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0363 - Nacht zwischen den Sonnen

Titel: 0363 - Nacht zwischen den Sonnen
Autoren: Unbekannt
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mochte nicht irgendwelche mikroskopischen Ungeheuer an Bord geschleppt wissen."
    Eine halbe Stunde später rief die Sektion Kosmobiologie und Kosmobiochemie an und bat den Großadministrator, sich die Materieproben anzusehen.
    Tschu Piao-Teh und Atlan begleiteten ihn.
    Der Chefbiologe der CREST erwartete seine Besucher im Vorraum des Hauptlabors und bat sie, Isolieranzüge anzuziehen. Danach führte er sie in den saalartigen Raum des Hauptlabors. Vor einer drei Meter durchmessenden Energiesphäre blieb er stehen und deutete auf den Inhalt.
    Perry Rhodan erblickte ein Gewimmel von Bewegung, ohne Einzelheiten erkennen zu können.
    „Ich schalte eine Sektorlupe ein", teilte der Biologe mit.
    In der Energiesphäre bildete sich eine energetische Linse. Dahinter erschienen plötzlich fadenartige Gebilde, die sich träge aneinander vorbeischraubten.
    „Was ist das?" flüsterte Atlan.
    „Sehen Sie bitte genau hin", sagte der Biologe. Er betätigte eine weitere Schaltung, und plötzlich fiel von oben eine faustgroße Metallkugel durch die Sphärenwand und glitt genau in den Vergrößerungsbereich der energetischen Lupe.
    Schlagartig kam Unruhe in die trägen Bewegungen der Fäden. Sie wurden von der Metallkugel förmlich angezogen und bildeten darauf eine zuckende, schleimig-klebrige Masse, die das metallische Versuchsobjekt völlig einhüllte.
    „Die Untersuchungen der Substanz dauern noch an", erklärte der Kosmobiologe. „Wir wissen bisher lediglich, daß es sich bei den fingerlangen Fäden um die algenartige Aneinanderreihung von Riesenmolekülen handelt. Dieser Teil der Dunkelwolke gleicht offenbar mehr der Uratmosphäre eines Planeten als dem Normalzustand des freien Weltraums. Wir haben die Temperaturen draußen gemessen, meine Herren. Sie liegen zwischen Null Grad Celsius und achtzig Grad Celsius."
    „Aber das gibt es doch überhaupt nicht!" entfuhr es Atlan.
    Der Biologe lächelte das nachsichtige Lächeln des Fachmanns gegenüber dem Laien.
    „Warum eigentlich nicht, Lordadmiral? Sehen Sie, es gibt ja auch Planeten im Vakuum des Weltraums und auf vielen Planeten entwickelt sich sogar Leben, obwohl anfänglich entweder überhaupt keine Atmosphäre vorhanden ist. oder eine, die wir auf unseren Metabolismus bezogen als tödlich bezeichnen müssen. Hier hat sich nun das Leben nicht in Bindungen an die Kruste eines Planeten entwickelt, sondern gebunden an eine ungewöhnlich dichte interstellare gas- und staubförmige Materie.
    Die große Dichte könnte durchaus die Eigenschaft der Wärmeleitung erzeugen. Wärme wiederum ist eine Form von Energie, und anorganische Materie benötigt nirgendwo etwas anderes als eine ausreichende Dichte und genügend Energie, um sich gesetzmäßig in organische Substanz zu verwandeln."
    „Wir haben es bei den Klebefäden mit einer protobiotischen Substanz zu tun - jedenfalls nach den bisherigen Untersuchungsergebnissen. Es könnte sich aber auch herausstellen daß die ,Protoalgen', wie wir sie nannten, alle Merkmale hochorganisierter Materie - also wirklichen Lebens- aufweisen.
    Vielleicht genügt dazu der letzte Anstoß eines Katalysators - wie beispielsweise der Metallkugel aus Radioterkonit, um die entscheidende Mutation auszulösen."
    „Phantastisch!" sagte Professor Tschu. „Wenn ich mir vorstelle, daß diese Protoalgen eines Tages so hochentwickelt sein werden, daß sie zur Stabilisierung ihrer Zentralnervensysteme einen Psychiater benötigen ...
    Der Chefbiologe lachte.
    „Das ist nicht ausgeschlossen. Allerdings werden wir es nicht mehr erleben - bis auf die bekannten Ausnahmen ..." Er blickte dabei zu Rhodan und Atlan.
    Der Großadministrator räusperte sich verlegen.
    „Alles Leben ist im Grunde genommen sterblich. Nur die Organisationsformen der hochentwickelten Materie machen eine Ausnahme. Sie zerfallen in bestimmten Zeitabständen und schließen sich nach dem Durchlaufen eines Zyklus wieder zu Individuen zusammen."
    „So könnte man es etwa ausdrücken", bestätigte der Biologe lächelnd.
    Plötzlich wurde Perry Rhodan blaß.
    „Mein Gott!" flüsterte er. „Wir diskutieren hier über alle möglichen Dinge - und draußen fallen inzwischen Milliarden von Protoalgen über die ungeschützte Schiffswand her ...!"
    Tschu Piao-Teh wiegte den Kopf.
    „Sie werden kaum harten Terkonitstahl angreifen können, Sir. Mit unseren technischen Möglichkeiten sollten wir dieser kleinen Belästigung Herr werden."
    „Ja, natürlich", murmelte der Großadministrator nachdenklich.
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