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0375 - Die Gangsterhochzeit von Chicago

0375 - Die Gangsterhochzeit von Chicago

Titel: 0375 - Die Gangsterhochzeit von Chicago
Autoren: Die Gangsterhochzeit von Chicago
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niedrige verwaschene Baracken. Zwischen beiden war der Studebaker untergetaucht. Ich sah vom Wagen nur die Motorhaube und den Kofferraum.
    Vielleicht hatte Francis Roche hier draußen in der Einöde ein Rendezvous.
    Ich lauschte. Kein Türenschlagen, keine Stimmen. Es war totenstill.
    Langsam hangelte ich mich weiter nach unten.
    In diesem Augenblick wurde der Motor angelassen, der nicht lauter als eine elektrische Nähmaschine surrte. Noch trennten mich fünfundzwanzig Yards vom Steinbruch. Je tiefer ich kam, umso mehr versperrte die vordere Baracke die Sicht auf den Wagen, der mit dem Kühler zum Steinbruch stand.
    Wenn Roche jetzt zurückfahren ließ, war die ganze Verfolgungsjagd umsonst gewesen. Ehe ich auf dem Weg ankam, wäre der Wagen über alle Berge.
    Ich hastete vorwärts und rutschte über die Bruchsteine nach unten. Dabei ließ ich die verwitterten Baracken und den matt glänzenden Wagen nicht aus den Augen.
    Plötzlich ein deutlich hörbares Ratschen im Getriebe. Roches Fahrer musste vergessen haben, die Kupplung zu treten. Der Motor heulte auf. Die Hinterräder mahlten auf der Stelle. Dann - ich traute meinen Augen nicht. Der Wagen schoss auf den Rand des Steinbruchs zu, der nur zehn Yards entfernt war. Ich reckte mich hoch und hielt die Luft an.
    Der schwarze Studebaker durchbrach den Abgrenzungszaun und schoss über den Rand hinaus. Einen Herzschlag lang sauste der Wagen waagerecht durch die Luft. Dann neigte sich seine Schnauze. Mit einem Salto schlug er in die Tiefe. Ich presste meine Hände gegen die Ohren. Trotzdem war das Scheppern von Metall noch so stark, dass ich glaubte, in einem Auto zu sitzen, das von drei Seiten gleichzeitig angefahren wurde.
    Ich verlor das Gleichgewicht, warf mich nach hinten und überwand die letzten zehn Yards auf meinem Rücken. Unten sprang ich auf meine Füße und rannte auf die Baracken zu.
    Im Steinbruch glaubte ich Hilfeschreie zu hören. Blitzschnell stürzte ich vor und jagte dicht an der rechten Baracke vorbei.
    Plötzlich wurden mir im vollen Lauf die Beine unter dem Körper weggerissen. Im ersten Augenblick glaubte ich, über eine Baumwurzel zu stolpern. Dann krachte ein Revolverlauf über meinen Schädel, veranstaltete in meinem Kopf ein atonales Symphoniekonzert und veranlasste mich zu einem gediegenen Hechtsprung, der mich in die Nähe des Steinbruchs brachte.
    ***
    Die Miniaturausgabe eines Mannes reckte ihren Kopf in die Gepäckaufbewahrung des Flugplatzes. Der kleine Mann trug ein Oberhemd, das zwei Nummern zu groß war, einen blank polierten Schädel mit Sommersprossen, und er hatte kugelrunde Knopfaugen, die ausdruckslos in die Gegend starrten.
    »Unser Boss interessiert sich für das Gepäck da«, piepste er mit dünner Fistelstimme und deutete auf einen kanariengelben Lederkoffer.
    Der Angestellte in der Gepäckaufbewahrung legte seine Stirn in Falten, kniff das rechte Auge zusammen und trabte los. Er kam mit einem Lagerbuch zurück, dessen Umschlag abgegriffen war.
    »Es handelt sich um das Gepäck von Mr. Holl«, knurrte der Angestellte, ein Mann Mitte fünfzig.
    »Mach keine Umstände, Jeff! Das Gepäck ist doch versichert«, kicherte der Kleine. Seine rechte Hand tauchte in der Jackentasche unter, kam mit einem zusammengeknüllten Dollarschein ans Licht und schob sich dem Flugplatzangestellten entgegen.
    Hastig griff Jeff zu. Ohne hinzusehen, faltete er die Zwanzigdollarnote bis zur Briefmarkengröße zusammen und ließ sie in der Westentasche verschwinden. Dann griff er hinter sich, packte den Koffer, hob ihn an und ließ ihn sofort wieder sinken.
    »No, tut mir leid. Aber diesmal kriege ich ‘ne Menge Ärger«, brummte der Angestellte und tauchte seine Finger in die Westentasche, um das Bestechungsgeld wieder herauszunehmen Der spindeldürre Gangster machte eine Kopfbewegung nach hinten. Im selben Augenblick tauchte eine Kleiderschranktype in seinem Rücken auf.
    »He, Tony«, keifte das Männlein, »unser Freund Jeff hat plötzlich Bedenken!«
    »Hallo, Jeff«, knurrte Tony und reichte seine Pranke über die Barriere weg.
    Der Angestellte sah die Hand, machte ein süßsaures Gesicht und versuchte den Rückzug.
    »Hast du dir einmal überlegt, wie langweilig ein Leben hinter Gittern ist?«, röhrte der Kleiderschrank laut genug, um die ganze Gepäckhalle zu unterhalten. »Also, willst du nicht wenigstens Shakehands mit mir machen?«
    Das freundliche Angebot konnte Jeff nicht ablehnen. Er schlug in die dargebotene Rechte ein. Einen
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