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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht
Autoren: Elizabeth Hoyt
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gesagt hatte.
    „Er meint, es wäre wohl einfach Erschöpfung", sagte Rebecca zu Emeline, die am Kamin saß und selbst kaum noch die Augen offen halten konnte.
    „Gott sei Dank." Erleichtert lehnte Emeline sich zurück.
    „Sie sehen auch ziemlich erschöpft aus", stellte Rebecca fest.
    Emeline schüttelte den Kopf. Nein, sie wollte Samuel nicht allein lassen. Doch als sie merkte, wie schwindelig ihr davon wurde, hielt sie den Kopf schnell wieder still.
    Rebecca schien es indes nicht entgangen zu sein. „Sie sollten nach Hause gehen und sich ausruhen. Samuel schläft jetzt sowieso."
    Emeline räusperte sich. „Sie sind ein herzensgutes Kind, aber ein bisschen zu bestimmt."
    Die junge Frau lächelte. „Von wem ich das wohl gelernt habe?" Sie reichte Emeline gerade die Hand und wollte ihr aufhelfen, als von der Halle her laute Stimmen und Schritte ertönten.
    Emeline schaute fragend zur Tür der Bibliothek, als auch schon Jasper hereingestürmt kam.
    „Emmie! Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er. „Ich war eben bei dir zu Hause, aber du warst nicht da. Was tust du hier?"
    Emeline runzelte irritiert die Stirn. Es erstaunte sie immer wieder, wie wenig Jasper sie zu kennen schien. „Nicht so laut! Ja, mir geht es gut, aber wenn du hier so herumschreist, wirst du Samuel aufwecken."
    Jasper schaute so angestrengt zur Decke empor, als wolle er durch Holz und Mauerwerk hindurchsehen. „Stimmt. War für ihn wahrscheinlich auch ein aufregender Tag, was?"
    „Jasper ...", setzte Emeline an, als sie von Rebecca unterbrochen wurde.
    „Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie nun allein ließe? Ich möchte kurz ... möchte nur ...", sie rang sichtlich nach Worten, „... ich möchte nur mal kurz schauen, wie es O'Hare geht."
    Sprachlos schaute Emeline sie an. „Wer ist O'Hare?"
    „Mein Diener", erwiderte Rebecca und rauschte davon.
    Mit nachdenklich gerunzelter Stirn schaute Emeline dem Mädchen nach, als Jasper sie aus ihren Gedanken riss.
    „Emmie."
    Dass seine Stimme so ungewohnt ernst klang, ließ sie aufhorchen. Sie wandte sich ihm zu und sah ihn zum ersten Mal, da er
    die Bibliothek betreten hatte, richtig an. Und noch nie hatte sie ihn mit einer solchen Miene gesehen - eine Art müder Resignation stand ihm im Gesicht geschrieben.
    „Wir werden niemals heiraten, oder?", fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, mein Lieber. Ich glaube nicht."
    Er ließ sich in einen Sessel fallen. „Nun ja, vielleicht auch besser so. Du würdest dich niemals mit meinen Eigenarten abgefunden haben. Wahrscheinlich gibt es auf der ganzen Welt keine Frau, die es mit mir aushalten könnte."
    „Unsinn."
    Er warf ihr einen seiner komischen, treuherzigen Blicke zu.
    „Leicht mag es nicht sein", gab sie zu, „aber ich bin davon überzeugt, dass auch du eines Tages jemanden findest."
    Um seine Mundwinkel zuckte es belustigt. „Danke, Emmie, das ist sehr gütig von dir.
    Aber ich bin schon dreiunddreißig. Wenn es wirklich eine Frau gäbe, die mich lieben - und noch wichtiger: es mit mir aushalten - könnte, sollte man da nicht meinen, dass ich sie mittlerweile gefunden hätte?"
    „Es könnte vielleicht helfen, nicht länger in Bordellen und Spielhöllen, sondern an etwas respektableren Orten nach ihr zu suchen", schlug sie vor und milderte ihre scharfen Worte durch ein herzhaftes Gähnen.
    Jasper, stets galant, sprang sogleich auf. „Lass mich dich nach Hause bringen, damit du dich ordentlich ausschlafen und mich morgen in neuer Frische herunterputzen kannst."
    Betrüblicherweise brachte Emeline vor Müdigkeit nicht einmal mehr einen halbherzigen Widerspruch zustande. Sie ließ sich von Jasper aufhelfen und die paar Schritte bis zu ihrem Haus begleiten. Dort drückte er ihr einen Kuss auf die Wange, wie er es schon immer gemacht hatte, seit sie vier Jahre alt gewesen waren, und ging davon.
    „Jasper", rief sie ihm leise nach.
    Er blieb stehen und schaute über die Schulter zurück. Rank und schlank stand er im Mondschein, doch seine schönen blauen Augen blickten traurig, und sein langes, schmales Gesicht wirkte nun geradezu tragisch.
    Es ging ihr zu Herzen, ihn so zu sehen. Er war Reynauds bester Freund gewesen. Sie kannte ihn schon ihr ganzes Leben. „Ich liebe dich."
    „Ich weiß, Emmie, ich weiß. Das ist ja das Schlimme", erwiderte er trocken.
    Darauf wusste sie nichts mehr zu sagen.
    Er winkte ihr kurz zu, dann war er in der Nacht verschwunden.
    Emeline stieg die Stufen zum Haus hinauf und wünschte, sie
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