Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

Titel: 0396 - Wer erstach Jerry Cotton?
Autoren: Wer erstach Jerry Cotton (1 of 3)
Vom Netzwerk:
ich.
    »Nein. Er bestätigte nur die Tatsache, daß der auf gefundene Mann wirklich tot sei. Als Zeit für den Exitus gab er die gestrigen Nachmittagsstunden an. Zwischen vier und neun ungefähr.«
    Es war dumm gewesen, den Arzt wieder nach Hause zu bringen, ohne ein schriftliches Protokoll zu haben. Aber jetzt war es nicht mehr zu ändern, und deshalb enthielt ich mich eines Kommentars.
    »Wie weit liegt der Tote von der Straße entfernt?« erkundigte ich mich.
    »Fünfundzwanzig bis fündunddreißig Schritt.«
    »Wie ist der Boden? Der Boden zwischen Straße und Fundstelle?«
    »Moos, weicher Nadelwaldboden.«
    »Und an der Leiche waren Sie, der Arzt, das Liebespärchen… wer noch…?«
    Der Lieutenant sah mich verdutzt an. »Wer noch?« fragte ich.
    »Na ja, ein paar von meinen Leuten, und der Parkaufseher wohl auch.«
    Ich seufzte sanft. »Sie sagen selbst, daß es weicher Boden bis zur Fundstelle ist. Vielleicht hätte man einen brauchbaren Fußabdruck von den Leuten ausgipsen können, die den Leichnam dahin brachten.«
    Mottfield sah mich ein bißchen hochnäsig an.
    »So etwas ist doch wohl nur in der Theorie wichtig?« näselte er arrogant.
    Allmählich wurde mir das Hemd zu eng.
    »Sie tragen eine hübsche Uniform, Lieutenant«, sagte ich kühl, »und sicher wirken Sie sehr dekorativ, wenn Sie bei einer Parade mitmarschieren. Aber bei der kriminalistischen Arbeit scheinen Sie wenig Erfahrung zu haben. Einem gewöhnlichen Cop unserer Stadtpolizei würde man einen Tadel in seine Papiere donnern, wenn er so massenweise Leute an einem Fundort herumtrampeln ließe wie Sie, daß der arme Mann einen Nervenzusammenbruch bekäme. Na, jedenfalls können wir jetzt unseren Gipskoffer gleich im Auto lassen.«
    Ich ließ ihn stehen und ging allein in den Wald hinein, wobei ich den Stabscheinwerfer benutzte, den ich aus dem Jaguar mitgebracht hatte. In dem weichen Waldboden war eine Spur zu erkennen, die von einem Elefanten hätte stammen könne, so viele Leute waren inzwischen von der Straße zu dem Leichnam und zurück gelaufen.
    Die Geschichte fing wirklich gut an.
    Eine Weile stand ich stumm vor dem Toten. Er war ein einfacher Polizist, der Uniform nach mußte er zu einer kleineren Stadtpolizei gehören, und er mochte an die fünfundvierzig Jahre alt sein. Man hatte ihn übel zugerichtet! Ich sah lange in sein Gesicht. Die Stelle, wo die Kugel ausgetreten war, zeigte ein gezacktes Loch. Ich griff nach meinen Zigaretten, aber ich zündete erst eine an, als ich wieder vom auf der Straße war.
    Der Lieutenant hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und sah aus wie ein ganz besonders schneidiger West-Point-Kadett. Er stand neben dem Ford Galaxie, wo ich auch Phil und das Pärchen fand.
    »Guten Morgen«, sagte ich. »Ich heiße Jerry Cotton.«
    Der blasse junge Mann in dem gutsitzenden, hellgrauen Straßenanzug nickte und stellte vor:
    »Mein Name ist Gordon, Vincent Theodor Gordon: Darf ich Sie mit Miß Helanie Mattison bekannt machen, Mister Cotton?«
    Er deutete auf das Mädchen, das neben Phil stand. Es war höchstens zweiundzwanzig Jahre alt, hatte strohblondes, langes Haar und eine etwas mollige Figur.
    Wir ließen uns erzählen, wie sie sich wegen des schönen Abends eine Spazierfahrt vorgenommen hatten und dabei zufällig auf die Leiche stießen, als sie im ersten Mondschein durch den Wald neben der Straße wanderten, wo sie ihren Wagen verlassen hatten. Phil notierte alles in Stichworten und schrieb auch die Zeit auf, zu der sie den grausigen Fund gemacht hatten. Es sollte gegen neun Uhr gewesen sein.
    »Kennen Sie den Toten?« fragte ich danach.
    Sie schüttelten beide den Kopf. Das Mädchen preßte die Lippen aufeinander, bis sie blutleere, fahle Striche waren. Das Girl hatte sich bewundernswert in der Gewalt, obwohl man sah, daß der Schock ihr arg zugesetzt hatte.
    »Falls Ihnen in den nächsten Tagen noch etwas einfallen sollte, was Sie vielleicht gesehen oder noch bemerkt haben, rufen Sie, bitte, diese Nummer an.«
    Ich gab ihnen eine der offiziellen Visitenkarten, die uns für solche Anlässe zur Verfügung stehen.
    Wir machten uns an die Routine-Arbeit. Die beiden Beamten aus dem Streifenwagen der State Police halfen uns, sie waren dienstwillige, biedere Männer, die schweigend, mit betretenen Gesichtem, ihre Arbeit taten.
    Wir gingen zweimal einen großen Kreis um die Fundstelle, ohne etwas zu finden. Wir leuchteten den Trampelpfad ab, der von den vielen Leuten entstanden war, die sich den Toten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher