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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht
Autoren: Elizabeth Hoyt
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reges Gedränge von Hafenarbeitern, Prostituierten und Diebesbanden, die es auf die Schiffsladungen abgesehen hatten. Doch wegen des starken Regens lag der Kai fast menschenleer da.
    Ruckelnd blieb die Kutsche stehen.
    Mr. Thornton bohrte seine Pistole noch tiefer zwischen Rebec-cas Rippen. „Zeit zum Aussteigen, Miss Hartley."
    Doch Rebecca rührte sich nicht. Mit herzzerreißend tapferer Miene sah sie ihren Entführer an. „Was haben Sie mit uns vor?"
    Mr. Thornton legte den Kopf schief und gab wieder einmal sein grausiges Grinsen und Zwinkern zum Besten. „Oh, nichts Schlimmes, versprochen. Ich will Ihnen nur ein bisschen die große weite Welt zeigen. Los, kommen Sie."

    Seine beschwichtigenden Worte bestätigten nur Emelines schlimmste Befürchtungen. Vom Kutschenschlag aus blickte sie auf das regengraue Wasser der Themse. Wenn sie mit Thornton an Bord eines dieser Schiffe gingen, würden sie aller Wahrscheinlichkeit nach die Reise nicht überleben. Aber welche Wahl blieb ihnen? Thornton nickte den beiden Männern zu, die neben ihr saßen.
    „Los, Bewegung", knurrte der rotberockte Häscher rechts von Emeline. Er schloss seine dicken Wurstfinger um ihren Arm. Es hätte sie nicht gewundert, wenn er Fettflecken hinterlassen hätte. Er trug einen ramponierten Dreispitz und war der kleinere der beiden. Mr. Thornton musste ihn schlecht entlohnen, denn nicht nur sein Hut, auch seine Stiefel ließen zu wünschen übrig. Abgelaufen und zerlöchert waren sie, aus einem ragte sogar ein unbeschreiblich schmutziger großer Zeh heraus.
    Emeline mühte sich ein Lächeln ab, um Rebecca etwas Mut zu machen, ehe sie ihre Röcke raffte und hinaus in den Regen stieg. Der Grobian hatte ihren Arm noch immer fest im Griff. Der zweite Mann stieg nach ihnen aus. Er war groß und drahtig mit auffallend langen Armen und strähnigem, sich lichtendem grauen Haar.
    Schweigend und mit hängenden Schultern stand er da, während Mr. Thornton mit Rebecca ausstieg.
    „So", verkündete Thornton lächelnd. Er lächelte wirklich immer. „Wir müssen uns beeilen. Ein Boot sollte hier auf uns warten, um uns zur Sea Tiger zu bringen. Gewiss wollen die Damen dem Regen rasch entkommen. Wenn wir ..."
    Doch er brachte seinen Satz nicht zu Ende. Jäh riss Rebecca sich von ihm los, sprang zur Seite und duckte sich hinter den großen Grauhaarigen. Im ersten Moment wusste Mr. Thornton kaum, worauf er seine Pistole richten sollte, und wedelte unschlüssig mit der Waffe in der Luft herum. Dann grinste er sein schreckliches Grinsen und fuhr blitzschnell herum, um die Mündung direkt auf Emelines Bauch zu richten.
    Sie erstarrte. Die Zeit schien stillzustehen. Mit angehaltenem Atem sah sie ihn zwinkern und zielen. Sie wusste, dass er schießen würde. Sie wusste, dass sie sterben würde.
    Doch es sollte anders kommen.
    Wie aus dem Nichts tauchte Samuel auf, flog schier durch den Regen und stürzte sich auf Mr. Thornton, drückte dessen Arm herab, sodass er sein Ziel verfehlte. Ein lauter Schuss krachte los und ließ Steinsplitter vom Boden aufspritzen. Der große Graue stürzte sich auf Samuel, packte ihn von hinten, und alle drei Männer gingen in einem einzigen Gewirr aus strampelnden Armen und Beinen zu Boden. Rebecca schrie und zerrte verzweifelt am Rock des Grauhaarigen. Der Rotberockte ließ Emeline los und wollte sich ins Gerangel stürzen, doch er hatte noch keinen Schritt getan, als sie ihren Absatz in den Zeh bohrte, der aus seinem Stiefel ragte. Der Mann jaulte auf vor Schmerz und schlug nach ihr aus. Emeline sah helle Sterne flimmern, als seine Hand sie seitlich am Kopf traf, und schon lag sie am Boden, inmitten einer kalten, nassen Pfütze.

    „Haben Sie sich wehgetan?", fragte Rebecca und sprang ihr keuchend zur Seite.
    „Samuel", flüsterte Emeline nur. Er lag nun unter allen drei Männern, kaum noch zu erkennen zwischen all den Beinen, die nach ihm traten, den Armen, die auf ihn einschlugen. Wenn sie nicht auf der Stelle etwas unternahm, würden sie ihn hier vor ihren Augen zu Tode prügeln.
    Verzweifelt schaute sie sich um. Nirgends lag ein handliches Stück Holz herum, keine spitzen Steine, die sich werfen ließen. Sie musste sich mit dem behelfen, was sie hatte. Und das tat Emeline. Rasch rappelte sie sich auf und rannte auf den grässlichen kleinen Mann und seine beiden Häscher zu. Blindlings packte sie einen Haarschopf und zerrte daran. Der Mann, den sie erwischt hatte - einer der Häscher stieß sie mit der Schulter beiseite. Emeline
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