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0380 - Jagd auf die Teuflische

0380 - Jagd auf die Teuflische

Titel: 0380 - Jagd auf die Teuflische
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Ich versuche es.«
    Er hob die Hand. Drei Finger spreizte er, so daß zwischen ihren Spitzen ein imaginäres Dreieck entstand. In diesem Dreieck konnte er Bilder entwickeln und sie beobachten.
    Noch war das Dreieck dunkel. Sid Amos mußte erst suchen, bevor er fündig wurde und sich ein Bild abzeichnete. Er verfiel in eine Art Trance.
    Gespannt beobachtete Nicole ihn. Sie hoffte, daß er Erfolg hatte.
    ***
    Zamorra konnte die Gefahr fast körperlich spüren. Er wandte den Kopf und sah zur Tür der Schänke.
    Wang Lee entging die Bewegung nicht. »Was ist…«
    Weiter kam er nicht. Denn im gleichen Augenblick wurde die Tür schwungvoll aufgestoßen, und ein Dutzend Männer in vergoldeten Rüstungen drängte sich herein. Sie mußten vorher abgesprochen haben, wie sie eindrangen, denn sie verteilten sich so blitzartig im Raum, daß alle Fenster, Türen, Treppenaufgänge zu den Gästezimmern und der Hinterausgang abgesichert waren. Rücksichtslos stießen sie dabei Gäste beiseite, die ihnen im Weg standen.
    Wutgebrüll ertönte. Ein paar Männer wollten zu Dolchen und Kurzschwertern greifen, aber die Klingen blieben in den Scheiden stecken, als man erkannte, mit wem man es zu tun hatte.
    Die Leibgarde des Königs!
    Leichtgeschürzte Schankmägde kreischten auf und versuchten aus der Stube zu fliehen, aber alle Türen waren bereits von Gardisten versperrt. Der massige Wirt hinter der Theke setzte zu einem geharnischen Protest an. Weinkrüge und Bierhumpen wurden umgestoßen. Stühle und Tische polterten und scharrten. Leder knarrte.
    Jeder der Gardisten hielt sein Schwert in der Faust.
    »Das gilt dir!« zischte Zamorra dem Mongolen zu. »Man muß dich gesehen haben, als du nach Ghasho suchtest!«
    »Unmöglich«, murmelte der Mongole. »Kein Gardist konnte mich sehen, ich…«
    Dann war’s Verrat, dachte Zamorra, dem ein Verdacht kam. Fest stand für ihn, daß die Gardisten gekommen waren, um den Deserteur und einstigen Leutnant Wang festzunehmen. Und wenn sie dabei Zamorra erkannten, würden sie ihn gleich mitnehmen.
    Es gab nur eine Möglichkeit, hier mit heiler Haut herauszukommen.
    Zamorra griff nach seinem Weinkrug und schleuderte ihn dem Hauptmann entgegen, der sich ihrem Tisch näherte. Die rote Flüssigkeit spritzte dem Mann ins Gesicht. Mit einem Aufschrei taumelte der Hauptmann zurück.
    Im gleichen Moment flog Wang Lees Krummschwert aus der Scheide. In der gleichen Bewegung, in der der Mongole die Waffe zog, griff er bereits an.
    Zwei Gardisten wichen zurück, einer von ihnen war nicht schnell genug. Wang Lee hatte erfaßt, daß es um sein Leben ging. Mochten sie ihn auch gefangennehmen - als Deserteur würde er hingerichtet werden. Also hieß es Tod oder Freiheit, und er war nicht gewillt, sich fangen zu lassen.
    Auch Zamorra hatte seine Waffe gezogen.
    Die Faronarer wichen erschrocken zurück; einige behinderten dabei Gardisten. Aber in den Kampf selbst wollte sich keiner von ihnen einmischen. Die Leibgarde des Königs, die in der Stadt zugleich eine Art Polizei darstellte, war gefürchtet, und so mancher hatte Angst, daß man sein Gesicht wiedererkennen würde, wenn er sich gegen diese Polizei stellte. Was die beiden Fremden an ihrem Tisch mit der Garde auszufechten hatten, war allein deren Sache; niemand würde sich einmischen.
    Zamorra war ein guter Schwertkämpfer, aber er war gleich in doppelter Hinsicht gehandicapt. Zum einen besaß er keine Rüstung, und zum anderen war er nicht darauf aus, seine Gegner zu verletzen oder gar zu töten; er wollte sich nur seinen und vielleicht auch Wangs Fluchtweg freikämpfen. So bekam er alle Hände voll zu tun, um sich die Gardisten wenigstens vom Leibe zu halten, die gleich zu dritt auf ihn eindrangen.
    Wang Lee kannte solche Skrupel nicht. Schon als Junge war er dazu erzogen worden, dem Gegner möglichst keine Chance zu geben. Und waren die Gardisten auch vorzüglich ausgebildet - Wang Lee Chan war besser. Mit drei, vier blitzschnellen Schlägen und Drehungen seines Schwertes streckte er ebensoviele Gegner nieder. Die Klinge wirbelte förmlich um seine Hand, im nächsten Moment packte er sie mit beiden Fäusten, zog sie quer dicht über den Boden her, übersprang einen ähnlich tief geführten gegnerischen Hieb und brach durch.
    Nicht einmal das Klirren von Metall gegen Metall wurde laut.
    Wangs Schwert traf nicht einmal eine gegnerische Klinge, es berührte nicht einmal eine Rüstung. Der Mongole war unglaublich schnell und geschickt und berührte mit der
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