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0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

Titel: 0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
Autoren: Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
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abgegeben, zertrümmerte aber nur eine Glasscheibe. Wahrscheinlich hatte er die Lampe, in deren Lichtschein er geraten 18 war, auslöschen wollen. Der zweite Schuss fiel aus der Haustür, hinter der sich der Bewohner versteckt hatte.
    Mit einem Aufschrei fasste sich der Verbrecher an die Brust, dann kippte er über das niedrige Geländer.
    Phil stürzte zur Brücke, doch sah er noch einen aufschäumenden Wasserstrudel.
    Das Wasser floss schnell, fast reißend. Obwohl der Kanal höchstens drei Meter breit war, musste er den schwer verwundeten oder gar Toten sofort mitgerissen haben.
    Langsam ging Phil ins nächste Haus. Er gab sich zu erkennen, bevor er an die Tür klopfte. Noch wusste er nicht, wer den verhängnisvollen Schuss abgefeuert hatte.
    Erschöpft wählte er die Nummer der Polizei.
    ***
    »Sid Clymer ist einer der geachtetsten Bürger von Newark«, knurrte Wesley, als wir im Wagen saßen. »Er hat jedes Jahr eine wohltätige Stiftung gemacht und sogar den Verdienstorden unseres Gouverneurs bekommen.«
    »Und an ihn hat sich Ironface gewandt?«, fragte ich ungläubig.
    »Er drohte ihm dasselbe Schicksal wie Caldwell an«, erzählte Wesley. »Nachdem, was mir Mr. Clymer vorhin am Telefon sagte, rief dieser Findlay vor einer Viertelstunde an und befahl Clymer, das Geld bis morgen bereitzustellen.«
    Wir bogen um ein paar scharfe Kurven. Wesley war ein sportlicher Fahrer, der weder die Reifen noch die Nerven seiner Mitfahrer schonte.
    Vor einem weißen Holzgebäude hielten wir. Ein schlichtes Gartentor in handgearbeiteter Schmiedekunst versperrte die Einfahrt.
    Bevor wir noch auf den Klingelknopf drückten, schwangen die beiden Flügel auf, wie von Geisterhand bewegt.
    Wir ließen den Wagen stehen und gingen zum Haus.
    Mister Sid Clymer stand an der Tür. Er trug einen seidenen Morgenrock und hielt in der linken Hand eine schwere Havannazigarre. Lässig streckte er mir die Hand entgegen.
    »Das ist Agent Cotton vom FBI«, sagte Wesley respektvoll.
    Der Hausherr führte uns in den kleinen Salon. Die echten Perser lagen gleich vierfach übereinander. Am nötigen Kleingeld fehlte es Clymer bestimmt nicht.
    »Ich erwarte, dass Sie mir diesen Erpresser vom Hals halten«, sagte er zu Wesley. »Nicht genug, dass er seiner wohlverdienten Strafe entflieht, nein, er verfolgt auch noch friedliebende Bürger. Erst der Mord an Caldwell, jetzt die Erpressung an mir. Wie lange soll dieses Ungeheuer noch frei herumlaufen?«
    Sid Clymer war sichtlich erregt. Er paffte ununterbrochen blaue Rauchwolken und rannte mit Riesenschritten auf und ab.
    Er machte einen behäbigen und kurzatmigen Eindruck. Die stahlgrauen Augen passten nicht ganz zu der betont kleinbürgerlichen Haltung, die er an den Tag legte.
    Clymer war nur etwa fünfeinhalb Fuß groß. Er hatte einen respektablen Bauch und einen kräftigen Nacken.
    »Was hat dieser Findlay genau gesagt?«, fragte ich.
    Clymer sah mich prüfend an. Er schien zu überlegen, ob ich vertrauenswürdig genug für eine Antwort war.
    Dann nahm er Platz, angelte nach einer Wodkaflasche, die griffbereit auf einem Teewagen stand, schenkte ein und sagte behäbig: »Ich wollte gerade schlafen gehen, als das Telefon klingelte. Erst wollte ich gar nicht abnehmen, aber das Klingeln hörte nicht auf. Als ich mich meldete, war es zuerst totenstill. Ich brummte meinen Namen, da war plötzlich diese heisere Stimme am Telefon.«
    Mit einem kräftigen Schluck beruhigte sich Clymer wieder.
    »Findlay wollte wissen, ob ich allein sei. Als ich bejahte, verlangte er urplötzlich 100 000 Dollar. Bis morgen Mittag, iri kleinen Scheinen und alles schön in einer Aktentasche verpackt.«
    »Wollte er das Geld hier abholen?«, fragte ich interessiert.
    »Nein, ich soll mit der Tasche zur Bahnlinie der Eastern Railway gehen. Genau am Streckenhäuschen mit der Nummer 211 soll ich mich um vier Minuten vor 12 Uhr einfinden. Weitere Informationen würde ich dort vorfinden.«
    »Haben Sie zugesagt?«
    »Ich erklärte ihm, ich würde sofort die Polizei verständigen. Da drohte er mir dasselbe Schicksal an wie Mister Caldwell.«
    »Kannten Sie Mister Caldwell?«, warf ich ein.
    »Ich war gestern auf seiner Party. Alle Jahre einmal sehen wir uns.«
    Ich war ehrlich überrascht. Hatte Ironface die Frechheit besessen, sich einen besonderen Goldvogel unter den gewiss nicht armen Partybesuchern herauszusuchen?
    »Haben Sie einen Fahrplan da?«, fragte ich. Clymer stemmte sich aus seinem Sessel hoch und ging zu einem Wandschrank.
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