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0330 - Der Seelenwächter

0330 - Der Seelenwächter

Titel: 0330 - Der Seelenwächter
Autoren: Rolf Michael
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abschneiden konnten, rief sie Leonardo in die Hölle zurück.
    Und nun standen sie vor Leonardos Thron, der ihnen eine schlimme Mitteilung machen mußte. Doch auch das wußte Professor Zamorra nicht.
    Er hatte am Vorabend mit Mondega, dem Regisseur, geredet und einem Gespräch mit Uromis, der in Tarnexistenz erschien, gelauscht. Für den heutigen Tag war für den Fantasy-Film »Das Schwert der Macht« eine gigantische Massenszene angesetzt worden. Ein Kampfgetümmel, das den Rahmen alles bisher Gezeigten sprengen sollte. Uromis versprach, die zehn Legionen verdammter Seelen, die er unter seinem Kommando hatte, selbst zu befehligen, damit der Pakt eingehalten würde. Denn von Chandras war nur noch der Körper da – seine dämonische Wesenheit war davongeschleudert worden, als Leonardo de Montagne in den Drachen eindrang, den Chandras mit seinem Geist dirigieren wollte.
    Und jetzt hatte Zamorra den Plan, ein Viertel der Heerschar Astaroths auszulöschen, indem er die Originale der Filme, auf die sie gebannt waren, sofort vernichtete.
    Der Meister des Übersinnlichen hatte alles mit Carlos Mondega, dem Regisseur, abgesprochen. Denn dieser Mann hatte erkannt, was auf dem Spiel stand, und versuchte, unter allen Umständen seine Seele zu retten.
    Er würde, wenn Zamorra das Zeichen gab, ebenfalls den Film aus einer Kamera reißen und in ein Feuerbecken werfen, das Zamorra in einer Ecke im Studio entzünden wollte.
    Nicole Duval und Carsten Möbius hielten sich in der Nähe der anderen Kameras auf. Denn diese Massenszene konnte nur in Teilstücken auf Film gebannt werden.
    Dave Connors, der die Heldenrolle spielen mußte, hatte es vorgezogen, sich bei diesen turbulenten Szenen von Michael Ullich doubeln zu lassen. Amerikas großer Teenagerstar wirkte zwar wie ein Operettenheld, war aber im Grunde seines Herzens ein Feigling. Er hatte Angst, bei dieser Massenszene einige Prellungen und Abschürfungen zu bekommen und berief sich auf Verträge. Szenen, in denen sein Gesicht zu sehen war, mußten dann eben später nachgedreht und eingepaßt werden.
    Corinna Bowers, das weibliche Nachwuchstalent aus Deutschland, ließ es sich jedoch nicht nehmen, bei dieser Szene dabei zu sein. Das Girl hatte zwar nicht viel schauspielerische Erfahrung, aber die Rolle der »Tigerin« war ihr wie auf den Leib geschnitten.
    Sie stand in der vorderen Reihe, und die Kostümschneider hatten ihr einen Bikini aus weichem, anschmiegsamen schwarzen Leder verpaßt, der ihre Traumfigur mehr betonte als etwas verhüllte. Jetzt stand sie, auf ihr Schwert gestützt, neben Michael Ullich. Corinna hatte halblanges, dunkles Haar und Augen, in deren Tiefe man versinken konnte.
    Mit steinernem Gesicht erkannte Carsten Möbius, daß sein Freund Michael Süßholz raspelte und die Zeit überbrückte, in der Regisseur Mondega mit den Kameraleuten die letzten Details abklärte.
    Michael Ullich hatte nur einen knappen Lendenschurz an und zwei handbreite Lederriemen kreuzförmig über der breiten, sonnengebräunten Brust. Das blonde, halblange Haar stach von der düsteren Szenerie der dämonischen Kriegerschar hinter ihm ab. Die sonst eisigen, blauen Augen strahlen Corinna jetzt an wie zwei blaue Diamanten. Michael hatte im allgemeinen niemals Schwierigkeiten, sich bei den Girls interessant zu machen.
    »Achtung auf dem Set!« unterbrach die Stimme des Regisseurs Zamorras Überlegungen. »Bitte Positionen einnehmen. Kampfakt zum Finale die Erste!«
    Der Meister des Übersinnlichen spürte, wie sich sein ganzer Körper spannte.
    Die Entscheidung nahte heran…
    ***
    »Die Wesenheit des Chandras wurde in eine andere Dimension geschleudert!« erklärte Leonardo de Montagne seinen beiden Paladinen. »Dieser Narr stellte sich mir entgegen, als ich das Innere des Höllenwurms übernahm. Er wurde hinweggeschleudert an einen Ort, von dem man selbst hier in den Schwefelklüften nur mit innerer Beklemmung spricht!«
    »Ihm ist recht geschehen, wenn er sich dir entgegenstellte, hoher Gebieter!« dröhnte Wangs Stimme. »Wer stark ist, der ist im Recht. Der Schwache hat sich zu unterwerfen. Oder er geht unter!«
    »Bedauerlicherweise gibt es hier in der Hölle gewisse Regeln, die du nicht begreifen wirst!« erklärte Leonardo schroff. »Chandras stand im Dienste des Astaroth. Und Astaroth rief mich vor den Richterstuhl des Lucifuge Rofocale. Ohne zu wissen, was ich sagte, entbot ich mich, die Seele des Chandras zurückzuholen. Denn für die Hölle war es ein schweres Vergehen, daß
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