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0406 - Finale in der Knochengrube

0406 - Finale in der Knochengrube

Titel: 0406 - Finale in der Knochengrube
Autoren: Jason Dark
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absetzte, war es zur Hälfte leer.
    »Das tat gut«, stöhnte er und fuhr sich über den Bauch, während er breit grinste.
    Wir hatten nur an dem »Stoff« genippt. Brennend interessierte uns, was uns der Oberst erzählen wollte. Er wollte gerade loslegen, als ihn etwas störte.
    Auch uns waren die Stimmen draußen in der Halle aufgefallen. Sie waren gut durch die dicke Holztür zu hören.
    Tschigin verzog verärgert die Mundwinkel und wies Wladimir Golenkow an, nachzusehen.
    Der KGB-Mann ging zur Tür. Er hatte schon die Hand ausgestreckt, als das passierte, was man in dieser Schule als eine Art Todsünde ansehen konnte. Jemand hatte sich von der anderen Seite gegen die Tür geworfen und sie aufgedrückt.
    Golenkow wich zurück. Tschigin sprang wie ein Kastenteufel in die Höhe. Seine Augen sagten mehr als tausend Worte. Und seine erbarmungslosen Blicke trafen den Soldaten, der über die Schwelle getaumelt war.
    Der Mann ging gebückt zwei, drei Schritte, hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten, und wuchtete erst dann seinen Oberkörper in die Höhe.
    Wir hatten uns umgedreht und sahen sein Gesicht.
    Es war eine blutige Masse.
    Die rechte Seite war eine einzige klaffende Wunde. Sie war durch irgendeinen Gegenstand gerissen worden, und ich dachte sofort an Baals Opferdolch.
    »Verdammt, was ist?«, schrie Tschigin.
    Der Mann taumelte an uns vorbei auf den Schreibtisch zu, erreichte ihn und klammerte sich an der Kante fest, während er mühsam den Kopf hob und versuchte, Meldung zu machen.
    Längst hatten Suko und ich ihn gestützt. Die Worte, die er sagte, verstanden wir nicht, aber Tschigin hatte sie gehört, und sein Gesicht zeigte einen verwunderten Ausdruck.
    »Was hat er gesagt?«, fuhr ich den Offizier an.
    Nicht Tschigin gab die Antwort, sondern Wladimir Golenkow, der hinter uns stand. »Er hat von gewaltigen Vögeln gesprochen, die das Kloster umkreisen und ihn dann angegriffen haben.«
    Wir ließen ihn los, denn er war bewusstlos geworden. Vor dem Schreibtisch legten wir ihn behutsam zu Boden.
    Suko schaute mich starr an, während Tschigin den Telefonhörer abnahm. Mochte der Teufel wissen, wen er jetzt anrufen wollte.
    »Vögel, John«, sagte Suko, »verstehst du das?«
    »Möglich«, antwortete ich knapp, denn mir schoss plötzlich etwas durch den Kopf. Ich erinnerte mich an eine ganz bestimmte Sache, die zwar nicht so lange zurücklag, die mich jedoch tief in die Vergangenheit geführt hatte. Ich hatte im Körper eines anderen gelebt. Ich war Torkan gewesen, der Barbar!
    Diese Erinnerung verglich ich mit einem kurzen Adrenalinstoß, der durch meine Adern raste. Ich wusste nicht, aus welchem Grund dieses Bild plötzlich auftauchte, es war auch schnell wieder weg, und ich hörte Sukos Frage.
    »Was war denn?«
    Ich winkte ab. »Nichts von Bedeutung. Komm endlich mit. Wir haben schon zu viel Zeit verloren.«
    An der Tür vernahmen wir noch die Stimme von Oberst Tschigin. »Ich habe unseren Arzt alarmiert!«
    Wenigstens handelte er hin und wieder menschlich. In der Halle brannte der Leuchter. Der Soldat war durch den Raum gewankt. Wir sahen Blut auf dem Boden.
    Von draußen hörten wir vereinzelt Schüsse. Das Peitschen der Gewehrschüsse rollte hell und scharf zwischen den Mauern.
    Jemand schrie laut Befehle. Wieder wurde geschossen, und ich hielt Lady Sarah zurück, die sich ebenfalls an der Ausgangstür drängte. »Bleib in Deckung!«
    »Aber wieso?«
    »Es wird geschossen, Sarah.«
    »Schon gut, John.« Wenn es darauf ankam, war die Horror-Oma vernünftig, so gern sie sich auch von der Gefahr anziehen ließ. Wladimir, Suko und ich hatten die Tür erreicht. Wir hatten die Berettas gezogen. Durch den breiten Spalt pfiff uns der kalte Wind ins Gesicht. Die Temperatur war noch weiter gesunken. Ich hatte das Gefühl, als wäre der Frost über das Land gefallen, um alles erstarren zu lassen.
    Die Schüsse waren verstummt. Trotzdem erlebten wir eine geisterhafte Szene. Sie kam mir vor wie ein Ausschnitt aus einem Kriegsfilm. Riesige Scheinwerfer suchten den Himmel mit ihren Lichtlanzen nach anfliegenden Bombern ab.
    Der Hof war in ein Muster von Scheinwerferstrahlen getaucht. Sie kamen von verschiedenen Seiten, trafen zusammen und bildeten Inseln.
    Von den Vögeln sahen wir nichts.
    »Gelogen hat der Mann nicht«, hörte ich Wladimirs Stimme und drehte mich um, weil ich Schritte hörte. Mehrere Männer rannten durch die Halle. Einer von ihnen trug einen weißen Kittel. Die anderen beiden schleppten eine
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