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033 - In den Krallen der Tigerfrauen

033 - In den Krallen der Tigerfrauen

Titel: 033 - In den Krallen der Tigerfrauen
Autoren: A.F.Morland
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kurze Flaute«, meinte er. Doch das war nicht der Fall. Er hätte seine Salons rechtzeitig abstoßen sollen.
    Zu diesem Zeitpunkt wäre noch ein guter Preis zu erzielen gewesen, doch Mr. O'Hara zögerte zu lange. Er hing zu sehr an seinen Betrieben, wollte sein Personal nicht entlassen.
    Und so kam es, wie es kommen mußte. Das Unternehmen schlitterte mehr und mehr in die roten Zahlen, und schließlich sah Mr. O'Hara keinen anderen Ausweg, als sich zu erschießen.
    Frau und Sohn ließ er unversorgt zurück. Al O'Hara absolvierte damals gerade die Kadettenschule. Er und seine Mutter hielten sich mehr schlecht als recht über Wasser.
    Gläubiger machten ihnen das Leben schwer, und es kam immer wieder zu Prozessen, die den Klägern nichts einbrachten, weil bei den O'Haras einfach nichts zu holen war.
    Als Al O'Hara dann den Polizeidienst antrat, ging es seiner Mutter und ihm allmählich wieder besser, doch die gramgebeugte Frau konnte sich nicht mehr lange daran erfreuen.
    Eine schleichende Krankheit holte sie zu ihrem Mann ins Grab.
    Al O'Hara stand allein da. Ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter begegnete er einer Frau, die ihm nicht sonderlich gut gefiel, die aber brav und arbeitsam war, und so beschloß er — des Alleinseins überdrüssig —, sie zu heiraten und eine Familie zu gründen.
    Heute hatte O'Hara einen sechzehnjährigen Sohn und eine vierzehnjährige Tochter und war einigermaßen glücklich. Was konnte er mehr vom Leben verlangen?
    Dieser Al O'Hara schlenderte mit gelangweilter Miene auf die U-Bahn-Station Latimer Road zu. Er wußte, daß Gary Hooker Dienst hatte, und er unterhielt sich gern mit diesem Schalterbeamten.
    Der Mann hatte ähnliche Probleme und Ansichten wie er. Seine Familie litt unter ständiger Geldknappheit, wie dies auch bei den O'Haras der Fall war, und auch Hooker war der Ansicht, daß ihm das Schicksal das große Los vorenthalten hatte.
    »Wir sind im Grunde genommen zwei Verlierer«, hatte Gary Hooker erst kürzlich behauptet. »Wenn ich andere Männer in meinem Alter sehe… Ich meine, ich bin jetzt knapp über vierzig. Wenn es ein Mann bis zu diesem Alter zu nichts gebracht hat, dann ist die Schau für ihn gelaufen, das ist eine alte Weisheit. Das Blöde an der Sache ist, daß ich nicht weiß, was ich falsch gemacht habe. So besehen, verdiene ich gar kein besseres Los.«
    »Vielleicht hätten Sie nicht zur U-Bahn gehen sollen«, hatte O'Hara gemeint. »Die Privatwirtschaft bezahlt besser.«
    »Ich war scharf auf Sicherheit.«
    »Nun, die hat eben ihren Preis.«
    Über dieses Thema hatten sie sich schon oft unterhalten, und sie würden es immer wieder tun, ohne eine Lösung für ihre Probleme zu finden. Sie waren beide davon überzeugt, daß es ihnen erst bessergehen würde, wenn die Kinder ihr eigenes Geld verdienten.
    Sergeant O'Hara erreichte die Station. Er nahm den Helm ab, fuhr sich durch das gekrauste rötlichblonde Haar und setzte den Helm wieder auf. Gary Hooker trat aus dem Ticketschalter.
    Er war klein und drahtig. »Hallo, Sergeant«, sagte er lächelnd.
    »Beehren Sie mich mal wieder?«
    »Wie geht's zu Hause, Hooker?« erkundigte sich Al O'Hara.
    Der Schalterbeamte winkte ab. »Mein Sohn kommt jetzt ins schwierige Alter.«
    »Das hat meiner bereits erreicht«, brummte O'Hara. »Die jungen Herren werden eitel. Was man ihnen zum Anziehen kauft, gefällt ihnen auf einmal nicht mehr; sie entwickeln einen eigenen, abscheulichen Geschmack — wahrscheinlich nur, um ihre Eltern zu ärgern.«
    »Sie haben es erfaßt«, seufzte Hooker. »Tag für Tag gibt es Streit. Der Junge will sich nichts mehr sagen lassen…«
    »Meiner versucht auch auf stur zu schalten, aber da weiß ich mir zu helfen«, sagte der Sergeant und wedelte mit seiner großen Pranke. »Als mein Vater noch lebte, habe ich hin und wieder eine gewaltige Ohrfeige eingefangen, die mir den Kopf wieder zurechtsetzte. Und ich kann rückblickend nur sagen: Es ist um jede Backpfeife schade, die danebenging. Dad hat aus mir einen anständigen Menschen gemacht. Ich halte nichts von den modernen Erziehungsmethoden, wie manche Leute sie anwenden. Ich habe einen Kollegen, dessen Junge darf einfach alles, weil das angeblich wichtig für die Persönlichkeitsbildung ist. ›Merk dir eines‹, sagt er zu dem Kleinen. ›Du mußt nichts müssen!‹ Okay, und der aufgeweckte Knabe hält sich daran. Sie sollten mal sehen, wie es in der Wohnung meines Kollegen aussieht. Und neulich sah der Junge seinen Vater während des
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