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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn
Autoren: Peter T. Lawrence
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Sie im Ernst, ich würde Sie nicht finden?“
    Ich zitterte am ganzen Körper. Die Alte schob mich in eine Ecke der winzigen, stinkenden Zelle und drückte mich gegen die Wand, daß mir fast die Luft ausging.
    „Er kommt!“ hauchte sie, und ihr Atem traf mich dabei wie ein Schlag ins Gesicht. Kalt war er, wie der Hauch des Todes und er roch modrig. „Keine Angst, er wird dich nicht finden.“
    Sie kicherte vergnügt, deckte meinen Körper, so gut es ihre dürre Figur zuließ, gegen jeden eventuellen Blick von draußen ab und preßte ihr Gesicht an meinen Hals.
    „Durst!“ lallte sie benommen. „Ich habe schrecklichen Durst, John!“
    Ich wollte aufschreien, als sie ihre Zähne in das weiche Fleisch meines Halses schlug, aber ich brachte keinen Ton über die Lippen. Mein Gott, und ich war ihr gefolgt! Dabei hatte sie mich nur für sich allein haben wollen.
    „Morgan!“ brüllte der Doc. „So seien Sie doch vernünftig, Mann! Hier kommen Sie nie mehr raus, wenn ich den Lift oben versperre.“
    Warm lief das Blut mir in den Hemdkragen, sickerte über meine Brust. Ich spürte, wie meine Beine nachgaben, wie die Schwäche mich gleichgültig zu machen drohte, und stieß mit letzter, verzweifelter Kraft die alte Bluthexe von mir. Sie schrie enttäuscht und flog nach hinten, irgendwo in die Dunkelheit ihrer Zelle hinein.
    „Morgan!“ rief Doc Lundi gereizt. „Zum letzten mal!“
    Ich taumelte durch die Tür in den Gang hinaus. Mit einer Hand tastete ich mich an der Wand entlang, die andere preßte ich gegen die schmerzende Bißwunde an meinem Hals.
    „Schon gut“, antwortete ich erschöpft. „Ich komme.“

     

Benommen schlug ich die Augen auf. Was war passiert? War ich ohnmächtig geworden, nachdem mir die Flucht aus den dürren Klauen dieses Ungeheuers gelungen war? Ich sah wieder den Gang vor mir, dunkel, unheilvoll. Hörte die Stimme des Docs. „Morgan, kommen Sie heraus! Zum letzten mal!“
    Ich schaute mich um, glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Ich lag zu Hause in meinem Bett. Sonnenlicht fiel durch das geöffnete Fenster, durchflutete den Raum. Helligkeit, keine Gruft, keine Vampire. Ich lebte, war noch einmal mit heiler Haut davongekommen. Aber wieso um alles in der Welt lag ich zu Hause in meinem Bett und schlief, als hätte es nie dieses grauenhafte Abenteuer für mich gegeben? Ich konnte doch nicht alles nur geträumt haben.
    Der Biß! Die alte Hexe hatte mich in den Hals gebissen und Blut aus meinen Adern gesaugt. Es mußte eine Wunde geben. Vorsichtig tastete ich meinen Hals ab, fühlte aber nichts. Keinen Schorf, keine Narbe, nur glatte, unbeschädigte Haut. Das gab es doch nicht. Wenn ich gestern gebissen worden war und Blut verloren hatte, mußte doch ein Mal übriggeblieben sein. Und wäre es auch noch so winzig.
    Ich stemmte mich in die Höhe, ging mit weichen Knien ins Bad und starrte in den Spiegel. Mike Holbers blickte mir mit bleichem Gesicht entgegen. Eine Minute brauchte ich, um mich an seinen Anblick zu gewöhnen, dann prüfte ich genau meinen Hals. Nichts. Kein Pünktchen, keine Bißwunde! Irgend etwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu. Welche Teufelei hatte sich der Doc nun wieder ausgedacht?
    Es klingelte an der Wohnungstür. Immer noch schwach auf den Beinen ging ich durch den Flur, um zu öffnen. Zwei Männer standen vor mir. Ein Dicker und hinter ihm ein schmächtiger Typ mit runden Kulleraugen.
    „Mike Holbers?“ fragte der Dicke.
    Ich nickte.
    Der Dicke hatte plötzlich ein kleines Lederetui in der Hand, das er mir unter die Nase hielt. „Polizei, Inspektor Miles. Dürfen wir reinkommen?“
    Ich sah ihn befremdet an, was ihn aber kaum zu beeindrucken schien. „Ich habe auch einen Haussuchungsbefehl dabei, Mr. Holbers. Machen Sie also keinen Unsinn.“
    Einen Haussuchungsbefehl. Was sollte dieser Quatsch? Ich gab unwillig die Tür frei und führte die Männer ins Wohnzimmer. Einen Drink lehnten sie ab, aber ich brauchte jetzt einen. Während ich mir ein Glas randvoll mit Whisky einschenkte, sagte der Dünne mit krächzender Stimme: „Uns interessiert eines, Mr. Holbers: Können Sie uns sagen, wo sich der Vorbesitzer dieser Wohnung zurzeit aufhält? Sie kennen doch John Morgan – oder?“
    Ich umklammerte mein Glas fester und sank in einen Sessel.
    „Wieso wollen Sie das wissen?“
    „Weil wir glauben, das Sie John Morgan ermordet haben.“ Der Dicke lächelte säuerlich. „Dürfen wir uns einmal in Ihrer Wohnung umsehen?“
    „Natürlich“, würgte ich
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