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032 - Töchter der Nacht

032 - Töchter der Nacht

Titel: 032 - Töchter der Nacht
Autoren: Edgar Wallace
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Markham, die vorüberkam, schüttelte nur den Kopf über solchen Unverstand.
    »Ach, es ist entsetzlich kalt! Man könnte fast denken, daß wir in die Nähe eines Eisberges geraten sind.«
    »Sie können auch weiter nichts als Unglück prophezeien! Sind Sie eigentlich je schon zufrieden und glücklich gewesen?«
    Ärgerlich wandte sich Mrs. Markham Margot zu.
    »Sie wissen überhaupt nicht, was Sie sagen! Sie sind noch zu jung, um zu wissen, was Glück und Unglück bedeuten. Ich bin nie glücklich gewesen, und ich werde auch niemals glücklich sein ...«
    Margot schwieg betroffen. Sie sah, daß Mrs. Markham erregt und schnell atmete.
    »Es tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht weh tun«, sagte sie freundlich.
    Langsam beruhigte sich Mrs. Markham wieder. Dann legte sie die Hand auf die Schulter des jungen Mädchens.
    »Ich bin so entsetzlich nervös heute abend - ich gehe jetzt in meine Kabine, um mir die Zeit zu vertreiben.«

29
    Als Stella Markham nach unten kam, wartete Mr. Winter vor der Kabinentür auf sie.
    »Sie haben den Schlüssel, Madame ...«
    Sie nahm ihn aus ihrem Täschchen und öffnete die Tür. Die Kabine war vollkommen dunkel, ebenso das Schlafzimmer. Sie drehte das Licht an und ging zur offenen Schlafzimmertür.
    Im gleichen Augenblick hörte sie ein Geräusch, und als sie auch im Schlafzimmer Licht gemacht hatte, sah sie sich einem Mann gegenüber, der die Hand auf das offene Fenster gelegt hatte und gerade fliehen wollte. Er war in Abendkleidung, doch der untere Teil seines Gesichts, von den Augen an, war mit einem vorgebundenen Taschentuch verdeckt.
    »Winter!« rief Mrs. Markham laut.
    Der Butler stürzte herein und hielt dem Maskierten einen Revolver vor die Brust.
    »Was machen Sie hier?« fragte Stella.
    Die Frage war überflüssig. Zwei Schubladen waren herausgezogen, der Inhalt lag auf dem Sofa und den beiden Sesseln verstreut. Der Eindringling hatte nicht die geringsten Vorkehrungen getroffen, um die Spuren seines Besuchs zu verwischen.
    Das Bett befand sich in Unordnung, die Matratzen waren herausgezogen und untersucht worden. Der Kleiderschrank stand offen, und der Mann hielt eine Taschenlampe in der Hand.
    »Hände hoch!« sagte Mr. Winter scharf.
    Mit einer schnellen Bewegung riß Mrs. Markham das Taschentuch vom Gesicht des Einbrechers.
    Jim Bartholomew stand vor ihr.
    Sie nickte.
    »Ich kenne Sie - Sie sind ein Freund von Margot.«
    »Da haben Sie recht«, erwiderte Jim.
    Zuerst hatte er die Hände vor dem drohenden Revolver gehoben, nun steckte er sie in die Taschen.
    »Was machen Sie hier?«
    Bartholomews Blicke wanderten von einer Schublade zur anderen, dann lächelte er befriedigt.
    »Merkwürdige Frage. Es muß Ihnen doch klar sein, daß ich hier nicht Staub gewischt oder Ordnung gemacht habe.«
    »Sie haben etwas gesucht!«
    »Gut geraten, Mr. Winter. Sie können Ihren Revolver ruhig wegstecken - Sie werden hier nicht schießen.«
    »Ich bringe Sie sofort zum Kapitän!« rief der Butler.
    Er war bleich, ob aus Wut oder Furcht, konnte Jim im Augenblick nicht entscheiden.
    »Ich glaube nicht, daß Sie das tun werden. Vom Schiff weglaufen kann ich ja nicht gut. Es besteht daher keine dringende Notwendigkeit, den Kapitän zu dieser Stunde im Schlaf zu stören. Sie kennen mich doch? Sie können mich jederzeit an Bord finden, wenn Sie mich brauchen.«
    »Wenn wir Sie aber nicht finden können, Mr. Bartholomew - so heißen Sie doch?«
    »Ja, ganz richtig.«
    Eine unangenehme Pause trat ein.
    »Sie können gehen«, sagte Stella Markham schließlich.
    »Wollen Sie mich nicht untersuchen, bevor ich gehe?« fragte Jim.
    »Sie können gehen -«, wiederholte sie und machte eine Handbewegung zur Tür.
    Sie war noch bleicher als Winter.
    »Warten Sie!« sagte der Butler plötzlich und versperrte Bartholomew den Weg. »Ich glaube nicht, daß das die richtige Art ist, dieses Zusammentreffen zu beenden, Mrs. Markham!«
    Er war ein kräftiger, starker Mann, aber Jim stieß ihn zur Seite, als ob er ein Kind wäre, ging an ihm vorüber und begab sich auf das A-Deck.

30
    Jim konnte Margot auf dem Promenadendeck nirgends sehen und stieg darum gleich zum Bootsdeck hinauf, wo er sie auch fand. Zuvor war sie kurz in ihrer Kabine gewesen, um sich ein Sportkostüm anzuziehen, das besser geeignet war für diese neblige Nacht.
    »Morgen werde ich meine Unschuld bewiesen haben, mit anderen Worten, ich werde, genau wie mein Freund von Scotland Yard, als Passagier erster Klasse fahren. Er hat die Sache ebenso
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