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0322 - Das Fratzengesicht

0322 - Das Fratzengesicht

Titel: 0322 - Das Fratzengesicht
Autoren: Jason Dark
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in der Klinge steckte, war gewichen.
    Wir konnten uns gratulieren. Es wäre fatal gewesen, Mandra Korab den Dolch einfach zu geben, ohne daß ein Test durchgeführt worden wäre. »Luzifer«, murmelte ich. »Mein Gott, ich kann es noch immer nicht fassen!« Mit der flachen Hand schlug ich gegen meine Stirn.
    »Was macht dich so sicher?« fragte Suko.
    »Die Geschichte.«
    Erstaunt schaute mich der Inspektor an. Auch Shao mischte sich ein.
    »Das verstehen wir nicht.«
    Ich lächelte. »Das kann ich mir vorstellen. Es ist auch ein wenig kompliziert. Ihr kommt aus einem anderen Land, aus einem anderen Erdteil. Aus einer anderen Mythologie.«
    »Sag es schon!« verlangte Suko.
    Ich kam mir vor wie ein orientalischer Geschichtenerzähler, doch das war ich nicht. Hier ging es um knallharte Tatsachen, um die Dinge, die einmal die Weichen des Lebens gestellt hatten. Ich senkte den Kopf und runzelte die Stirn. »Ihr wißt beide, daß es vor kaum vorstellbarer Zeit zur großen Auseinandersetzung gekommen ist. Es war der Kampf zwischen Gut und Böse. Damals hat sich alles entschieden, da sind die Weichen wirklich gestellt worden. Die Engel probten den Aufstand. Nur einige stellten sich gegen das Gute. Chef dieser Aufrührer war ein gewisser Luzifer. Er ist in einem entscheidenden Kampf von dem Erzengel Michael in die ewige Verdammnis gestürzt worden. Und mit ihm die Schar seiner zahlreichen Helfer…«
    »Das wissen wir alles«, sagte Suko.
    »Natürlich, ist klar. Das war auch nur eine Einführung. Natürlich hat den großen Kampf niemand beschreiben können. Man ist und war auf Vermutungen angewiesen, wie er sich im einzelnen abgespielt haben soll. Viele Künstler haben Zeichnungen angefertigt. In den entsprechenden Büchern sind sie zu sehen. Natürlich ist das alles menschlichen Vorstellungen entsprungen. Die Wahrheit weiß wohl keiner. Aber die Menschen haben nicht nur die gute Seite gezeichnet, sich vorstellbar gemacht, sondern auch die andere, die böse. Man hat Luzifer beschrieben, Freunde!«
    Als ich den letzten Satz sagte, schauten mich Shao und Suko so überrascht an, als wollten sie mir keinen Glauben schenken. Die Chinesin sagte auch: »Das kann ich mir nicht…« Sie hob die Schultern.
    »Tut mir leid, John. Du hast nie darüber gesprochen.«
    »Weil ich nicht wußte, wie weit die Berichte der Wahrheit entsprechen.«
    »Und jetzt weißt du es?« fragte Suko.
    »Ich hoffe es zumindest.«
    »Dann los!«
    »Man hat Luzifer, obwohl er als die Ausgeburt des Bösen gilt, stets als Engel beschrieben. Anders als bei Asmodis, seinem Statthalter. Luzifer ist und war ein Engel. Er soll seine Gestalt behalten haben. Nicht in der strahlenden Schönheit oder dem überirdischen Glanz, sondern in einem dunklen Ton. Grau, blau, schwarz, violett. Die Farben der Verdammnis, kann man sagen. Aber seine Gestalt wurde nicht geändert. Zu dieser Gestalt gehört auch das Gesicht. Wir haben es gesehen, und es entsprach den Beschreibungen, die man von Luzifer abgab.« Meine Stimme wurde jetzt drängender. »Habt ihr diesen Hochmut gesehen, der sich in den Zügen abzeichnete? Die Arroganz, mehr als alle anderen zu sein. Habt ihr es bemerkt, Freunde? Er wollte sich damals gegen das Höchste stemmen, das es überhaupt gab. Sein Hochmut war wirklich unbeschreiblich. Er wollte keinen anderen anerkennen. Und dieses habe ich in dem Gesicht gesehen. Einen unbeschreiblichen Hochmut, eine Verachtung, wie sie wirklich einmalig ist. Davor bekam ich Angst…«
    Ich legte eine Pause ein, damit meine Freunde über die Worte nachdenken konnten.
    Suko schaute Shao an. Über ihre nackten Arme lief eine Gänsehaut.
    Die Augendeckel flatterten, sie schluckte ein paarmal und nickte, bevor sie den Mund öffnete und flüsternde Worte sagte. »Ja, das stimmt. Auch ich habe es bemerkt. Ich fühlte den eiskalten Hauch und kam mir plötzlich klein vor. So nichtssagend, überhaupt nicht anerkannt als Individuum. Es war auch für mich unfaßbar. Ich habe so etwas noch nie durchgemacht.«
    »Dann war es also Luzifer!« stellte Suko fest, wobei er gleichzeitig den Satz ein wenig fragend sprach.
    Ich nickte. »So kann man es sehen.«
    »Und er steckte in dem Dolch. Vielmehr sein Geist«, fuhr Shao flüsternd fort.
    Weder Suko noch ich widersprachen. Wir konnten nur froh sein, daß alles so normal abgelaufen war. Niemand von uns war zu Schaden gekommen, die Kraft meines Kreuzes hatte uns gerettet.
    Der Inspektor nahm den Dolch an sich. Er schaute ihn genau an und
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