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0380 - Jagd auf die Teuflische

0380 - Jagd auf die Teuflische

Titel: 0380 - Jagd auf die Teuflische
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eine Beförderung aus. Verlange von ihm ein Goldstück und verrate ihm dafür, daß der Deserteur Wang in der Schänke zum ›Goldenen Fuchs‹ zu finden ist. Aber Hauptmann Reet solle sich beeilen, ihn zu verhaften. Fragt er dich, woher du das weißt, sage ihm, Ghasho habe dir diese Botschaft aufgetragen.«
    »Ich eile, Herr«, sagte der Junge etwas unbehaglich. Es gefiel ihm nicht, zu einem Hauptmann der Palastgarde gehen zu sollen. Er fürchtete die Soldaten des Königs, und das nicht zu unrecht. Aber das versprochene Gold und das erhaltene Kupfer ließen seine Furcht zurücktreten.
    Ghasho grinste. Er hatte sich wieder einmal Leute noch fester verpflichtet. Den Jungen durch die Münzen, den Hauptmann durch die Botschaft. Wenn es ihm gelang, Wang zu verhaften und zum König zu bringen, würde er zumindest eine Belobigung erhalten - die er Ghasho verdankte.
    Eine weitere Gruppierung würde er selbst ansprechen müssen und damit eine Schuld zurückzahlen. Davon profitierte wiederum er, Ghasho.
    Was zählte es dagegen schon, Wang zu verraten? Der war ein Fremder.
    Ghasho, der Mann, der nahezu über alles Bescheid wußte, machte sich auf den Weg zum Tempel der Brüder vom Blauen Stein.
    ***
    Nicole erreichte Caermardhin ohne Schwierigkeiten. Die beiden herrenlosen Wagen - der schwarze Mercedes und der Morris-Mini, die beiden Fahrzeuge der Agenten der Dynastie -standen immer noch am Ende des Waldweges. Niemand hatte sich darum gekümmert. Polizei und Forstbehörde, denen die mittlerweile besitzerlosen Wagen gemeldet worden waren, schienen nicht sonderlich daran interessiert zu sein, sie aus dem Wald zu holen. Nicole war es gleichgültig. Solange die Motoren kein Öl verloren, das ins Grundwasser einsickerte, standen die Fahrzeuge niemandem im Weg.
    Am Ende ihres anschließenden Fußmarsches fand sie den Eingang in die Burg. Caermardhin zeigte sich ihr im Moment des Erreichens. Hätte Sid Amos, der derzeitige Herr der Burg, etwas gegen Nicoles Besuch einzuwenden gehabt, hätte er die Burg auch für sie immateriell unsichtbar gelassen, und sie hätte tagelang auf der Bergspitze herumirren können, ohne Caermardhin zu finden.
    Auch diesmal empfand sie wieder ein leichtes Unbehagen, als sie Amos gegenübersaß. Es war nicht das erstemal, seit er die Hölle verlassen hatte, aber dennoch konnte Nicole sich nicht so recht an ihn gewöhnen. Färbte etwas von dem Mißtrauen ab, das alle anderen gegen ihn hegten?
    Vielleicht… aber andererseits sagte sich Nicole, daß er der Hölle den Rücken gekehrt hatte, daß er jetzt nicht mehr Feind War. Warum sonst hätte Merlin ihn zu seinem Nachfolger bestimmen sollen? Und seit Sid Amos hier war, hatte er nicht einmal Partei gegen Zamorra und seine Freunde ergriffen, nicht einmal in der Diskussion.
    Aber das Teuflische in ihm schien noch immer vorhanden…
    Nicole kämpfte ihr Unbehagen nieder und bemühte sich, Amos neutral gegenüberzustehen. Sie wollte seine Hilfe, und sie war sicher, sie gewährt zu bekommen.
    Der Ex-Teufel hörte sich ihre Geschichte an. Als Nicole fertig war, schwieg er, bis sie ihn schließlich ansprach: »Kannst du mir nun helfen oder nicht?«
    »Es ist schwierig«, sagte Amos. »Ich bin absolut nicht sicher, ob es mir gelingt.«
    »Du bist doch in der Lage, jeden Menschen an jedem Punkt der Erde aufzuspüren und zu beobachten! Du hast es doch auch geschafft, Su Ling und mich zu finden, als die Ewigen uns entführt hatten.«
    »Das war etwas anderes«, sagte Amos. »Ich hatte euch beide schon öfters unter Beobachtung. Und auch wenn die Ewigen eine komplette Illusionswelt um euch herum aufgebaut hatten, so befandet ihr euch doch immerhin noch auf der Ede, und zwar sehr nahe an Caermardhin, relativ gesehen. Das wußte ich zwar nicht, deshalb konnte ich euren Standort auch nicht lokalisieren, sondern Zamorra und Tendyke nur den Weg dorthin öffnen. Mehr nicht. Aber ich glaube nicht, daß bei Ted Ewigks Entführung die gleiche Grundsituation vorherrscht. Erstens wäre es für die Ewigen unlogisch, zweimal auf die gleiche Art zuzuschlagen, zweitens herrschen in ein paar tausend Metern Höhe ganz andere Rahmenbedingungen als zu ebener Erde. Verstehst du? Sie haben ihn möglicherweise in eine andere Dimension entführt. Und ich fürchte, dorthin werde ich ihm mit meinen Möglichkeiten nicht folgen können.«
    »Versuch es«, bat Nicole.
    Der Ex-Teufel sah sie prüfend an. Nicole glaubte, seinen Blick sich in ihre Seele bohren zu fühlen.
    Schließlich nickte er.
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