtige Magier. Sie kannten Verbindungen zwischen bestimmten magischen Punkten, sie errechneten Kometenbahnen, und sie wussten auch, was es zu bedeuten hatte, wenn die Kometen sich dem menschlichen Auge am Himmel zeigten. Es waren besondere Menschen, diese Druiden. Priester und Magier, sogar Wissenschaftler.«
    »Aber sind Aibons Tiere nicht längst tot? Und liegt Aibon nicht in einer anderen Dimension?« fragte ich.
    »Ja und nein. Du kennst vielleicht die Wechselwirkung der Zeiten. Irland ist das Reich der Druiden. Hier fühlen sie sich wohl, hier haben sie gelebt, hier ließ man sie in Ruhe, hier konnten sie wirken, und hier begruben sie auch ihre Toten, deren Seelen auf die lange Reise ins Nichts gegangen waren.«
    »Und die Tiere?«
    »Ja. Wenn der Komet erscheint, wird seine Strahlung auch über uns hinweggleiten und das erwecken, was sich im Boden befindet. Er wird ihn auflockern, ihn durchsichtig machen, und ich habe mein Ziel endgültig erreicht.«
    Es war gut, dass er auf sich selbst zu sprechen kam, da ich wissen wollte, woran ich mit ihm war. »Du bist Krull, nicht wahr?«
    »So nennt man mich.«
    »Wer bist du wirklich? Woher kommst du?«
    Er hob die Arme. Die Ärmel des Mantels fielen zurück, sodass ich seine Hände besser erkennen konnte. Der alte Mann hatte lange Finger, sie wirkten wie knotige Äste.
    Irgendwie passten sie zu seinem Gesicht. »Ich bin ein Suchender. Ich gehöre zu denen, die viel gelesen haben, um anschließend die Dinge zu suchen und ihnen auf den Grund zu gehen.«
    »Das ist alles?«
    »Ja, in diesen schlichten Worten steckt mehr, als sie tatsächlich aussagen. Suchende sind Mahner. Es sind Menschen, jede Zeit hat sie. Aber sie werden zumeist nicht wahrgenommen oder verlacht. Mir erging es ähnlich, als ich in den großen Städten nach Büchern über Druiden suchte. Als ich fragte, lachte man mich aus und schickte mich in die Kinderbuchabteilung. Ich bin gegangen und habe die alten Sagen genau studiert. Vieles stimmte mit meinen Forschungen überein. Bei zahlreichen Textpassagen fand ich den Weg hierher, wo sich der alte Friedhof befindet. Es war wunderbar, all dies zu sehen, was ich in meinen Forschungen herausgefunden habe. Nicht mehr Theorie, sondern Praxis. Heute bin ich so weit und kann sagen, dass ein Traum in Erfüllung geht. Der Komet kommt. Er wird am Himmel erscheinen und seine Magie senden. Dann bricht die Erde auf. Was in Aibon begraben wurde, wird die Magie aus dem All wieder an die Oberfläche holen.«
    Was Krull mir da erzählte, glaubte ich ihm. Es gab Verbindungen zwischen der realen Wissenschaft und der Magie. Nicht zuletzt Professor Chandler hatte mich davon überzeugt.
    Mir kam eine Idee.
    Oft war es so, dass Menschen, die ein gleiches Hobby oder Ziel haben, miteinander in Verbindung stehen, auch wenn sie räumlich getrennt leben. Verwandte Seelen finden sich immer. Deshalb wollte ich von Krull wissen, ob ihm eine bestimmte Person bekannt war, die auch ich zu meinen Bekannten zählte.
    »Professor Chandler?« fragte ich flüsternd. »Kennst du ihn?«
    Krull bewegte seine Lippen. Es sollte wohl ein Lächeln sein.
    »Ich kenne ihn sogar gut. Zwar habe ich ihn nie gesehen, aber seine Aufzeichnungen waren für mich sehr interessant. Ich habe viel aus ihnen gelernt und weiß, dass auch er zu den Menschen gehört, die man nie richtig ernst nahm oder nimmt. Seine Berechnungen wurden von den Kollegen verlacht. Diese verließen sich allein auf ihre Mathematik, sie…«
    Ich unterbrach ihn, denn ich kannte selbst genug über Chandler.
    »Und wie war das mit Raissa?« erkundigte ich mich. »Woher hast du sie? Einfach mitgenommen? Oder ist sie deine Enkelin?«
    »Ich habe sie gefunden.«
    »Einfach so?«
    »Ja, sie war ausgesetzt. Wer sie zur Welt gebracht hat, weiß sie nicht. Jedenfalls nahm ich sie auf, und sie lehrte mich, mit der Natur umzugehen, denn sie hat zu den Tieren dieses Planeten ein besonderes Verhältnis.
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