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0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht

0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht

Titel: 0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht
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hätte sich Decker anders ausgedrückt. Aber suchen wir weiter, Sergeant. Decker hat davon gesprochen, dass sein Partner in die Kanalisation abgestiegen ist. Wir wollen sehen, dass wir den Einstieg finden.«
    Die beiden gingen über den schmalen Weg weiter. Dabei stießen sie auf den Betonklotz mit dem gusseisernen Deckel. Sie zogen ihn hoch und legten ihn zur Seite.
    Das große Kanalisationsrohr führte gerade wieder Hochwasser. Im Licht der Taschenlampen brausten und tosten die Abwässer der Ziegelei durch die Röhre.
    »Unmöglich«, meinte Harding, »in dieses Loch ist Cotton bestimmt nicht abgestiegen.« Sie suchten weiter, ohne einen zweiten Abstieg zu finden.
    »Agent Cotton muss wohl doch diesen Gully benutzt haben«, sagte Barrymore schließlich.
    »In dem Rohr wäre er ertrunken.«
    Der Sergeant zuckte mit den Schultern. Sie standen am Rande der Klippe und schauten auf die Bucht hinab.
    Weit entfernt von ihnen fuhr ein Schiff durch die Nacht. Die beiden ahnten nicht, was dort geschah.
    ***
    Ich verzog das Gesicht, als Baron Samedi die Nadel durch meine Haut bohrte.
    Er drückte den Kolben der Spritze herunter und leerte den Inhalt der Glasröhre in meinen Körper.
    Jetzt musste sich gleich heraussteilen, ob die Chinesin Ronda das Pflanzengift mit harmlosem Wasser vertauscht hatte oder nicht.
    Ronda verzog keinen Gesichtsmuskel, als sie mit ihrem maskenhaften Gesicht in meine Augen starrte.
    Baron Samedi wandte sich von mir ab.
    Da erkannte ich ein winziges, geringschätziges Lächeln, das um den Mund der Chinesin zuckte und sofort wieder verschwand. Sie nickte mir zu, als sie zu Phil hinüberging.
    Samedi setzte sich wieder in den Sessel. Er streckte die Hände aus und rief: »Das Werk ist vollbracht.«
    Auch mein Freund bekam eine Spritze. Die Chinesin legte die Instrumente in den Glasschrank zurück.
    Das rote Licht bei der Puppe erlosch. Auch die weißen Lampen gingen aus. Im Dunkeln hörten wir das Trampeln und Scharren von Füßen. Türen gingen. Die Bande verließ den Raum.
    Als sich meine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, sah ich, dass auch Samedi nicht mehr in dem Sessel saß.
    Die Wirkung der Spritze blieb tatsächlich aus. Ronda schien uns nicht belogen zu haben. Wir versanken nicht in Schlaf und Bewusstlosigkeit. Auch Phil bewegte sich leise. Keiner voh uns sagte etwas, da wir befürchten mussten, dass sich noch jemand in der Kabine aufhielt und uns beobachtete.
    Eine halbe Stunde etwa mochte vergangen sein. Eine Tür ging auf und klappte wieder zu. Tuscheln und Flüstern war zu hören. Den Geräuschen nach zu urteilen, mussten es zwei Männer sein, die hereingekommen waren.
    Über uns flammte die Deckenbeleuchtung auf. Im gleichen Augenblick schloss ich die Augen.
    »Ich werde nachsehen«, hörte ich Potter laut sagen. Ich spürte, wie er an die Bahre herantrat, auf der ich lag.
    Eine Hand fuhr mir ins Gesicht. Mit gespreizten Fingern schob Potter meine Augenlider hoch. Ich hielt den Atem an und rührte mich nicht.
    Dann rief er: »Hilf mir, Duke!«
    Potter schien tatsächlich im Glauben zu sein, dass das Gift seine Wirkung getan hatte. Sie rollten die Bahre, auf der ich lag, aus der Kabine. Es ging durch den Gang und dann in eine schmale Stahlzelle hinein. Das sah ich, als ich die Lider für den Bruchteil einer Sekunde aufschlug.
    Die beiden entfernten sich. Kurz darauf rollten sie Phil herein. Die Gummiräder der Bahre quietschten. Auch Phil musste seine Rolle als Scheintoter gut gespielt haben. Sie schoben ihn neben mich.
    »Sollen die Gurte gelöst werden?«, fragte der kleine Duke.
    »Baron Samedi hat es nicht befohlen,« erwiderte Potter.
    Jemand stieß mich an. Es musste Duke gewesen sein; denn sofort darauf sagte er: »Das passt mir gar nicht. Ich wollte, sie wären wirklich tot.«
    »Darüber hast du nicht zu entscheiden«, sagte der Haitianer. »Komm raus!«
    Sie gingen und zogen die Tür hinter sich zu. Riegel wurden nicht vorgeschoben.
    Eine Weile lag ich regungslos. Dann zog ich leise an den Gurten, mit denen wir an die Bahren gebunden waren. Sie ließen Armen, Händen und Füßen keinen Spielraum und schnürten die Glieder fest ein. Wir würden sie niemals durch eigene Kraft lösen können.
    Ein tiefes Brummen durchzog das Schiff. Die Dieselmotoren liefen. Anscheinend war die Verladung durchgeführt worden, und der Transporter legte ab.
    Ich lauschte konzentriert auf die Geräusche, in die sich plötzlich ein leises Klicken mischte. Ein schwacher Luftzug wehte durch die
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