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0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

Titel: 0381 - Die schwebenden Leichen von Prag
Autoren: Jason Dark
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hören. Dem Klang der Stimme nach mußte es der Portier sein, den sie ebenfalls nicht voll eingeweiht hatten.
    Die beiden redeten über belanglose Dinge, so daß sich Golenkow beruhigt zurücksinken lassen konnte. Bisher war nichts geschehen, aber der Abend war nahe, und bisher waren die schwebenden Leichen nur immer bei Dunkelheit aufgetaucht.
    Im Zimmer war es wieder still geworden. Sinclair mußte nahe der Wanze sitzen, selbst sein Atem war zu hören. Wieder schaute der Russe auf die Uhr.
    Die verdammte Zeit wollte einfach nicht vorbeigehen. Er wurde immer nervöser. Daß der Fall ihn soviel Nerven kosten würde, damit hätte er nicht gerechnet.
    Dann hörte er Schritte. Eine an sich harmlose Sache. Sicherlich war Sinclair nur im Zimmer hin und her gegangen. Entscheidend jedoch war, wie er ging. Das war nicht normal. Er bewegte sich schleichend, fast vorsichtig, zudem dämpfte der Teppich seine Tritte sehr stark, so daß sich Golenkow schon sehr konzentrieren mußte, um überhaupt etwas zu hören.
    Der Lauscher wollte sich schon beruhigt zurücklehnen, als er ein Geräusch hörte, das ihm überhaupt nicht gefiel. Es war der Klang in der Stimme des Geisterjägers.
    Plötzlich stand Wladimir Golenkow wie unter Strom. Er wußte genau, daß es begonnen hatte…
    ***
    Über mir befand sich die schwebende Leiche!
    Ich war so überrascht, daß ich nicht allein zurücksprang, sondern ein erlösendes Wort ausstieß.
    »Endlich!«
    Und sie kam.
    Der Tote hatte sich entschlossen, gegen mich zu kämpfen. Er war von einer unheimlichen Macht geschickt worden und drehte sich in dem Augenblick herum, als er sich mit dem Fenster in gleicher Höhe befand.
    Jetzt schaute er mich an.
    Ich wandte meinen Kopf nicht ab, sondern hielt seinem gefühllosen Blick stand.
    Wir fixierten uns.
    Meine Beretta ließ ich stecken, denn ich wußte genau, daß es keinen Sinn hatte. Die ihn auch jetzt umgebende Aura würde die Kugel radikal zerstören.
    Wie von einem Luftstrom getragen, schwebte die Leiche näher.
    Sie wurde durch das offene Fenster und hinein in das Zimmer gedrückt. Ich war bis zu meinem Bett zurückgegangen. Ob die Leiche mich umbringen wollte oder etwas anderes mit mir vorhatte, wußte ich nicht, deshalb wollte ich es darauf ankommen lassen.
    Noch tat ich nichts. Ich ließ sie kommen und beobachtete ihr bleiches Gesicht. Es war der Tote ohne Haare. Sein blanker Schädel erinnerte mich an eine Kugel, die zwischen seinen Armen auf den Schultern saß.
    Der Geruch von Moder und leichter Verwesung strömte mir entgegen, so daß ich unwillkürlich die Luft anhielt.
    Man hatte mir den Namen Petar Kopanek gesagt. Deshalb war ich davon überzeugt, daß die schwebende Leiche in seinem Auftrag handelte. Mein Blick konzentrierte sich auf ihre Hände.
    Sie waren gespreizt. Bereit, um zupacken zu können.
    Würgeklauen…
    Mein Hals wurde trocken, als ich daran dachte. Gern wollte ich die Totenhände nicht an meiner Haut spüren. Es fiel mir nicht leicht, stehenzubleiben und den Toten anzuschauen. Erst wenn sich die beiden Klauen dicht vor mir befanden, wollte ich etwas tun.
    Sekunden vergingen.
    Die Leiche schwebte näher…
    Noch eine halbe Armlänge waren die Klauen von meinem Hals entfernt. Ich holte noch einmal tief Luft, und dann schien es so, als hätte mir ein Regisseur das Wort »Action« zugerufen.
    Ich schüttelte meine Beklemmung kurzerhand ab, tauchte links an dem Toten vorbei, kam neben ihm wieder in die Höhe und griff mit beiden Händen nach seinem rechten Handgelenk, das ich festhielt, als befände es sich in einem Schraubstock.
    Der Schwebeflug der Leiche wurde abrupt gestoppt!
    Nur für einen Moment blieb ich in dieser Haltung, dann drehte ich mich, ohne das Gelenk loszulassen.
    Ich brach ihr den Arm!
    Bei einem Menschen hätte ich das nicht getan, aber dieses schwebende Wesen sah zwar aus wie ein Mensch, nur fühlte es nicht so und konnte auch nicht mehr so handeln. Es war eine Leiche.
    Vielleicht ein Zombie, zumindest aber ein ferngesteuerter Toter.
    Die Haltung, die der Tote einmal angenommen hatte, war nun verändert worden. Da ich den rechten Arm erwischt hatte, hing er nach unten wie ein lebloses Stück Holz, das jemand mit irgendeinem Nagel am Gelenk befestigt hatte.
    Nach wie vor bildete der linke Arm die Verlängerung seines Körpers. Ihn bekam ich ebenfalls zu fassen, brach ihn jedoch nicht, sondern zog den Toten vor, so daß er an mir vorbei auf das Bett zuschwebte. Er glitt darüber hinweg, und ich wartete, bis er
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