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0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

Titel: 0381 - Die schwebenden Leichen von Prag
Autoren: Jason Dark
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mit der Atmung, aber ich hatte Glück, daß sich die Fahnenstange nicht weiter senkte und auch nicht abbrach.
    Sie zeigte zwar nach unten, aber hielt.
    Nicht herunterzufallen kostete eine wahnsinnige Kraft. Wenn ich den Mund öffnete, durchschüttelte mich Sekunden später ein Hustenanfall. Ich schaute zur Wand.
    Zwischen einem Fenster und einem Sims konnte ich wählen.
    Im Haus breitete sich das Feuer weiter aus. Einiges krachte dort zusammen. Weitere Fensterscheiben platzten. In der dritten Etage schlugen die Flammenzungen aus den Löchern und tanzten vor der Hauswand. In diesem alten Hotel war einfach zuviel Holz verwendet worden, das rächte sich nun auf schreckliche Art und Weise.
    Von irgendwoher vernahm ich den Klang der Feuerwehrsirenen.
    Er hörte sich noch weit an. Ich glaubte nicht mehr daran, daß dieses Hotel noch gerettet werden konnte, und wahrscheinlich würde sich der Brand sogar so weit ausbreiten, daß er einen Teil der Altstadt erfaßte und vernichtete.
    Ich hing am Ende der Fahnenstange. Um näher an die Hauswand zu gelangen, mußte ich mich weiter vorhangeln.
    Das Feuer griff weiter um sich. Abermals platzten Scheiben, fielen Splitter in die Tiefe, auch auf mich. Ich spürte die scharfen Kanten auf dem Kopf, an den Händen und im Gesicht, machte jedoch verbissen weiter und kam ein Stück höher.
    Das rechte Bein streckte ich aus und berührte mit der Fußspitze den schmalen Sims in der ersten Etage.
    Ein wenig Hoffnung keimte in mir auf.
    Die wiederum zerstört wurde, als ich feststellte, daß die Fahnenstange weiter knickte. Ich rutschte erneut. Dabei trieb mir der fette Qualm entgegen und raubte mir die Luft. Auch die Flammen schlugen aus den Fenstern. Sie hatten freie Bahn. Manchmal glaubte ich, daß sie mir die Haut abreißen wollten.
    »John, verdammt!«
    Die schreiende Stimme schien aus den Tiefen des Alls an meine Ohren zu dringen, aber Wladimir Golenkow befand sich nicht im All, sondern unter mir im Hof.
    »Spring, John! Du mußt es riskieren! Los, laß dich fallen, dann schaffst du es!«
    Er hatte gut reden, denn er hing ja nicht an dieser verfluchten Fahnenstange. Doch im Prinzip hatte er recht. Ich mußte etwas riskieren. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
    Zudem hörte ich wieder das laute Krachen aus dem Innern des Hotels. Ein mörderisches Geräusch, sogar die Hauswände begannen zu vibrieren. Was da zusammengebrochen war, konnte ich nicht sagen, es mußten tragende Teile oder Wände gewesen sein.
    »Jetzt!«
    Ich ließ einfach los, als ich den Befehl des Russen vernahm. Dabei konnte ich nur hoffen, daß ich auf dem Boden aufkam. Fiel ich auf eine Mülltonne, war ich geliefert.
    Ich landete und rollte mich ab wie im Training.
    Dennoch gab es einen Unterschied zwischen der Theorie und der Praxis. Im Camp schrie ich nie, hier mußte ich einfach schreien, als die Wucht des Aufpralls durch meinen Körper strömte und dabei wie eine Glocke unter die Schädeldecke schlug.
    Ich hatte das Gefühl, mein Gehirn würde in die Luft fliegen. Auf einmal waren da zwei kräftige Hände, die mich hielten, so daß ich nicht wie ein Ball über das Pflaster rollte. Zwar wurde auch Wladimir von der Wucht meines Aufpralls noch von den Beinen gerissen, er fluchte auch dementsprechend, aber wir schafften es beide und kamen auch wieder auf die Füße. Ich mit wesentlich zittrigeren Knien als er.
    »Okay?« fragte er mich.
    »Ich glaube schon.«
    Ja, ich war okay, konnte stehen, wenn ich auch das Gefühl hatte, jeden Augenblick wieder zusammenbrechen zu müssen und meine Sprunggelenke stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
    Der besorgte Blick des Russen traf mich. Ich hörte die Sirenen, das laute Schreien der Anwohner, sah die Flammen, den schwarzen, fettigen Rauch und kam zu der Erkenntnis, daß wir uns auch hier im Hof nicht in Sicherheit befanden.
    Der Ansicht war der Russe ebenfalls. »Nichts wie weg!« rief er und packte mich an den Schultern.
    »Wohin denn?«
    »Komm!« Ich ließ mich führen. Es gab tatsächlich einen Ausweg.
    Zwischen zwei Hausfronten entdeckte ich eine schmale Einfahrt, durch die wir uns schlängelten. Ein Auto hätte nicht hindurchgepaßt, höchstens ein Fahrrad.
    Wir erreichten die Straße. Sämtliche Bewohner der umliegenden Häuser hatten sich versammelt. Auf ihren Gesichtern las ich den Schrecken und die Angst darüber, daß sich das Feuer ausbreiten und auch ihre Häuser erfassen konnte.
    Einige waren dabei, wichtige Habe aus den Bauten zu
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