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0382 - Der Teufel wohnt nebenan

0382 - Der Teufel wohnt nebenan

Titel: 0382 - Der Teufel wohnt nebenan
Autoren: Der Teufel wohnt nebenan
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daraus ergibt sich, dass sie sich am Freitag nicht bedroht fühlte. Sonst hätte sie doch sicherlich eine der beiden Miniaturkanonen mitgenommen.«
    Wir suchten weiter. Da wir es gründlich taten, wurde es vier Uhr, bis wir endlich fertig waren. Brackly versiegelte die Appartementtür, und wir fuhren wieder hinunter.
    »Carola Full ist tot«, sagte Brackly dem Hausmeister. »Können Sie die Leiche identifizieren?«
    »Na klar. Das kann ich machen.«
    »Gut«, sagte Brackly, »Ich schicke einen Mann vorbei, der Sie abholt.«
    »Bekam Miss Full oft Besuch?«, wollte ich wissen.
    »Selten. Und wenn, dann immer tagsüber.«
    »Was für Leute waren es?«
    »Meistens gekränkte Ehefrauen«, erwiderte der Hausmeister und grinste flüchtig. »Sie sahen alle ein bisschen verstört und wütend zugleich aus. Wie Ehefrauen gewöhnlich eben aussehen, wenn sie ihrem Mann nicht mehr über den Weg trauen.«
    »Hatte Miss Full keinen Freund?«, fragte ich. »Sie scheint doch - nach dem Bild auf ihrem Ausweis - eine recht attraktive Frau gewesen zu sein.«
    »Ja, sie war hübsch hübsch. Von einem Freund weiß ich nichts. Da wäre höchstes dieser Mann, der ihr seinerzeit das Appartement gemietet hat. Er hat ihr anscheinend nur das Appartement besorgt, und er ist später auch nicht wieder hier gewesen.«
    »Wissen Sie, wie der Mann heißt?«
    »Klar doch. Steve Boyd. Er wohnt schräg gegenüber.«
    »Was ist Mister Boyd?«, erkundigte sich Phil. »Ich meine, wovon lebt er?«
    »Er hat eine Briefmarkenhandlung in der Downtown. Junggeselle, an die vierzig Jahre alt Brillenträger, schüchtern und bestimmt nicht der Typ, auf den Frauen fliegen.«
    »Okay«, stöhnte Brackly und wischte sich mit einem knallroten Taschentuch den Schweiß aus dem Genick. Genau wie es der Wetterbericht vorausgesagt hatte, war es heute zu Rekordtemperaturen gekommen, und ganz New York stöhnte unter der Hitze. »Wir haben die Tür oben versiegelt, es darf niemand hinein. Wenn Post oder etwas anderes für Miss Full gebracht wird, bewahren Sie es für uns auf. Sollten Sie nach Miss Full gefragt werden, wissen Sie von nichts. Von gar nichts, verstanden? Sie haben auch noch nicht gehört, dass sie tot ist. Vorläufig ist es ja gar nicht erwiesen, ob unsere Leiche wirklich Miss Full ist.«
    Wir suchten uns die Adresse der Briefmarkenhandlung aus einem Telefonbuch und besuchten Mr. Steve Boyd in seinem Geschäft. Nachdem sich zwei Kunden entfernt hatten und wir mit ihm allein waren, legten wir die Ausweise auf den gläsernen Ladentisch.
    Boyd entsprach der Beschreibung, die uns der Hausmeister gegeben hatte. Er war klein, ein wenig kurzsichtig und machte einen etwas weltfremden Eindruck. Vielleicht war er ein Experte auf dem Gebiet der Philatelie, aber trotzdem würde er aus seiner Briefmarkenhandlung niemals ein bedeutendes Unternehmen machen können. Dazu war er selbst zu sehr in Briefmarken verliebt und hatte zuwenig von dem, was erfolgreiche Geschäftsleute haben müssen, nämlich einen unbestechlichen Blick für die Wirklichkeit.
    Als er unsere Ausweise sah fuhr er zusammen.
    »Ich - ich bin mir keiner Schuld bewusst«, stotterte er erschrocken.
    Wir klärten ihn darüber auf, dass wir von ihm gar nichts wollten, dass er uns lediglich bei unserer Arbeit durch einige Auskünfte behilflich sein könnte. Sein Gesicht hellte sich auf.
    »Sie benötigen sicher einen fachmännischen Rat über Briefmarken«, vermutete er freudestrahlend. »Ich glaube, ich werde Sie nicht enttäuschen. Seit meinem achten Lebensjahr sammle ich…«
    Brackly unterbrach ihn und machte ihm klar, dass es nicht um Briefmarken, sondern um Carola Full und seine Beziehungen zu ihr ginge.
    »Sie ist ein Privatdetektivin«, erklärte Boyd im Tonfall der Hochachtung. »Eine sehr intelligente und gebildete Frau. Ich lernte sie vor ungefähr acht Wochen kennen, als sie mit einem ganzen Sortiment deutscher Kriegsausgaben zu mir kam und sie von mir geprüft haben wollte Ich prüfte die bedeutendsten Stücke einzeln, und das dauerte natürlich seine Zeit. Miss Full sah mir zu, und wir unterhielten uns ein bisschen. Dabei stellte sich heraus, dass sie in Manhattan ein Appartement suchte. Damals waren meiner Wohnung schräg gegenüber gerade zwei oder drei hübsche Appartements frei geworden, und ich versprach, für sie nachzufragen. Das tat ich, und sie bekam dann ja auch eins davon. Aber seit die Prüfung der Marken abgeschlossen war, haben wir uns leider nicht mehr gesehen, was ich sehr bedauert
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