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0375 - Bluthand aus dem Jenseits

0375 - Bluthand aus dem Jenseits

Titel: 0375 - Bluthand aus dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
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hatten wir uns mitgenommen.
    Wir tranken Tee und aßen Kekse. Noch zwanzig Meilen mussten wir fahren. Während wir im Gras saßen, schauten wir über das weite Land. Ein erstarrtes grünes Meer, so kam mir dieser Teil vor. Weite Wiesen und lang geschwungene Hügel, die ebenfalls mit einem satten Grün bedeckt waren und bestes Futter für die unzähligen Schafe und Lämmer abgaben.
    In der Ferne schauten einige Buckel aus dem Gelände. Sie bewegten sich nicht, sodass ich sie als Häuser oder Gehöfte identifizierte.
    Ich hatte versucht, etwas über Cockway herauszufinden, das war mir nicht gelungen. Auf der Karte war er kaum zu sehen, ein winziger Ort, inmitten der Weite des irischen Hügellandes.
    Der Wind strich monoton über die Hügel. Er kämmte das Gras, sodass es uns vorkam, als würden gewaltige Wellen auf uns zulaufen. Ich hielt mein Gesicht gegen die Brise, roch die Frische des Landes und hörte auch die seltsamen Klänge.
    Es war eine Musik…
    Suko hatte sie ebenfalls vernommen. Er war schon aufgestanden und entfernte sich von unserem Wagen. Auf dem schmalen Weg blieb er stehen, stemmte die Hände in die Seiten und blickte nach vorn.
    Von dort wehte die Musik zu uns herüber.
    Derjenige, von dem sie stammte, den sahen wir nicht. Wahrscheinlich befand er sich hinter den Hügeln, über deren flache, kuppenartige Form unser Weg schon geführt hatte.
    »Da kommt jemand!«, meldete Suko.
    Ich nahm die Sonnenbrille aus der Frisur und schob sie auf die Nase. Dann stand ich auf.
    Der Mann erschien. Er ging über den Pfad, hatte die Arme angewinkelt und spielte auf einer Flöte.
    Als ich ihn sah, musste ich lächeln. Ich erinnerte mich an die Mozart-Oper »Zauberflöte«. Dort gibt es eine Figur, die Papageno heißt und meist in einem bunten Flickenkostüm auftritt, das die Verbundenheit des Vogelfängers mit der Natur zeigen soll.
    Dieser Mann erinnerte mich an den besagten Papageno. Er schien ein fröhlicher Typ zu sein, darauf wies sein beinahe tänzerisches Gehen hin.
    Näher und näher kam er. Uns beachtete er kaum, und erst als er sich mit uns auf gleicher Höhe befand, ließ er seine Flöte sinken, blieb stehen und schaute uns an.
    Auf dem Kopf trug er einen Hut mit breiter Krempe. Früher musste die Kopfbedeckung mal rot gewesen sein, jetzt schimmerte sie in allen möglichen Farben. Das Gesicht war schmal, die Augen zeigten einen verschmitzten Ausdruck, und Lachfältchen hatten sich auf den Wangen gebildet.
    Er sprach uns in Gälisch an.
    Wahrscheinlich war es ein Gruß. Wir erwiderten ihn in unserer Heimatsprache.
    »Engländer?«, fragte er.
    »Ja.«
    Er hob die Schultern, ließ uns stehen und ging um den Wagen herum. Suko und ich schauten uns an. Das war schon ein seltsamer Kauz, den wir da getroffen hatten. Als er uns wieder erreichte, stehen blieb und den Kopf zurücklegte, schaute er gegen den Himmel. »Es ist ein wunderschöner Frühlingstag heute, nicht?«
    »Ja, irischer Frühling.«
    »Was gibt es Frischeres?«, fragte er mich.
    »Mir fällt im Augenblick nichts ein.«
    Unser seltsamer Gast ging zurück und ließ sich ins Gras fallen. Er blieb sitzen und legte sein Gesicht gegen die Sonne. »Wirklich wunderschön«, wiederholte er sich, »aber der Tod nimmt keine Rücksicht auf das Wetter. Er schlägt immer zu. Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter. Der Knöcherne ist stets dabei.«
    Suko blieb neben ihm stehen. »Was wollen Sie denn damit sagen?«
    »Eigentlich nichts. Ich sehe nur weiter als die meisten.«
    »Und was sehen Sie?«
    »Dass hinter der Bläue des Himmels das Feuer der Vernichtung lauert. Manchmal ist es nicht gut, wenn jemand unser Land besucht. Vor allen Dingen sollte der Fremde gewisse Stellen meiden.«
    »Haben Sie uns damit gemeint?«, wollte ich wissen.
    Er sprang auf und lachte. Suko und ich rahmten ihn ein. »Wollen Sie noch sehr weit?«, fragte er.
    Wir sahen keinen Grund, ihm das Ziel unserer Reise auf die Nase zu binden. »Irland gefällt uns. Es hat Geschichte. Man begegnet hier auf Schritt und Tritt einer großartigen Vergangenheit…«
    »Cockway liegt noch ungefähr achtzehn Meilen entfernt«, unterbrach er mich plötzlich.
    »Das wissen wir.«
    »Wollen Sie dorthin?«
    »Kann sein.«
    »Ich gehe dann«, erklärte er, nickte uns zu, lachte laut und tänzelte davon.
    Wir hörten wieder sein Spiel, das allmählich verklang, je weiter er sich von uns entfernte.
    Suko und ich starrten ihm nach. »Hätten wir ihn aufhalten sollen?«, fragte mich mein Partner.
    »Er war
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