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0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte

0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte

Titel: 0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte
Autoren: Jason Dark
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Akteure des letzten kleinen Schauspiel-Intermezzos. Sie nahmen den Beifall gern entgegen, lächelten, liefen zurück, kamen wieder vor und durch ihre Reihen schob sich plötzlich Jossip Semec.
    Suko war schon aufgestanden. Er hatte den Mann verfolgen wollen. Semec war ihm zuvorgekommen. Jetzt stand er vor seinem Publikum, hielt einen Stock in der Hand, zog mit der anderen seinen weißen Zylinder und verbeugte sich.
    Die Schauspieler waren verschwunden. Suko hörte ihre Stimmen und Schritte jenseits des Vorhangs.
    Semec blieb.
    Er gab einem für Suko nicht zu sehenden Beleuchter ein Zeichen.
    Der stellte einen Scheinwerfer an. Grelles Licht fiel auf den kleinen Mann und zeichnete um ihn herum einen weißgelben Kegel, in dem er sich bewegte.
    Semec sprach das Publikum an. »Sie haben Artistik und Schauspiel gesehen, verehrte Gäste. Was fehlt noch in einer Revue, in einer Schau wie dieser?«
    »Weiber!« schrie jemand und zwang Semec zu einem nicht eingeplanten Lächeln.
    »Das meine ich nicht. Zu einem guten Programm gehört immer ein Zauberer. Ein Magier, ein Illusionist. Und diesen Part werde ich übernehmen. Dazu brauche ich einen Assistenten. Wer von Ihnen, verehrte Damen und Herren, hat Lust, auf die Bühne zu kommen und mir zu assistieren? Nur Mut! Denn ich werde ihn in die geheimsten Dinge einweihen, die es gibt. Er wird die Wunder am eigenen Leibe…«
    Suko hörte nicht, was der Liliputaner noch alles von sich gab, er hatte sich innerhalb von Sekunden entschlossen.
    »Ich komme!« rief er in den Redeschwall des Mannes hinein und löste sich aus der Kammer.
    Jossip Semec unterbrach seine Rede. Für einen Moment blieb er in einer unnatürlichen Haltung stehen, bevor er den Kopf drehte, Suko anschaute und ein kaltes Glitzern in seine Augen stieg, das aber sehr bald von einem falschen Lächeln übertüncht wurde.
    »Ahhh…!« rief er gedehnt. »Ein besonders Mutiger. Kommen Sie nur her, Mister. Ich freue mich.«
    »Betrug!« rief jemand der Zuschauer. »Das ist abgesprochen.«
    »Nein, es ist nicht abgesprochen. Oder?« Semec wandte sich an Suko.
    Der schüttelte den Kopf. Er ging dabei langsam, aber zielstrebig auf den Liliputaner zu, der zurückwich und vom Kegel des Scheinwerfers verfolgt wurde.
    »Bleiben Sie stehen«, sagte Suko.
    Semec lächelte nur. Fast hatte er das andere Ende der Bühne erreicht. Dort verhielt er tatsächlich seinen Schritt und schaute dem näherkommenden Chinesen entgegen.
    Ein Ruck ging durch seine Gestalt, als er sich dem Publikum zuwandte. »Ein besonders Mutiger ist gekommen. Jetzt werde ich testen, ob er auch wirklich so mutig ist. Bitte!« Semec ging auf Suko zu.
    Die Arme hatte er ausgebreitet, ein Lächeln lag auf seinem Gesicht.
    Der Zylinder saß schief. In der rechten Hand hielt er den weißen Stock. Dabei war sein Arm halb erhoben, und es sah so aus, als wollte er jeden Augenblick zuschlagen.
    Damit rechnete Suko auch.
    Der Schlag kam!
    Es sah fast lächerlich aus, als der kleine Mensch auf Suko zielte.
    Der Inspektor brauchte nur seine linke Hand ein wenig zu bewegen, um den Treffer abzufangen.
    Gegen seine Hand klatschte der Stab.
    Im gleichen Moment begann Suko zu schreien. Er spürte den rasenden Schmerz, der bis hoch in seine Schulter lief und den linken Arm im gleichen Augenblick lähmte.
    Suko ging keinen Schritt weiter, während Jossip Semec vor ihm stand und anfing zu lachen. »Elektroschock!« sagte er so laut, dass nur Suko es verstehen konnte. »Es war ein Elektroschock. Und damit mache ich dich fertig, du Hund.«
    Suko konnte sich zwar bewegen, es war nur lächerlich, wie er zurückging und die Weichheit in den Knien spürte.
    Das Publikum toste. Es freute sich darüber, wie der Kleine den Grossen behandelte. Und niemand ahnte, dass es auf der Bühne um Leben und Tod ging.
    Dieser verdammte Stock des Liliputaners hatte es in sich. Wahrscheinlich besaß er eine eingebaute Batterie, die diese Schocks abgab. Suko hatte einfach schreien müssen, weil der Schmerz so überraschend gekommen war. Und jetzt stand er da, konnte sich nicht bewegen und dachte daran, seine Waffe zu ziehen.
    Wieder schlug der andere zu.
    So schnell konnte Suko wegen seines Handicaps gar nicht sein. Als er den rechten Arm schon angewinkelt hatte, damit die Hand unter dem Jackett verschwinden konnte, wurde er am Ellbogen erwischt.
    Diesmal wusste er, was auf ihn zukam, und er schrie nicht.
    Der Schmerz raubte ihm die Luft. Er hatte das Gefühl, den Arm verloren zu haben. Im Nacken verspürte
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