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0399 - Kesseltreiben auf eine Killer

0399 - Kesseltreiben auf eine Killer

Titel: 0399 - Kesseltreiben auf eine Killer
Autoren: Kesseltreiben auf eine Killer
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Zeiterscheinung.
    Noch einmal nahm ich mir die Karte vor, die ich gestern von Mark bekommen hatte. Es war unverkennbar seine klobige Schrift, mit der er mich zu dem Treffpunkt in die Colombo Bar bestellte.
    Der Kuckuck mochte wissen, warum er nicht gekommen war.
    In diesem Augenblick platzte mein Freund Phil Decker ins Zimmer.
    »Der Chef will dich sprechen«, verkündete er geheimnisvoll.
    »Okay, du kannst dich inzwischen nützlich machen und den Berg da zurücktragen«, grinste ich. Dann begab ich mich zu Mr. High ins Büro.
    »Ich habe eine unangenehme Nachricht«, sagte Mr. High, nachdem er mir Platz angeboten hatte.
    »Ihr Freund McComb scheint entführt worden zu sein.«
    Die Nachricht riss mich vom Stuhl.
    »Mark?«, fragte ich verblüfft.
    »Ich bekam den Fall soeben von der Hafenbehörde. Und da ich weiß, dass McComb mit Ihnen befreundet war, Jerry, glaube ich, Sie übernehmen den Fall am besten selbst.«
    Ich ließ meine Gedanken rotieren. Mark war zwar kein armer Teufel, aber als vermögend galt er auch nicht. Um Lösegeld konnte es sich bestimmt nicht handeln.
    »Sind Sie sicher, dass es sich um ihn handelt?«, fragte ich.
    Stumm deutete Mr. High auf einen roten Schnellhefter. Die dringenden Fälle waren alle in Rot eingefasst.
    Ich schlug den Deckel auf.
    Der Bericht war knapp abgefasst. Er besagte, dass zwei Nachtschwärmer gesehen hatten, wie ein sich heftig wehrender Mann in ein Auto gezerrt worden war.
    Die Banditen hatten Gesichtsmasken getragen. Sie waren mit Totschlägern bewaffnet gewesen.
    Am Tatort befanden sich ein paar Blutspuren. Außerdem wurde eine Geldbörse mit ein paar Dollar und einem Ausweis gefunden. Der Ausweis war auf Mark McComb ausgestellt.
    »Den Wagen haben wir sichergestellt«, erläuterte mir Mr. High. »Er ist gestern an der Hudson Bay gestohlen worden. An der Queensboro Bridge wurde er heute früh gefunden.«
    »Gab es Prints?«, fragte ich knapp.
    »Ein paar auf dem Rücksitz und an den Seitenfenstern. Ich habe sie untersuchen lassen.«
    »Marks«, stellte ich ganz ruhig fest.
    Mein Chef nickte.
    »Das Militärarchiv in Washington hatte seine Abdrücke. Ein Zweifel ist also ausgeschlossen. Es fragt sich nur, welches Motiv dahintersteckt.«
    »Angehörige hat er keine«, sagte ich. »Es geht also nicht um Erpressung. Geld hat er zu wenig. Bleibt also nur Rachsucht.«
    »Oder er wusste etwas.«
    »Darum kam er also gestern Abend nicht«, sagte ich nachdenklich.
    Ich überflog noch einmal das Protokoll. Mark war gegen Mitternacht überfallen worden. Eigentlich hätte er sich um diese Zeit nicht gerade im finstersten Viertel der Bowery herumtreiben sollen.
    Was mochte ihn dahin gelockt haben?
    »Die Adressen der beiden Zeugen haben wir festgestellt«, sagte Mr. High. »Ich würde vorschlagen, Sie quetschen die beiden noch einmal gründlich aus. Es sind nicht gerade stubenreine Lebensläufe, die sie vorzuweisen haben.«
    Ich notierte mir das billige Hotel und machte mich sofort auf den Weg.
    Mark McComb war der seltene Typ eines sorglosen Weltenbummlers, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte.
    Er selbst hatte mir einmal erzählt, dass er so lange arbeite, bis er wieder zu drei Monaten Ferien reichte. Und in der Zeit war es irgendwo zwischen Alaska und Feuerland zu finden.
    ***
    Über die Madison Avenue kam ich ziemlich schnell in das untere Manhattan. Am Rande von Chinatown kreuzte ich die Bowery. Am hellen Tag standen hier in allen Ecken die notorischen Säufer und Heroinhändler. Es war eine der finstersten Ecken New Yorks.
    Aber heute hatte ich keine Zeit für die kleinen Gangster. Ein paar Straßen weiter, am Fulton Fish Market, wohnten die Tatzeugen.
    Die Gassen wurden so eng, dass ich zu Fuß weitergehen musste. Chinesen, Mischlinge und Puerto Ricaner bevölkerten die Hinterhöfe und Gassen wie auf einem Jahrmarkt.
    Den Hut in die Stirn gezogen, kämpfte ich mich durch. Endlich gelangte ich in einen Hinterhof, der noch nie einen Sonnenstrahl gesehen hatte. Und noch seltener schien hier die Straßenreinigung vorbeizukommen. Dementsprechend stank es.
    Eilig flüchtete ich mich in den engen Flur und kletterte eine ausgetretene Holztreppe hoch. An jeder Tür studierte ich die Aufschriften, die manchmal nur mit Kreide an irgendeine fettfreie Stelle gekritzelt waren. '
    Im vierten Stock war es so weit. Im schwachen Lichtschein des Feuerzeuges fand ich den ersten Namen, den ich suchte.
    Rye Wilson hatte sich sogar den Luxus einer gedruckten Visitenkarte geleistet. Sie
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