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0396 - Mord-Marionetten

0396 - Mord-Marionetten

Titel: 0396 - Mord-Marionetten
Autoren: Jason Dark
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ausleuchteten.
    »Scotland Yard!«
    Die Stimme war da. Sie klang wie der Ruf eines Engels, obwohl Suko wirklich noch nie wie ein Engel gesprochen hatte. In diesem Fall gestand ich ihm das zu, und ich meldetemit einem laut gerufenen »Bleib, wo du bist, Suko…«
    Mein Partner wusste genau, wann er einer Aufforderung Folge zu leisten hatte oder nicht. In diesem Fall war es besser, wenn er zurückblieb, und sein »Okay« schallte mir entgegen.
    Zum ersten Mal seit dem Betreten des Zelts war es mir möglich, das Innere zu erkennen. Bisher hatte ich nur immer Schatten wahrgenommen, nun aber sah ich die Zuschauerreihen, die einzelnen Stühle, auch wieder den Altar und die Toten.
    Jedenfalls wirkten die beiden Körper so, als wären sie tot.
    Zuerst sah ich den Mann. Er hatte zu den drei Spezialisten gehört, und er sah furchtbar aus. Die Wunden auf seinem Körper konnte man kaum zählen, ähnlich erging es auch Moira Cargal.
    Der Puppenmacher, ihr großer Freund und Helfer, hatte sie eiskalt in die Falle laufen lassen.
    Moiras Anblick erschütterte mich. Okay, sie hatte mich gehasst, sie hatte meinen Tod gewollt, sie war meine Feindin gewesen, sie hatte mich an einen Pfahl binden lassen, damit sich ihre Zombies mit mir beschäftigen konnten, aber das alles war vergessen, als ich sie auf dem Boden liegen sah.
    Sie war voll in die Fäden hineingelaufen und nicht mehr freigekommen. Diese mörderischen Bänder hatten sie nicht einmal abgefedert, sondern umfangen wie ein Netz und dabei zu Boden gerissen.
    Dort lag sie eingewickelt.
    Den Rest der Beschreibung möchte ich mir ersparen. Ich spürte nur den verdammten Druck in meinem Magen und dieses kalte Gefühl im Nacken. Langsam drehte ich mich um und hörte, dass Suko meinen Namen rief.
    Ich winkte ab.
    Er verstand und blieb ruhig.
    Hätte ich mich jetzt im Spiegel sehen können, möglicherweise wäre ich selbst über meine graue Haut erschreckt gewesen. In diesem Augenblick hatte ich mehr das Gefühl einem Stein zu gleichen als einem Menschen. Doch in meinem Hirn arbeitete es.
    Noch waren die Gegner nicht vernichtet. Vier Mord-Marionetten gab es nach wie vor.
    Auch sie oder vielmehr ihr Puppenspieler waren von den Ereignissen überrascht worden, denn keine der Puppen rührte sich vom Fleck. Sie waren von den Strahlen der beiden breiten Scheinwerfer erfasst worden, und auch ihre Waffen setzten sie nicht mehr ein.
    Aber ich wollte es tun.
    Ohne die Puppen aus den Augen zu lassen, ging ich dorthin, wo mein Bumerang lag.
    Nur meine Schritte waren zu hören. Ihr gleichmäßiger Klang begleitete mich auf meinem Weg.
    Mr. Doll, der Mann aus dem Zwischenreich, griff nicht ein. Er ließ mich gehen und unternahm auch nichts, als ich neben der silbernen Banane stehen blieb und sie hochhob.
    Ich blickte zum Zeltdach hoch.
    Da sah ich die Stange, deren Enden in den beiden in der Luft schwebenden Fäusten verschwanden. Die Knöchel der dunklen Klauen sprangen hart und spitz hervor. Weder Schultern noch einen Kopf sah ich, nur einen dünnen, dunklen Schatten.
    »Du hast deine eigene Schülerin getötet, Mr. Doll!«, schrie ich.
    »Die Person, die immer auf deiner Seite gestanden hat und alles für dich tun wollte. Nimm dies!« Ich schleuderte den Bumerang.
    Dabei hatte ich ihn etwas angeschnitten, sodass die Waffe in einer schrägen Linie in die Höhe stieg und die verdammten Fäden treffen musste.
    Kurz bevor dies geschah, gerieten sie zwar noch in Bewegung, und mir kam es vor, als hätte dieser Puppenspieler erst jetzt die richtige Gefahr erkannt.
    Es nutzte ihm nichts mehr.
    Lächerlich wirkten die heftigen Bewegungen der Marionetten. Da schlenkerten die Arme, da zuckten die Beine, und die Füße wurden nach vorn geschleudert, als wollten sie gegen irgendwelche Bälle treten, die sich im Raum befanden.
    Der Reihe nach wurden die Fäden erwischt – und auch gekappt!
    Bei jeder Berührung durchlief ein hohl und gleichzeitigschrill klingendes Singen das Zeltinnere. Auch glühten die Fäden auf, bevor sie als Aschereste zusammenfielen und wie ein graudunkler Regen dem Untergrund entgegenrieselten.
    Die Puppen erwischte es auch.
    Zerstört oder verbrannt wurden sie nicht. Es war nur nichts mehr da, das sie hielt, und so folgten sie dem Gesetz der Erdanziehung und fielen nach unten.
    Der Reihe nach prallten sie auf. Die letzte Puppe, es war eine mit einer Armbrust als Bewaffnung, klatschte noch zwischen die Stuhlreihen, wo sie ebenfalls liegen blieb.
    Der Bumerang drehte sich und flog in
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