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0351 - Zwei Schwerter gegen die Hölle

0351 - Zwei Schwerter gegen die Hölle

Titel: 0351 - Zwei Schwerter gegen die Hölle
Autoren: Jason Dark
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ich lächeln mußte.
    Natürlich wollte er nicht weg, ich konnte ihn auch nicht in die Kämpfe mit hineinziehen.
    »Du hast alles gehört, nicht wahr?«
    »Das habe ich.«
    »Sag selbst, was ich tun soll oder was du an meiner Stelle getan hättest.«
    »Rede doch nicht um den heißen Brei herum, Bulle«, mischte sich Leila ein. »Es ist klar, daß du diesen Wurm da nicht mitnehmen kannst. Und ich werde auch nicht gehen, sondern abwarten, bis die Große Mutter ihren Kampf gewonnen hat. Dann rechnen wir beide ab, Bulle.« Sie nickte so heftig, daß die Perlen in den Haarsträhnen gegeneinander klirrten.
    »Bist du dir da so sicher?«
    »Ja, das bin ich.«
    Ich legte Ali eine Hand auf die Schulter, denn mit Leila gab es für mich nichts mehr zu reden. »Komm, wir gehen nach draußen und schauen dort nach, wie es aussieht.«
    »Da hat sich etwas verändert!« flüsterte Ali.
    Selbst der Eiserne Engel blieb stehen, als er die Worte vernahm.
    »Was denn?« fragte ich.
    »Das mußt du selbst sehen, John. Es ist nicht mehr so wie sonst. Der Friedhof…« Er senkte seine Stimme. »Der ist ungemein gefährlich, man kann Angst bekommen. Irgend etwas lauert da.«
    »Abwarten.«
    Als wir die Leichenhalle verließen, gingen der Eiserne und ich nebeneinander. Leila und Ali hielten sich hinter uns. Die beiden flüsterten miteinander, und ich vernahm die scharfe Stimme des Halbbluts, wie sie den Jungen ausschimpfte.
    »Halte dich zurück«, fuhr ich sie an.
    Leila hob nur die Schultern, ansonsten grinste sie mir ins Gesicht.
    Sie war noch immer davon überzeugt, im Sog der Großen Mutter als eine der Siegerinnen aus dem Kampf hervorzugehen.
    Mal sehen, ob sie es tatsächlich schaffte.
    Wir verließen die Leichenhalle, und ich mußte Ali recht geben. Es hatte sich auf diesem Friedhof tatsächlich etwas verändert.
    Obwohl wir noch Tag hatten, war der gesamte Komplex in einen dichten Nebel gehüllt, und wir sahen auch, woher dieser Nebel kam.
    Er stieg aus den Gräbern…
    Schon einmal hatte ich den Nebel gesehen. Er hatte mit seinen bläulich schimmernden Wolken und Schwaden den zu Leben erweckten Bai von Tanger umhüllt.
    Und jetzt war er wieder da.
    Wir standen vor der Leichenhalle und starrten auf dieses unheimliche Bild. Da der Nebel aus den Gräbern quoll, hatte ich das Gefühl, die letzten Ruhestätten würden im Innern allmählich anfangen zu kochen. Unter unseren Füßen mußte der gesamte Friedhofsboden ein leise brodelnder Vulkan sein, der diesen Nebel, aus welchen Gründen auch immer, produzierte.
    Ich warf einen Blick zum Himmel hoch. Die schräg stehende Herbstsonne war nur noch als blasser, auseinanderfasernder Ball hinter den dichten Schwaden zu erkennen.
    Und in den Gräbern spielte sich das lautlose Grauen ab. Rechts und links der Grabsteine wurde es an die Oberfläche getrieben und hüllte die Gedenkstätten mit ihren fahlen, fahnenartigen Schleiern ein. Sie trieben, wenn sie vom leichten Wind erfaßt oder von den nachfolgenden Schwaden weitergedrückt wurden, auch über die schmalen oder breiten Wege ihrem Ziel entgegen.
    Überall auf dem Friedhof hatten sie sich verteilt. Blau und grau, mal dünner, mal dicker, so schoben sie sich lautlos über Gräber und Wege hinweg, verzerrten die hohen Grabsteine und machten aus ihnen gespenstische Figuren, die aus einem fremden Märchenland zu stammen schienen, das jenseits aller Grenzen lag.
    Wir beobachteten die Schwaden eine Weile, ohne eine Bemerkung darüber zu verlieren.
    Der Eiserne Engel durchbrach schließlich das Schweigen. »Es muß der Eingang zu einer anderen Welt sein«, erklärte er mir. »Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«
    »Wirklich bei jedem Grab?«
    »Sag du etwas Besseres.«
    »Ich warte auf die lebenden Leichen«, erklärte ich mit einem Anflug von Galgenhumor.
    Der Engel lachte leise. »Da werden wir wohl lange warten müssen. Hier scheint es keinen Voodoozauber zu geben, sonst wären die Leichen schon längst aus ihren Gräbern geklettert.«
    Im Prinzip hatte er wohl recht. Mich aber interessierte die Stelle, wo der Zwillingsbruder und sechste Große Alte aus der feuchten Graberde geklettert war.
    Und dort ging ich hin.
    Ohne mich umzudrehen, machte ich mich auf den Weg. Ich war sicher, daß der Eiserne mir folgen würde.
    Die genaue Stelle hatte ich mir gemerkt, so daß ich sie, ohne lange zu suchen, fand, davor stehenblieb und den Kopf senkte, weil ich mir den Spalt genauer ansehen wollte.
    Ob die Grabplatte noch weiter aufgeschoben worden
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