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0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

Titel: 0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
Autoren: Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
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die seit gestern in den Hotels wohnen. Das Bild hast du noch im Kopf?«
    »Davon träume ich sogar«, brummte Phil. »Ich erkenne diesen Findlay unter drei Perücken, selbst wenn er ohne Kopf herumläuft.«
    Wir trennten uns. Jeder hatte eine Liste mit 21 Adressen in der Tasche. In drei Stunden wollten wir uns in der Rezeption des Ohio Motels treffen.
    Bevor ich das erste Hotel betrat, entsicherte ich meine Smith & Wessen und steckte ihn in die rechte Jackentasche. Findlay war ein brutaler Gewaltverbrecher, der keine Rücksicht nahm.
    Ich war auf alles gefasst, als ich das erste Gästebuch aufschlug.
    ***
    Don F. Caldwell schüttelte seinen Gästen strahlend die Hand. Er hatte eine bescheidene Party für etwa hundert Personen ausgerichtet, die in der Gemeindepolitik ein Wörtchen mitzureden hatten.
    Caldwell wohnte seit drei Jahren in Newark. Er hatte eine gut gehende Druckerei und sich in den letzten zwei Jahren zielstrebig ein Sprungbrett geschaffen.
    Auf jeder Wohltätigkeitsveranstaltung erschien er mit Scheckbuch. Fotografen hatten bei ihm freien Zutritt, auch nachts. Publicity war ihm alles.
    Caldwell wollte Gemeinderatsmitglied werden. Eine einflussreiche Position, bei der er doch nicht ganz vorn im Rampenlicht stand. Er liebte es, die Fäden in der Hand zu halten, ohne seinen Kopf zu riskieren.
    Caldwell grinste immer noch und verpasste freundlich Bonmots. Auch als eine etwas schäbige Gestalt mit getönter Brille ihm die Rechte presste.
    »Halt dich fest«, grinste der Besucher zynisch, »du fällst sonst unangenehm auf.«
    Caldwells Gesicht wurde starr. Sein Lächeln fror ein wie in der Tiefkühltruhe.
    »Du darfst mir von deinem teuren Sekt anbieten«, sagte der Besucher kalt, »oder bin ich dir das nicht mehr wert?«
    Mechanisch stapfte Caldwell mit Magee S. Findlay davon. Sie verdrückten 'sich in einen Seitenraum. Zwei Sektgläser hatten sie sich im Vorbeigehen von einem Büfett geschnappt.
    »Du bist wohl total verrückt«, schnaubte Caldwell los, »was fällt dir ein, hier aufzutauchen?«
    »Halt die Luft an«, sagte Ironface freundlich, wobei er den feisten Don von oben bis unten musterte. »Du weißt ganz genau, warum ich hier bin. Glaubst du, ich verschimmele in der dreckigen Zelle und du kannst dir ein feines Leben auf meine Kosten machen? No, Partner. Jetzt wird endlich geteilt.«
    Don F. Caldwell war nervös wie eine Primaballerina vor dem ersten Auftreten. Seine Mäuseaugen huschten durch den Raum.
    »Mach keine billigen Tricks«, sagte Ironface grob, »von dir bekomme ich genau 100 000 Bucks. Und keinen Cent weniger.«
    »Das geht nicht so schnell«, sagte Don langsam. »Dein Anteil steckt in dem Laden. Den kann ich erst in ein paar Wochen flüssig machen.«
    Ironface war wie der Blitz von seinem Stuhl aufgesprungen. Mit einem trockenen Schlag zerbrach er das Sektglas am Tischrand. Dann drehte er kurzerhand Dons Krawatte zu einer Kordel und setzte ihm das abgesplitterte Glas an die Kehle.
    »Bis morgen Mittag habe ich das Geld, sonst stößt du Gänseblümchen hoch, klar? Ich bin doch nicht verrückt und warte, bis du die Cops alarmiert hast.«
    Ironface zog die Krawatte von Don etwas enger und fuhr blitzschnell mit dem scharfen Glasrest an der Wange des Gastgebers vorbei.
    Es tat nicht weh. Nur eine winzige Schramme auf der Wange, aus der ein Tropfen Blut rann.
    »Erste Warnung, klar? Morgen um zwölf rufe ich dich an. In deinem Interesse rate ich dir, nicht zu zögern. So long, Buddy.«
    Er griff zu dem alten Hut, ließ den vor Schreck starren Gastgeber zurück und mischte sich in die turbulente Gesellschaft.
    Ironface war sicher, dass Caldwell nicht die Polizei rufen würde. Er besaß die Frechheit, von allen Kostbarkeiten zu probieren und noch drei Glas Sekt zu leeren.
    Plötzlich stand er dem Inspektor für das Gefängniswesen gegenüber. Jenem Mann, dem er die Verwirklichung seiner Fluchtpläne zu verdanken hatte, der dem Sergeant den Auftrag gab, dem Gefangenen neue Pantoffeln auszuhändigen.
    »Stinklangweilig wieder mal«, sagte Ironface gähnend und prostete dem anderen zu.
    Der Inspektor blickte ihn interessiert an. Dann bildete sich eine steile Falte auf seiner Stirn.
    Mechanisch hob er das Glas und nahm einen Schluck. Kaum hatte der perlende Saft seinen Magen erreicht, als ihn die Erkenntnis wie ein Blitz durchfuhr.
    Er wusste, wo er dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte.
    ***
    Auf Phils Zettel standen zwei Namen von Leuten, die eine Nacht in ihren Hotels gewesen und am
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