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036 - Die Söhne des Himmels

036 - Die Söhne des Himmels

Titel: 036 - Die Söhne des Himmels
Autoren: Michael J. Parrish
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darüber freuen.
    »Was hast du?«, erkundigte sich Dave, der auf einem Stück Dörrfleisch herum kaute, um sich zu stärken.
    »Es ist wegen Rorke«, gab Matt zurück, der an einem der glaslosen Fenster Wache hielt.
    »Wir hätten ihn nicht zurück lassen dürfen.«
    »Wir hatten keine andere Möglichkeit und das weißt du«, wandte Dave ein. »Rorke hat gewusst, worauf er sich einlässt. Und er hat uns angelogen, erinnerst du dich? Dein Mitleid ist also unangebracht.«
    Matt musterte Dave mit einem flüchtigen Blick und fragte sich, ob dieser es wirklich Ernst meinte. Da war sie wieder, jene berechnende Kälte, die Matt früher nie an McKenzie bemerkt hatte…
    »Du hast dich wirklich sehr verändert«, stellte er fest.
    »Du dich auch.« Dave grinste freudlos. »Der Matthew Drax, den ich früher kannte, war durch und durch Soldat. Du kanntest deine Pflicht. Du warst in der Lage, eine klare, rationale Entscheidung zu fällen. Nun hingegen…« Dave unterbrach sich und überließ es Matt, sich seinen Teil dazu zu denken.
    Obwohl sich Matt über die Worte seines Freundes ärgerte, erwiderte er nichts darauf vielleicht, gestand er sich widerstrebend ein, hatte Dave ja nicht ganz Unrecht mit dem, was er sagte. Vielleicht hatte er darum ja auch den Dienst quittiert.
    Kein Zweifel sein Aufenthalt in dieser fremden, entarteten Zukunft hatte ihn verändert, hatte sein gesamtes Weltbild auf den Kopf gestellt. Vielleicht war er tatsächlich nicht mehr der Mann, als der er an jenem schicksalhaften achten Februar des Jahres 2012 von der Air Force Base Berlin Köpenick gestartet war…
    Hier in dieser neuen Welt gab es die alten Werte kaum noch. Alles war aus den Fugen geraten. Gefahren lauerten überall und vieles war nicht so, wie es auf den ersten Blick erschien.
    Manches, was Matt als richtig und wahr erachtet hatte, existierte schlicht nicht mehr, und er hatte lernen müssen, seinen eigenen Kodex zu entwickeln, nach dem er handelte. Und mit Wehmut dachte er an die Frau zurück, die ihm dabei geholfen hatte, sich in dieser entarteten Welt zurecht zu finden und sie neu zu entdecken. Aruula…
    Die bloße Erinnerung an sie gab ihm einen Stich ins Herz. Vielleicht war die Barbarin, die ihn auf seiner langen Odyssee durch Europa begleitet hatte, die einzige Frau gewesen, die er je wirklich geliebt hatte und vielleicht war sie auch die einzige, die ihn je wirklich geliebt hatte. Aber die Chance, sie wiederzusehen, war so verschwindend gering und sie schwand mit jedem Tag, den er sich auf diesem Kontinent aufhielt, mehr…
    »Komm schon, Matt«, meinte Dave und klang wieder etwas versöhnlicher dabei. »Wir müssen zusammen arbeiten. Wir sind doch Freunde, oder nicht? Lass uns diese Mission gemeinsam zu Ende bringen, okay?«
    Matt nickte und verdrängte energisch die Erinnerung an Aruula und alles andere, was ihn von dieser Mission ablenken konnte. Sie hatten die Möglichkeit, einen Weg zur ISS zu finden und damit das größte Rätsel dieser Zukunftswelt zu lösen. Alles andere musste hinter dieser Chance zurückstehen…
    ***
    Gemeinsam setzten sie ihre Suche im Schutz der Ruinen fort. Früher waren hier wie Dave erklärte die Büros der einzelnen wissenschaftlichen Abteilungen untergebracht gewesen. In einem der Gebäude hatte auch er eine Zeitlang ein Arbeitszimmer gehabt…
    Die beiden Männer waren weiter auf der Hut, rechneten damit, jeden Augenblick wieder auf Weiß gewandete Sektierer zu treffen, die ihnen mit ihren Speeren und Dolchen ans Leben wollten. Es blieb jedoch ruhig die »Söhne des Himmels« ließen sich nicht mehr blicken.
    Unbehelligt erreichten die beiden Männer das Ende des Ruinenfeldes wo sie auf etwas stießen, das ohne Zweifel nicht aus der Zeit vor dem Kometeneinschlag stammte.
    Es war eine Art Symbol, errichtet aus Schuttbrocken und altem Schrott: ein stilisierter Pfeil, der geradewegs in den Himmel zeigte. Davor waren mehrere Gegenstände auf den Boden gelegt worden, denen die Hitze schon schwer zugesetzt hatte ein paar gedörrte Äpfel und Bananen, eine vertrocknete Kokosnuss und ein fauliger Fisch, der erbärmlichen Gestank verbreitete.
    »Was in aller Welt ist das?«, fragte Dave verblüfft.
    »Sieht aus wie ein Schrein«, mutmaßte Matt.
    »Eine Art Heiligtum. Das sind vermutlich Opfergaben, die jemand dargebracht hat.«
    »Schön«, meinte Dave, »und wem?«
    »Woran auch immer diese Menschen glauben«, erwiderte Matt achselzuckend und ließ seinen Blick dem großen Pfeil folgen, der geradewegs
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