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0323 - Herrin der Vampirburg

0323 - Herrin der Vampirburg

Titel: 0323 - Herrin der Vampirburg
Autoren: Rolf Michael
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benehmen kannst, fliegst du raus - und draußen regnet es.«
    Schon lange nicht mehr, gab der Wolf telepathisch zurück.
    Der alte graue Räuber, der ursprünglich aus Sibirien kam, war vor langer Zeit zur Zamorra-Crew gestoßen; Zamorra hatte ihn davor bewahrt, von einem wütenden Bauern erschossen zu werden. Zamorra und Merlin hatten die fast menschlich hohe Intelligenz Fenrirs erkannt, und Merlin hatte ihn geschult und ihm beigebracht, sich telepathisch mit anderen zu verständigen. Fenrir war im Team gleichberechtigt; der einzige Unterschied zu den Menschen bestand darin, daß er auf vier Beinen lief und sich von Natur aus in den Wolfspelz hüllte.
    Gryf richtete sich halb auf. »Was soll das, Fenrir?« fragte er böse. »Du störst.«
    Ihr müßt ganz schön blind geworden sein, und taub, verkündete der Wolf. Ihr merkt überhaupt nichts mehr, wie ?
    »Ich merke nur, daß du mich vollgeschlabbert hast«, fauchte Teri. »Das mußte ja auch nicht unbedingt sein, oder?«
    Jemand kommt, teilte der Wolf mit. Eine Seele trauert und ist in Not. Merkt ihr das nicht ?
    Gryf schüttelte überrascht den Kopf.
    Teri öffnete ihren Gedankenblock. Fenrir mußte doch wissen, daß sie nichts hatten spüren können, denn er mußte doch jetzt auch mit Macht in ihre Bewußtseine vorgedrungen sein, um sich verständlich zu machen. Zu ihren Druidenkräften gehörte sowohl bei Teri wie auch bei Gryf die Telepathie, und wenn ihre Körper sich in Zärtlichkeit und Liebe fanden und verschmolzen, verschmolzen auch ihre Bewußtseine miteinander und waren nach außen hin blockiert, nahmen nichts mehr wahr, es sei denn, es stieße so gezielt zu ihnen vor wie der Verständigungsversuch des Wolfs.
    Teri lauschte mit ihren Gedanken. Sie spürte jetzt, wo sie sich geöffnet hatte, die Nähe einer anderen Wesenheit. Ein Mann… aber da war kein Name, da war keine Körperaura… etwas stimmte nicht.
    Es ist ein Geist, stellte Fenrir fest, der ihren Tastversuch verfolgte. Er hat mich gespürt und kommt jetzt, weil er unsere Hilfe erbittern will.
    »Ein Geist? Was will ein Gespenst von uns? Wie sollten wir einem Geist helfen können?«
    Du solltest den Geist vielleicht fragen. Er ist schon sehr nah…
    Gryf seufzte. »Ich hatte gehofft, wir hätten eine ungestörte Nacht«, sagte er. Er erhob sich, trat ans Fenster und sah in den Hinterhof des Gasthofes hinaus, in dem sie sich einquartiert hatten - als Mister und Mistreß Rheken; sogar die Trauringe hatte Gryf dem alten Potter, dem Wirt, vorgegaukelt. Denn der hätte sonst kein Doppelzimmer zur Verfügung gestellt. Im »Eisernen Krug« in Eddieston sah man noch auf Zucht, Sitte, Anstand und Moral - nach den Maßstäben, die vor zweihundert Jahren gültig gewesen waren.
    »Es regnet nicht mehr«, sagte Gryf. »Der Mond ist durchgekommen, und ich sehe auch irgendwo ein paar Sterne.«
    Sage ich doch, telepathierte der Wolf. Aber mir glaubt ja keiner ’was…
    Plötzlich war da etwas an der Tür. Teri ruckte herum. Abwehrend hob sie eine Hand, und ihre Augen begannen schockgrün zu leuchten; ein typisches Anzeichen, daß sie ihre innere Kraft aktivierte. Fenrir knurrte warnend. Nicht, sendete er. Er ist friedlich.
    Ein blasses Leuchten entstand an der Tür und materialisierte sich teilweise. Es nahm zögernd die Umrisse eines Menschen an, eines Mannes im mittleren Alter. Ein fragender, bittender Impuls drang zu den beiden Druiden und dem Wolf vor.
    »Ist gut, niemand tut dir was, Alter«, sagte Gryf ruhig. »Du hast unsere Erlaubnis, hereinzukommen; gestört sind wir jetzt ohnehin. Wer bist du, und was ist dein Begehr?«
    Die Gestalt wurde jetzt deutlich sichtbar, als stände sie körperlich da. Sie sah stabil aus, obgleich sie es nicht war, etwa so, wie sie zu Lebzeiten ausgesehen haben mußte. Der Hals zeigte die Spuren eines Hanfseils.
    Ein Selbstmörder, dachte Gryf. Eigenartig.
    Der Mann sah älter aus, als er zu seiner Todesstunde eigentlich gewesen war. Eine bizarre Tragik ging von seinem Geist aus. Unwillkürlich warf Gryf einen Blick auf die Uhr; es war wenige Minuten vor eins. Die Geisterstunde war bald vorüber. Wenn dieser Geist etwas verbitten sollte, warum kam er erst jetzt?
    Ich war McThruberry, sagte der Geist lautlos. In meiner Burg geschehen schlimme Dinge. Menschen sterben, und auch ich bin von der Macht der Finsternis bedroht. Ich werde erlöschen, verdrängt ins schwarze Nichts, wenn ich zurückkehre. Ich mußte weichen. Und … Er warf einen bezeichnenden Blick zur Uhr, meine
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