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0377 - Die Wüste der strahlenden Steine

Titel: 0377 - Die Wüste der strahlenden Steine
Autoren: Unbekannt
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Menschen bahnte, rief er sich alles ins Gedächtnis zurück, was er innerhalb der letzten Stunden über Chuzijew erfahren hatte. Man hatte Proscowe empfohlen, den Anthropologen behutsam zu behandeln.
    „Benutzen Sie Ihr Einfühlungsvermögen", hatte Allan D. Mercant zu Proscowe gesagt.
    Proscowe fragte sich, wie Abwehrchef Mercant dazu kam, ihm Einfühlungsvermögen zuzutrauen, denn er hatte sich bisher in dieser Richtung nicht ausgezeichnet. Proscowes Aufgabe bestand darin, eventuell in Wylings Seatown auftauchende Agenten von Akon und anderen Welten zu entlarven und unschädlich zu machen.
    Proscowe erhielt einen derben Rippenstoß, der ihn in die Wirklichkeit zurückrief. Er blickte in das Gesicht eines jungen Mannes, der ihn wütend anstarrte.
    „Hören Sie auf zu drängen", sagte der Mann. „Sie sind erst vor wenigen Augenblicken gekommen."
    „Das ist richtig", sagte Proscowe und wollte weitergehen.
    Die Zurufe der Umstehenden stachelten den jungen Mann auf, und er packte Proscowe am Arm, um ihn zurückzuziehen.
    „Ich sagte, daß Sie sich nicht vordrängen sollen."
    Proscowe blickte den jungen Mann an.
    „Ich bin Inspektor der Hafenbehörde", sagte er.
    Der junge Mann lächelte unsicher und ließ ihn los. Er blickte sich verlegen um.
    „Das konnte niemand wissen", sagte er. „Warum haben Sie es nicht sofort gesagt?"
    Proscowe beachtete ihn nicht länger, sondern ging weiter. Über die Metallplatte gelangte er zum Schleusenturm der PERLE DES PAZIFIKS. Als er zum Luk hinaufkletterte, vernahm er Chuzijews Stimme.
    „Ich werde herausfinden, wer für diesen Unsinn verantwortlich ist", schrie der Anthropologe.
    Proscowe grinste und schwang sich in den Schleusenturm. Er ließ sich ins Innere des Tauchbootes hinab. Hier stank es noch stärker nach Fisch als draußen. Der Boden war schmutzig. Von den Wänden blätterte der Lack ab.
    Proscowe folgte den Geräuschen und gelangte in die Zentrale des Tauchbootes.
    Prof. Dr. Sergej Chuzijew saß vor dem Funkgerät und hieb ab und zu mit einer Faust gegen die Verkleidung des Gerätes. In unregelmäßigen Abständen stieß er einen wilden Fluch aus. Offenbar wartete er auf eine Antwort seines Gesprächspartners.
    Proscowe blickte sich um. In der Zentrale des Schiffes herrschte eine derartige Unordnung, daß er sich fragte, wie Chuzijew sich noch zurechtfinden konnte. Die verschiedenen Einrichtungsgegenstände waren in einem miserablen Zustand. Alle Meßgeräte sahen alt und reparaturbedürftig aus. Auf dem Boden häufte sich altes Gerümpel: Fundsachen, die Chuzijew von seinen Erkundungsfahrten mitgebracht hatte, und die er wie Juwelen bewachte.
    Sergej Chuzijew selbst war wie geschaffen für eine solche Umgebung. Er war klein und dürr. Seine Kleidung bestand aus einem ehemals weißen Tropenanzug und einem Paar von Salzwasser zerfressenen Riemensandalen. Sein fuchsrotes Haar war von grauen Strähnen durchsetzt und reichte ihm bis auf die Schultern. Sein Gesicht wurde von einem ebenfalls roten Vollbart eingerahmt.
    Chuzijews Gesichtshaut ähnelte Pergament. Seine Augen waren klein und von einem leuchtenden Blau.
    Chuzijew schien zu ahnen, daß er nicht mehr allein an Bord seines Bootes war denn er drehte sich plötzlich um.
    Obwohl die Beleuchtung alles andere als gut war, sah Proscowe, wie dem Anthropologen das Blut ins Gesicht stieg.
    „Wie, zum Teufel, kommen Sie hier herein?" schrie Chuzijew.
    Proscowe, der befürchtete, daß sein Gegenüber jeden Augenblick einen Schlaganfall erleiden könnte, blieb vollkommen ruhig. Er deutete mit dem Daumen hinter sich.
    „Durch den Schleusenturm", sagte er.
    Chuzijew sprang auf und stürmte mit schnellen Schritten durch die Zentrale. Dabei blieb er mit einem Fuß in einem Gewirr von Bodenkabeln hängen und kam fast zu Fall.
    „Wollen Sie mich veräppeln?" tobte er. „Was wollen Sie überhaupt?"
    „Mein Name ist Allaby Proscowe", sagte Proscowe. „Ich bedaure sehr, wenn ich Sie stören muß, Professor."
    „Professor, Professor!" äffte ihn Chuzijew nach. „Glauben Sie nicht, daß Sie mir damit beikommen können. Sind Sie vielleicht einer der Burschen, die veranlaßt haben, daß ich mit meinem Schiff nach Wylings Seatown kommen mußte?"
    „Nein", sagte Proscowe mit stoischer Ruhe.
    „Verdammt, was wollen Sie dann?"
    „Das werde ich Ihnen gern erklären, wenn Sie mir einen Augenblick zuhören." Proscowe griff in die Brusttasche seiner Jacke und zog einen hellblauen Umschlag mit dem Siegel der Großadministrator heraus.
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