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0396 - Leonardos Zauberbuch

0396 - Leonardos Zauberbuch

Titel: 0396 - Leonardos Zauberbuch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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durch das Loch im Zaun und betrat den geheimen Zugang. Als er sich durch die Falltür nach unten bewegte, hörte er Stimmen.
    Terzotti war dort unten nicht allein!
    Er sprach mit jemandem. Sein Gesprächspartner war eine Frau, die Fragen stellte, und Malone war bestürzt, als er hörte, wie bereitwillig Terzotti dieser Frau antwortete und vor allem, was er verriet.
    Gambino mochte ein Verräter gewesen sein und ein Dieb - aber Terzotti verriet die Sekte ebenfalls!
    Malone wurde es abwechselnd heiß und kalt, als er hörte, wie bereitwillig Terzotti die Namen der Sektenmitglieder nannte. Einige Namen fielen, von denen nicht einmal Malone etwas wußte, weil er diese Leute höchstens vom Sehen her kannte, nicht aber wußte, welche Identität dahinter stand.
    Auch sein Name fiel und auch der Hinweis, daß er ein hoher Offizier mit einer Menge Einfluß sei.
    Er preßte die Lippen zusammen.
    Wenn diese Frau von ihrem Wissen Gebrauch machte, war seine Karriere erledigt. Dann konnte ihn auch der Fürst der Finsternis nicht mehr schützen. Er würde den Verdacht zwar von sich ablenken können, aber irgend etwas blieb dennoch immer an ihm haften, ein Makel, der sich mit nichts wieder beseitigen ließ. Wenn er Macht und Einfluß behalten wollte, würde er seinen Beruf aufgeben und es in einer anderen Branche versuchen müssen. Bloß hing er an seinem Polizei-Job, weil er damit unmittelbar Macht ausüben konnte. Verantwortung allein war ihm hier nicht genug.
    Und dieser Verräter Terzotti brachte ihn um alles!
    Malone trug nach wie vor Zivil. Mit einer schnellen Bewegung zog er die Dienstwaffe aus dem Schulterholster und näherte sich auf leisen Sohlen dem Zeremonienraum.
    Als er ihn erreichte, befand sich nur Terzotti darin, der aus großen Augen auf die Pistole in Malones Hand starrte.
    »Serpio…? Was tust du hier?« keuchte er auf. »Was zum Teufel ist geschehen? Dieses Mädchen…«
    »Wo ist sie?« fragte Malone schneidend. Er sah sich um. Niemand konnte sich in diesem Raum verbergen, also mußte das Mädchen eigentlich noch anwesend sein. Aber Terzotti war allein.
    Der Sektenpriester drehte sich einmal um sich selbst. Er war maßlos verwirrt. Er kam in diesem Moment nicht einmal auf den Gedanken, die Befehlende Stimme einzusetzen. Als wäre er diesmal von Malones Waffe hypnotisiert, erfaßten seine Blicke die Pistole und blieben daran haften.
    Malone hatte den Verdacht, daß das Mädchen sich unsichtbar gemacht haben konnte. Oder es war nicht persönlich anwesend, sondern hatte mit Tele-Magie aus der Ferne gesprochen - falls es so etwas gab. Aber seit dem Erscheinen des Dämons am vergangenen Abend gab es für Malone kaum noch etwas, das er nicht glauben konnte.
    »Du hast uns verraten, Ettore«, sagte er kalt. »Du hast alles ausgeplaudert, was du weißt. Alles! Du hast uns alle in die Hand dieser Frau gegeben, mit der du gesprochen hast. Verräter und Schuft!«
    Terzottis Augen wurden groß. »Ich? Bist du wahnsinnig geworden, Serpio? Wie kannst du behaupten, daß ich ein Verräter bin? Gambino…«
    »Lenke nicht ab. Ich weiß, was ich gehört habe. Arbeitet die Frau allein, oder gehört sie zu einer anderen Organisation?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest. Sie war hier, ich wollte auf sie schießen - und nun ist sie weg, und du stehst hier und bedrohst mich.«
    Malone lachte spöttisch. »Auf sie schießen? Womit? Mit Daumen und Zeigefinger?«
    Terzotti erblaßte. »Verdammt. Wo ist meine Pistole?«
    Malone lachte wieder böse. »Wenn du glaubst, du könntest mich für dumm verkaufen, Verräter, dann irrst du dich. Rede. Wo kann ich das Mädchen und seine Verbündeten finden?«
    Da besann sich Terzotti endlich seiner Befehlenden Stimme. Er wollte sie einsetzen. »Serpio…«
    War es Hellsichtigkeit, die Malone erkennen ließ, daß er bereits beim nächsten Wort des Sektenführers in dessen Bann geraten würde? Daß er sich dann wieder dessen Autorität beugen mußte, ohne dem Verräter widersprechen zu können?
    Er verhinderte es.
    Er krümmte den Zeigefinger am Abzug. Terzottis Lebensfaden riß im gleichen Moment, in dem das kleine schwarze Loch in seiner Stirn erschien. Wie ein gefällter Baum bracht der Sektenführer zusammen.
    Der Carabiniere senkte die Hand mit der Pistole. Augenblicke lang tanzten schwarze Flecken vor seinen Augen. Der Schuß hatte in der Kammer gedröhnt und ihm fast die Trommelfelle platzen lassen, aber durch den Nachhall des Dröhnens hindurch hörte er eine Stimme in seinem Kopf sagen:
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