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0332 - Inferno

0332 - Inferno

Titel: 0332 - Inferno
Autoren: Werner Kurt Giesa
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über die Grenzen des Dschungels hinaus. Er erkannte Umrisse einer kleinen, in sich begrenzten Welt.
    Und er fand Kontakt zu einem Dhyarra-Kristall.
    Zu einem einzigen. Und als er sich blitzschnell darauf einstellte, spürte er noch etwas anderes. Etwas, das dem Dhyarra ähnlich war, aber zersplittert in unzählige winzige Echos. Gerade so, als würde es Tausende und Abertausende von Mini-Dhyarras geben.
    Aber es waren doch keine reinrassigen Kristalle. Sie waren nur in ihrer Aura einem Dhyarra angenähert.
    Ein einziger echter Dhyarra. Ted fühlte, daß es ein Kristall dritter Ordnung war. Das bedeutete, daß es sich nicht um Professor Zamorra handeln konnte.
    Denn dessen Kristall war zweiter Ordnung. Zamorra also schien den Weg hierher nicht gefunden zu haben.
    Unwillkürlich änderte Ted, ohne es zu wollen, im Laufe seiner Gedanken über einen Kristall zweiter Ordnung seine »Erwartungshaltung«. Und da spürte er plötzlich, ziemlich weit entfernt, noch einen anderen Dhyarra. Im ersten Moment wunderte er sich, daß er ihn nicht sofort bemerkt hatte. Aber dann erkannte er den Unterschied.
    Dieser andere Kristall, der in der Tat zweiter Ordnung war, war nicht aktiviert.
    Das ließ sich ändern. Und über seinen eigenen unüberwindlichen Machtkristall packte Ted aus der Ferne zu und schaltete den anderen Dhyarra ein.
    ***
    Im Zeltlager der Räuberbande in Rhonacon hatte der Rottenführer, der Nicole und Uschi hergeschleppt hatte, den Dhyarra-Kristall wieder eingesteckt. Die Satteltaschen, in denen sich die beiden Zeit-Ringe und der Ju-Ju-Stab befanden, lagen jetzt in seinem Zelt, das er mit einem Kumpan und wahrscheinlich auch einigen der Frauen zu teilen hatte. Den Kristall aber hatte er bei sich behalten.
    Er spürte, daß es damit irgend etwas auf sich hatte, aber er konnte nicht sagen, was das war. Er wollte den Schamanen befragen. Doch er durfte es nicht wagen, einfach in dessen Zelt zu gehen. Wenn sich der Schamane darin verkrochen hatte, durfte niemand ihn stören. Man durfte ihn nur ansprechen, wenn er ins Freie kam, und auch dann nicht immer…
    Der Räuber versorgte sein Pferd. Im stillen mußte er über die beiden seltsam gekleideten Mädchen lächeln. Sie wollten Pferde stehlen! Er war gespannt, wie sie den Versuch anstellen wollten. Denn über den Versuch würde es nicht hinauskommen.
    Der Kristall befand sich immer noch in der Außentasche seiner abgerissenen, ledernen Windjacke. Plötzlich ging von dort ein Brennen aus.
    Erschrocken faßte er in die Tasche, bekam den Kristall zwischen die Finger und schrie auf, weil der es war, von dem das Brennen ausging. Er ließ den Kristall sofort wieder fallen. Er schlug auf dem Boden auf. Für Sekundenbruchteile sah der Räuber ein Gesicht. Es war das eines jungen, blonden Mannes, der ihn durchdringend und forschend ansah. Dann verlosch das Bild, denn der Räuber entzog sich dem Eindruck.
    Das war üble Zauberei, Teufelswerk! Er stöhnte auf, versuchte davonzulaufen, aber unsichtbare Finger tasteten nach ihm und versuchten ihn immer wieder einzuholen. Ich verliere den Verstand, dachte er verzweifelt. Schamane, so hilf mir doch! Warum hilfst du mir nicht in meiner Not? Und hinter ihm im Sand glühte der blaufunkelnde Kristall so hell wie eine kleine Sonne.
    ***
    Nicole zuckte zusammen. Sie hörte den Mann schreien und stöhnen, sah ihn laufen, und im nächsten Moment öffnete sich der Eingang des Schamanenzeltes. Ein verhutzeltes Männchen raste wie ein aufgestörtes Wiesel ins Freie.
    »Ruhe!« kreischte der Schamame. »Aus, aufhören, Schluß! Du bist still!« Er prallte förmlich mit dem laufenden Räuber zusammen, der die Hände vor Stirn und Augen preßte, berührte ihn mit zwei Fingern, und der Mann sank besinnungslos zusammen.
    Nicole stieß Uschi an.
    »Was bedeutet das?« keuchte Uschi überrascht.
    Andere wurden auch aufmerksam. Da glühte es unheimlich grell im Sand, und der Schamane wetzte auf das Leuchten zu, wurde davon förmlich aufgesogen. Im nächsten Moment erlosch die Helligkeit, und der Schamane hielt den Kristall in der Hand.
    Ein paar Neugierige, Frauen und Männer, näherten sich ihm, auch Nicole und Uschi. Der Schamane drehte sich einmal in die Runde. »Weg mit euch«, rief er schrill. »Schert euch fort. Laßt mich in Ruhe dies ergründen.«
    Sie wichen zurück.
    Nur Nicole nicht. Sie blieb einfach stehen, und sie hielt Uschi fest, die unter dem autoritären Bann des Wiesels ebenfalls weichen wollte. Der Bann riß.
    Der kleine Schamane
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