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0351 - Jäger der Nacht

0351 - Jäger der Nacht

Titel: 0351 - Jäger der Nacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Feindschaft zu überwinden, indem sie Wölfe zähmten und als Hunde zu ihren Hausgenossen machten. Aber die wilden, ungezähmten Wölfe waren immer noch gefährliche Gegner.
    Der Wolf hatte die Gegnerschaft in Dermoth gefühlt; eine Gegnerschaft, die sich in panischer Angst ausdrückte. Und der Wolf hatte keine Möglichkeit gefunden, diese Angst in Dermoth zu beseitigen. Er war hinter ihm her gelaufen, weil er hoffte, Kontakt aufnehmen zu können. Doch Dermoth war nicht dafür geeignet. So hoffte der Wolf nun, daß er andere Menschen im Dorf fand, die ihm nützlich sein konnten.
    Vorsichtig umschlich er die Häuser und wartete auf seine Chance.
    Plötzlich witterte er etwas…
    ***
    Auch der letzte Mann in Branwen’s Pub schrie auf, als etwas Graues Carnegy, den großmäuligen Schluckspecht, einfach überrollte und zu Boden schleuderte. »Der Wolf!« brüllte Dermoth entsetzt.
    Das Graue - oder besser, der Graue, rollte sich zur Seite ab und sprang mit einem wilden Fluch wieder auf. Timothy Fairwydd, in grauer Jacke und grauer Jeans, schüttelte sich und starrte die anderen aus geweiteten Augen an.
    »Ja, der Wolf«, keuchte er. »Das verdammte Biest hat Mistreß Rothgilly zerrissen! Umgebracht! Totgebissen, dieses Monstrum! Verdammt, Leute, es gibt wieder Wölfe im Caernavon County - zumindest dieses eine Biest!«
    Carnegy versuchte sich aufzuraffen. Er stöhnte. Halbbetrunken, wie er war, hatte er seine Schwierigkeiten, zumal der Zusammenprall mit dem wild hereinstürmenden Fairwydd ein paar blaue Flecke eingebracht hatte.
    Die Blicke der anderen pendelten zwischen Fairwydd und Dermoth hin und her.
    »Verdammt«, keuchte Branwen auf. »Was sagst du da, Timothy? Ein Wolf? Sag mal - seid ihr jetzt beide verrückt geworden, oder habt ihr euch abgesprochen, um uns auf den Arm zu nehmen?«
    »Wieso das? Und…« Plötzlich dämmerte es Fairwydd. Er sah Dermoth an. »Wieso hast du Wolf geschrien, als ich hereinkam? Wieso konntest du davon wissen, Gawain?«
    »Ich bin ihm begegnet«, murmelte Dermoth, dessen Hände zitterten. »Er hat mich gejagt, bis hierher. Und diese verdammten Narren wollen mir das nicht glauben.«
    »Es ist wahr«, sagte Fairwydd. »Es gibt diesen Wolf. Und Mistreß Rothgilly ist tot. Ich wollte sie besuchen, ein Stündchen mit ihr plaudern, weil sie doch so allein ist, seit ihr Mann starb. Aber die Tür war abgeschlossen, ein Fenster zerbrochen, und im Haus war alles so ruhig, obwohl Licht brannte. Da bin ich durch das kaputte Fenster eingestiegen. Ja, und dann habe ich sie gefunden…«
    Unaufgefordert hielt Jo Branwen ihm ein Glas Whisky entgegen, und Dermoth bekam das zweite. Beide stürzten den Inhalt in einem Zug herunter. In Dermoths Bauch breitete sich jetzt die Glut aus, und der Alkohol tat seine Wirkung und beruhigte die Nerven. Am liebsten hätte er jetzt weitergetrunken, aber er wußte, daß er leichtsinnig werden würde. Und er hatte noch einen langen Weg vor sich, um zu seiner Hütte am Waldrand zu gelangen.
    Und da war dieser Wolf…
    Wie gefährlich das Biest war, hatten Fairwydds Worte jetzt bewiesen. Der Wolf war ein Killer!
    »Wenn ihr mir nicht glaubt, dann kommt mit und seht euch die Bescherung an«, sagte Fairwydd.
    »Und ob wir mitgehen«, grollte Branwen, der Wirt. »Ich hole nur meine Flinte. Und dann sehen wir zu, ob wir das Biest nicht erwischen.«
    »Wir sollten alle unsere Waffen holen«, empfahl Fairwydd. »Dann machen wir eine Treibjagd.«
    Sie verließen den Pub. Manche vergaßen sogar, auszutrinken. Ein Dutzend Männer betrat die Straße, warf vorsichtige Blicke links und rechts ins Dunkel. Irgendwo konnte der Wolf lauern. Die Sache war klar. Nachdem das Biest Dermoth nicht erwischt hatte, war es durchs Fenster zur Witwe Rothgilly gesprungen und hatte da seinen Hunger gestillt.
    Die Männer zögerten, sich zu zerstreuen, um ihre Waffen zu holen. Einzeln waren sie gefährdet. Daraufhin wurde beschlossen, daß die Gruppe komplett von Haus zu Haus ging und sich bewaffnete. Fast jeder der Männer hatte eine Schrotflinte zu Hause, und die anderen holten Äxte und lange Schlachtmesser. Einer drückte Dermoth eine Axt in die Hand. »Wenn das Biest kommt, spalte ihm den Schädel«, sagte er. »Ein Wolf hier in der Grafschaft Caernarvon, hier in Llanfiddu - das ist doch ein Ding, das es nicht geben darf! Der alte Sir Matthew rotiert als Windhose in seinem Sarg, wenn er davon hört!«
    Nach einer Viertelstunde waren sie soweit, daß sie zum Haus der Witwe Rothgilly gehen
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