Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0330 - Die lebende Legende

0330 - Die lebende Legende

Titel: 0330 - Die lebende Legende
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die Ferne, schien durch uns und die Wände zu blicken, bevor er mit seinem plastischen, abenteuerlichen und auch grauenvollen Bericht begann…
    ***
    Aus den Erzählungen des Yakup Yalcinkaya Wir standen da und starrten ihm entgegen. Zwar schwebte er noch auf dem Wasser, dennoch waren wir beide sicher, daß er die Fluten verlassen und an Land kommen würde.
    Viel sahen wir nicht von ihm. Nur seine Augen fielen auf. Sie strahlten in einem sehr intensiven Blau. Für mich waren es regelrechte Mordaugen. Obwohl ich kein ängstlicher Mensch bin, bekam ich Angst vor diesem Blick, der mich sogar auf die Entfernung hin schaudern ließ.
    Meine weisen Lehrherren hatten mir beigebracht zu kämpfen und niemals aufzugeben. Das wollte ich auch bei Shimada. Wenn er kam, würde ich ihm gegenüberstehen.
    Dagegen hatte Helen etwas. Sie flehte mich an, endlich die Flucht zu ergreifen.
    Starr schüttelte ich den Kopf. »Nein, ich werde und ich muß einfach bleiben.«
    »Und dann?«
    »Zerstöre ich ihn.«
    »Ist das dein letztes Wort?«
    »Natürlich Helen. Du kannst zur Maschine laufen. Ich komme nach. Du weißt ja, daß die Honda an der Baumgruppe hinter den Hügeln steht.«
    Helen nickte nur. Noch einmal schaute ich sie an. Noch nie in meinem Leben habe ich einen so verzweifelten Menschen gesehen.
    Sie drückte meine Hand. Es kam mir vor wie ein Abschied. Dann flüsterte sie Worte, die nur schwach an meine Ohren drangen. »Ich liebe dich, Yakup…«
    Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, als sie mich losließ, kehrtmachte und weglief.
    Helen rannte durch den feinen Sand. Ihre schlendernden Füße stäubten ihn in die Höhe. Er hüllte sie ein. Ich schaute ihr nach und spürte das Verlangen, ebenfalls in die Dünen hineinzurennen und Helen zu folgen.
    Ich ließ es bleiben.
    Shimada war wichtiger.
    Er stand noch im oder auf dem Wasser. Die Wellen umspielten ihn.
    Wenn sie gegen ihn liefen, umringten sie ihn mit weißen, schaumigen Kränzen. Für ihn schien das Wasser überhaupt nicht zu existieren. Er ging einfach weiter, als wäre kein Widerstand vorhanden.
    Immer höher wuchs er aus den Fluten. Ich strengte mich an, sein Gesicht zu erkennen. Es klappte nicht. Shimada trug einen Gesichtsschutz, der Ähnlichkeit mit einer Maske besaß. Als er sich Schritt für Schritt dem Ufer näherte, verspürte auch ich seine Aura.
    Sie war feindlich. Ich nahm sie auf, als bestünden meine Nerven aus kleinen Sensoren.
    Gewalt, einen Hauch von Tod und Vernichtung strahlte er ab.
    Auch mich ließ dies nicht unberührt, und ich spürte ein seltsames Kribbeln auf meinem Körper. Es ließ die nahende Gefahr ahnen. Der Schrecken war existent. Das bewies Shimada.
    Ich schaute zurück.
    Helen war zu sehen. Ein etwas dunklerer Punkt auf dem vom Mondlicht übergossenen Strand. Sie mußte den Dünenkamm bald erreicht haben. Danach hatte sie es nicht mehr weit bis zu unserem Fahrzeug.
    Ich konzentrierte mich wieder auf Shimada.
    Er verließ das Wasser wie ein König. Seine Schritte wirkten genau abgezirkelt. Nichts konnte ihn stören oder aufhalten. Er war der King, und so benahm er sich auch.
    Schritt für Schritt kam er herbei. Dabei schäumte die Flut um seine Knie. Noch immer warf sie helle Streifen. Ich hörte das Rauschen der Brandung kaum noch. Er allein war wichtig, und ich fragte mich, ob er mich auch töten würde.
    Ich schluckte einige Male. Automatisch hatte ich eine Kampfhaltung eingenommen. Da Shimada keine Anstalten machte, mir auszuweichen, mußte es zu einem Zusammentreffen zwischen uns kommen.
    Ich dachte daran, welche Regeln mir meine Lehrer mit auf den Weg gegeben hatten. Eine davon lautete: Verliere nie die Beherrschung, sonst wird dein Gegner leichtes Spiel mit dir haben.
    Ich hatte die Beherrschung verloren, als ich mit Helen zusammen war.
    Ihr Eintreten in mein Leben hatte alles umgeworfen. Nichts war für mich mehr wichtig.
    Für sie wollte ich kämpfen.
    Er wurde größer. Nur mehr wenige Schritte trennten uns voneinander.
    Dann tat er etwas. Es bewies, wie sehr er seinem Ziel frönte. Er bewegte seinen rechten Arm. Blitzschnell geschah dies und ebenso schnell klatschte seine Hand auf den Griff eines Schwerts.
    Mit einem heftigen Ruck zog er es aus der Scheide.
    Es war ein Kreisbogen, mit dem die Klinge geschlagen oder gezogen wurde. Mondlicht fiel für einen Moment auf sie, so daß ich ihr bläuliches Blitzen sah.
    Und ich glaubte ein Pfeifen zu hören, trotz des Geräuschs der seichten Brandung, die gegen das Ufer rollte.
    Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher