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0342 - Schnee und schwarze Diamanten

0342 - Schnee und schwarze Diamanten

Titel: 0342 - Schnee und schwarze Diamanten
Autoren: Schnee und schwarze Diamanten
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Rat.«
    Die Frau wich einige Schritte zurück. Ich sah, wie sich ihre Pupillen verengten. Sie hatte in diesem Augenblick die Augen eines Raubtieres. Ich trat ein, ohne den Blick von der Frau zu wenden.
    »Ich musste annehmen, dass Sie das Geschäft schon geschlossen hatten. Trotzdem bin ich gekommen«, fuhr ich plaudernd fort. »Wollen wir uns nicht setzen? Habe ich Sie gestört, bei der Abrechnung etwa?«
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, Mister Cotton«, sagte sie mühsam. Die Frau sah nicht aus, als sei sie süchtig. Im Gegenteil, die Luft in diesem Büro schien ausnehmend frisch und unverbraucht. Es duftet nur nach einem orientalischen ungewöhnlichen Parfüm. Ich verzog meinen Mund zu einem schmalen Lächeln und sagte: »Es gibt viele Gründe, Mrs. Halster, sehr viele sogar, und zwar schwerwiegende.«
    »Wollen Sie nicht besser morgen wiederkommen, Mister Cotton?«, wehrte sie sich. »Ich bin jetzt müde und abgespannt. Ich fürchte, ich bin für Sie nicht die richtige Gesellschafterin.«
    »Nein, im Gegenteil. Ich bin ganz mit Ihnen zufrieden, mit Ihnen und Ihrem Aussehen, Mrs. Halster. Und auf der anderen Seite kann ich mir vorstellen, dass Sie ein aufregendes Leben hinter sich haben, zumindest recht aufregend für eine Frau - oder?«
    Sie machte einige Schritte rückwärts und griff, ohne hinzusehen, hinter sich auf den Schreibtisch. Etwas Blankes - ein Aschenbecher - blitzte in ihrer Hand auf und flog durch die Luft auf mich zu. Es war ziemlich einfach, ein solches Wurfgeschoss zu parieren.
    »Nehmen Sie bitte Ihre Hände hoch, Mrs. Halster«, sagte ich leise. Die 38er lag in meiner Hand.
    »Sie sind gemein, Cotton«, zischte sie.
    »Das ist alles relativ, Mrs. Halster. Es kommt auf den Standpunkt an. Wenn man jedoch glaubt, man dürfe Flugzeuge abstürzen lassen und Menschen ermorden, ohne dafür bestraft zu werden, dann wird man allerdings einen G-man verabscheuen. Setzen Sie sich auf den Stuhl mir gegenüber und legen Sie die Hände auf den Tisch, Mrs. Halster.«
    »Mir sind die Nerven durchgegangen, Mister Cotton, das ist alles. Ansonsten verstehe ich nicht, was Sie sagen.«
    »Dann will ich es Ihnen der Reihe nach erklären. Seit sie bei Jeromin arbeiten, treiben Sie einen schwunghaften Heroinhandel, und zwar in präparierten Buddhastatuen. Zuerst arbeiteten Sie für Dick Lemmond, der Sie übrigens an Jeromin vermittelt hatte: Dann ging Ihnen das Dollarscheffeln zu langsam, außerdem fürchteten Sie, entdeckt zu werden. Als Lem in die Netzte des FBI ging, nutzten Sie Ihre Chance, nicht wahr? Irgendwo haben Sie etwas von dem großen, einmaligen Coup gehört: ein für alle Mal aussorgen, sich in ein ruhiges Leben zurückziehen, nicht wahr?«
    »Hören Sie auf, Mister Cotton«, schrie die Frau, »hören Sie auf!« Sie hielt sich die Ohren zu.
    »Dass aber Menschen ums Leben kommen, wenn Sie ein Flugzeug in der Luft auseinandernehmen lassen, kam Ihnen nicht in den Sinn. Und ausgerechnet Ihr Boss saß in der Maschine. Das war Pech für Sie, denn das Verschwinden dieses Gangsters löste Großalarm aus.«
    Ich holte tief Luft. Mrs. Halster ließ ermattet ihre Arme sinken und starrte mich an.
    »Warum nehmen Sie mich nicht fest, Mister Cotton?«, sagte sie tonlos.
    »Weil ich von Ihnen hören will, wer Sumper umgebracht hat. Nicht später, sondern hier, wo jetzt alles über Ihnen zusammenstürzt.«
    »Ich kenne Sumper nicht.«
    »Lügen nützt nichts mehr, Mrs. Halster! Sie überraschten Sumper, als er das FBI anrief, um den Sprengstoffanschlag zu verraten. Dabei erschossen Sie ihn. Sie haben sich selbst verraten.«
    »Ich will nichts mehr hören«, schrie sie wieder und schlug die Hände vor das Gesicht.
    »Dann haben Sie Morrison erpressen wollen. Vorsichtshalber haben Sie in der Nacht in Jeromins Villa Haussuchung gehalten. Da sind wir uns zum ersten Mal begegnet, ich hatte Gelegenheit, Ihre Judo-Künste am eigenen Leib zu spüren. Aber Sie machten einen Fehler, Sie warfen meine Pistole in den Vorgarten. Am nächsten Morgen kamen Sie zurück und räumten bei dem ahnungslosen Mister Jeromin auf, servierten ihm ein vergiftetes Frühstück, und gingen seelenruhig in Ihr Geschäft, nicht wahr, Mrs. Halster?«
    »Ja, ich habe Mister Jeromin umgebracht. Ja, ich habe Sumper erschossen. Was wollen Sie noch wissen, Cotton?«, fragte sie seelenruhig. Diese Ruhe irritierte mich. Ich stand auf, ging rückwärts zur Tür und verriegelte sie und fuhr fort: »Damals bei Jeromin verloren Sie das Blatt eines
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