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0333 - Drei Herzen aus Eis

0333 - Drei Herzen aus Eis

Titel: 0333 - Drei Herzen aus Eis
Autoren: Jason Dark
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überbrückte.
    Zu treffen war sie immer.
    Von unten her drang die abgefeuerte Kugel schräg in den Körper des Monstertieres.
    Kaum hatte die Kugel getroffen, als das Tier einen gurrenden Schrei ausstieß, senkrecht in die Höhe stieg und sich regelrecht schüttelte.
    Plötzlich schwebte es über den Bäumen und war unseren Blicken entschwunden.
    Wir liefen auf den Weg. Dort erwartete uns ein leichenblasser Paul Meurisse.
    »Ich begreife das nicht«, flüsterte er, nahm die Hand von seiner Schulter und schaute auf die Wunde. Sein Ledermantel war durch den Schnabelhieb an dieser Stelle zerfetzt worden, auch das Jackett drunter sowie das Hemd. Aus der Wunde rann Blut.
    Ich hob die Schultern und wußte auch keine Erklärung. Ferner wußten wir nicht, ob wir die Taube tödlich getroffen hatten. Angeschossen war sie.
    Schwebte sie noch irgendwo über den Bäumen?
    Vergeblich lauschten wir auf das Schlagen der Flügel. Die Taube hielt sich zurück. Oder sie war nicht mehr in der Lage, zu uns zu kommen.
    Meurisse ging einige Schritte zur Seite und nahm auf einer kleinen Grabmauer Platz. »Suchen Sie dieses verdammte Vieh. Ich bleibe solange hier.«
    Suko warf ihm die Beretta zu. »Die Waffe ist mit geweihten Silberkugeln geladen. Wenn die Taube zurückkehren sollte, schießen Sie, Meurisse. Jagen sie ihr die Kugeln in den Balg!«
    »Okay.«
    Wir machten uns auf die Suche. Vielleicht hatten wir sie angeschossen und brauchten sie nur mehr aufzusammeln, wie man so schön sagt. Das wäre natürlich am besten gewesen.
    Wir hatten uns gemerkt, in welche Richtung die Taube davongeflogen war. Jedenfalls nicht in die, aus der wir gekommen waren. Also gingen wir in die entgegengesetzte weiter.
    Der Regen hatte sogar aufgehört. Jetzt beeinträchtigte nur mehr der vom Boden hochsteigende Dunst unsere Sicht. Die schweren Wolken wallten zwischen den Gräbern wie Tücher, die von unsichtbaren Händen langsam vorgeschoben wurden.
    Da hörten wir das Gurren.
    Links von uns klang es auf, denn die Taube mußte irgendwo zwischen den Büschen gelandet sein.
    War das überhaupt bei ihrer Größe möglich?
    Ich konnte es mir kaum vorstellen. Wir mußten nachsehen, das gurrende Geräusch hatte uns den Weg gewiesen. Über andere Gräber stiegen wir hinweg, räumten sichthindernde Zweige zur Seite und starrten auf das grüne Blattwerk, das feucht glänzte.
    Nur die Taube sahen wir nicht.
    »Verdammt«, sagte Suko, »ich habe sie doch gehört.«
    Ich nickte nur.
    Suko war schon weitergegangen. Ich folgte meinem Freund über den nassen Rasen und stellte fest, daß wir gar nicht weit zu gehen brauchten, denn nach einigen Metern hatten wir das Ziel erreicht.
    Die Taube war tatsächlich gelandet. Mit ihrem schweren Körper war sie in einen Busch gefallen.
    Jetzt hockte sie auf ihm, wie auf einem großen Nest.
    Suko wischte über seine Augen. »Träume ich, oder ist sie tatsächlich kleiner geworden?«
    »Du irrst dich nicht. Die ist geschrumpft.«
    Wir beide standen da und staunten. Jetzt verstanden wir überhaupt nichts mehr. Die übergroße Monstertaube dachte nicht daran, uns zu attackieren. Wir waren für sie in diesen Augenblicken Luft, denn sie war mit sich selbst beschäftigt.
    Ein unheimlicher Prozeß spielte sich vor unseren Augen ab. So etwas hatten wir auch noch nicht erlebt, und wir waren ja beide ziemlich viel gewohnt.
    Von Sekunde zu Sekunde schrumpfte die Taube mehr zusammen.
    Dabei stieß sie Schreie aus, als hätte sie vor irgend etwas Angst.
    Immer kleiner wurde sie. Sie besaß jetzt nur mehr die Größe eines Arms und entwickelte sich weiter zurück.
    Zu tun brauchten wir nichts. Nur zuzuschauen, und wir sahen, daß sich die Zweige des Buschs allmählich wieder in die Höhe reckten, weil sie das Gewicht nicht mehr spürten.
    Lücken entstanden.
    Durch eine dieser Lücken rutschte die Taube.
    Plötzlich war sie verschwunden. Sie lag irgendwo zwischen dem Grün der Blätter am Boden. Wir sahen sie nicht mehr, aber wir hörten sie noch. Das verzweifelt klingende Gurren jagte uns beiden dicke Schauer über den Rücken.
    »Suchen wir sie«, sagte ich und ging schon vor.
    Es waren ja nur zwei Schritte, bis wir vor dem Busch standen, uns bückten und den Boden zwischen den Zweigen abtasteten. Gras wuchs dort nicht, deshalb konnten wir die Taube schlechter sehen, weil sich ihr Gefieder nicht so recht abhob.
    Ich entdeckte sie zuerst. »Hier ist sie!« rief ich meinem Partner zu und drückte mit dem rechten Arm Zweige zur Seite. Die Taube
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