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0353 - Ein Toter zuviel

0353 - Ein Toter zuviel

Titel: 0353 - Ein Toter zuviel
Autoren: Ein Toter zuviel
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nicht, daß Joe ein Fernsehstar geworden ist. Vor drei Wochen stand er nämlich noch nicht vor den Kameras.« Ich lachte hintergründig.
    Ein Mann hatte sich hinter mir aufgebaut. Er nahm mir das Bild aus der Hand und betrachtete es neugierig. Ich drehte mich und sah einen stiernackigen Kerl, der an die hundertachtzig Pfund wiegen mochte. Er musterte mich abschätzend.
    »Warum willst du diesen Burschen treffen?« erkundigte er sich.
    »Das ist meine Sache«, gab ich ihm Bescheid und nahm das Bild aus seiner Hand.
    »Du warst mit Joe im Knast?«
    »Und wenn schon!« gab ich zurück. »Ich hab‘ meine Strafe abgesessen und brauch mir nichts vorwerfen lassen!«
    »Spiel nicht den wilden Mann!« beruhigte er mich. »Komm lieber hier an den Tisch. Ich gebe einen aus.«
    Seit wir das Lokal betreten hatten, hatten Phil und ich kein Wort gewechselt. Es sah aus, als wären wir nur zufällig miteinander hereingekommen.
    Mein neuer Bekannter ließ eine Flasche Gin auffahren.
    »Du warst also mit Joe im Kasten?«
    »Freilich«, gab ich zu, »wir saßen in der gleichen Zelle. Er kam drei Wochen vor mir raus. Wir wollten uns treffen und groß feiern. Und nachher wollten wir zu Fuß durch ganz New York und jedem Bullen vor die Füße spucken!«
    »Das kann ich dir nachfühlen«, meinte er verständnisvoll. »Wie heißt du denn eigentlich?«
    »Jeff«, sagte ich, »Jeff Slater.« Ich gab den nächstbesten Namen an, der mir einfiel, denn ein Zögern wäre verdächtig gewesen. Dann erinnerte ich mich, daß Jeff Slater ein berüchtigter Gangster aus San Franzisko gewesen war. Er war erschossen worden, als die Bande von der Polizei aufgerieben wurde.
    »Ich bin Slim Brooks. Also, du weißt noch nichts davon?«
    »Wovon?«
    »Joe ist erschossen worden.« Er steckte sich eine Zigarette an und scheuchte mit einer Handbewegung den Wirt weg, der ihm Feuer reichen wollte. Slim beobachtete mich scharf.
    Ich schwieg erst eine Weile, dann fragte ich:
    »Wer hat ihn auf dem Gewissen?« Brooks hob die Schultern.
    »Keine Ahnung! Wir wissen es nicht. Joe war ein Einzelgänger. Aber das kommt davon!«
    Ich nickte zustimmend und trank mein Glas aus. Mein neuer »Freund« schenkte sofort nach. Wahrscheinlich wollte er mich unter Alkohol setzen, um mich dann leichter aushorchen zu können. Slim würde aber von mir nichts erfahren können. Er hatte mir in diesen fünf Minuten mehr erzählt, als ich von Vecha wußte. Der Ermordete hatte sich also sofort nach seiner Entlassung wieder einer Gang angeschlossen, zu der auch Slim Brooks gehörte. Hatte Vecha auf eigene Rechnung einen Coup gestartet? War er dabei erschossen worden? Ich konnte von Brooks nicht erwarten, daß er mir sofort sein gesamtes Wissen vermitteln würde.
    »Schade um Joe«, bemerkte ich. »Er war ein feiner Kerl. Wir hatten zusammen eine große Sache vor. Jetzt muß ich mir einen neuen Job suchen.«
    In diesem Augenblick betraten zwei Männer die Kneipe. Sie steuerten auf unseren Tisch zu und ließen sich ohne viel Umstände nieder.
    »Wo hast du denn diesen Burschen aufgegabelt?« fragte der kleinere der beiden und deutete auf mich.
    »Er sucht Joe Vecha!« erklärte mein Gesprächspartner.
    Der Lange rückte seinen Stuhl von mir ab und sah mich mißtrauisch an.
    »Wohl ‘n Cop?«
    Slim schüttelte den Kopf.
    »Er war mit Joe im Kasten, Steve. Die beiden hatten was vor, aber nachdem Joe tot ist, sucht er 'nen neuen Job.«
    Wieder sah mich der Lange an, als stünde ich zum Verkauf.
    Der kleine Dicke grunzte und schenkte sich ein.
    »Eigentlich könnten wir ja ‘nen neuen Mann brauchen, nachdem Joe ausgefallen ist. Wo hast du denn früher gearbeitet?«
    »In Frisco«, antwortete ich. »Bei Leo Belling.«
    Leo Belling war einmal eine große Nummer gewesen, aber von der ganzen Mannschaft lebte- meines Wissens keiner mehr. Also konnten sie auch keine Nachforschungen anstellen.
    »Hättest du Lust, bei uns einzusteigen?« fragte der Dicke, »für einen cleveren Burschen haben wir immer etwas zu tun!«
    »Das kommt ganz darauf an«, meinte ich. »In welcher Branche seid ihr denn tätig?«
    Sie sahen einander an, aber der Lange schüttelte schließlich den Kopf.
    »Du wirst es noch früh genug erfahren«, brummte er. »Hast du ‘n Zimmer?«
    »Ich hab‘ mir diesen Luxus noch nicht geleistet«, sagte ich. »Was Warmes im Magen ist wichtiger als ein Dach über dem Kopf. Aber wenn ich bei euch mitmachen soll, will ich wissen, wer der Boß ist.«
    »Du fragst ein bißchen viel auf einmal«,
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