Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0315 - Der Mörder

0315 - Der Mörder

Titel: 0315 - Der Mörder
Autoren: Der Mörder
Vom Netzwerk:
Dunkelheit setzte ein, und ich richtete mich auf der anderen Seite auf, als die rote Reklameschrift auf flammte.
    Selection Bier … Aaahh!
    Crude stand am anderen Ende, irgendwo in der Nähe des Aaahhl Ich tauchte zwischen dem ›l‹ und dem ›e‹ wieder auf. Der Mörder feuerte. Eine Handbreit neben meinem Schädel zerplatzte eine der Neonröhren in eine Million Splitter.
    Ich hätte durchziehen sollen, und der Henker mag wissen, warum ich es nicht tat? Vielleicht tat ich es nicht, weil Crudes Chancen so miserabel waren.
    Fünf G-men jagten ihn, und er stand allein mit einer Kanone, die nur noch ein paar Patronen im Magazin haben konnte, auf einem Dach, in die Ecke getrieben wie ein Tier in der Falle.
    Jedenfalls glaubte ich es, und ich war bereit, ein wenig von der eigenen Haut zu riskieren, um ihn lebendig vor einen Richter zu stellen.
    Wieder erlosch die Reklame, leuchtete nach drei Sekunden in Blau wieder auf.
    Der Mörder stand noch an der gleichen Stelle, aber auch ich stand jetzt, und ich ging langsam auf ihn zu.
    Ich sah Crudes Gesicht zum ersten Mal nicht nur in einer Fotografie.
    Es war ein überraschend glattes, fast ausdrucksloses Gesicht mit einem starken Kinn und einer geraden Nase, aber der Mund schien schmal wie ein Strich zu sein.
    Den Ausdruck seiner Augen konnte ich nicht erkennen. Er trug das blonde Haar kurz geschoren, und er war vielleicht noch etwas größer als ich.
    Es ist ein seltsames Gefühl, auf einen Mann loszugehen, der eine Kanone in der Hand hält, und der bewiesen hat, dass er damit nicht blufft.
    Ich ging an den Buchstaben vorbei, und ich hörte das leise Summen in den Neonröhren.
    Ich hörte auch, dass immer noch dröhnend irgendwo gegen irgendetwas geschlagen wurde.
    Ich hörte Sirenengeheul, das aus der Straßenschlucht hoch drang, aber mein Blick lag eisern auf der Pistolenhand des Mörders.
    Ich musste schießen, wenn er den Finger bewegte. Ich war entschlossen, seine Schulter zu treffen.
    Crudes Zeigefinger zuckte.
    Ich feuerte.
    ***
    Beide Schüsse vereinigten sich zu einem einzigen, peitschenden Knall.
    Ich spürte ein Brennen am Kopf, als streife mich ein heißer Wind. Erwischt, dachte ich, aber keine Dunkelheit überschwemmte mich. Ich blieb auf den Füßen.
    Auch der Mörder stand.
    Ich hatte ihn verfehlt, und er krümmte den Finger zum zweiten Mal, einen Sekundenbruchteil, bevor ich es tun konnte.
    Der Hahn schlug trocken und knackend auf.
    Seine Kanone versagte, oder er hatte keine Kugel mehr im Lauf. Schrecken und Erstaunen mischten sich in seinem Gesicht.
    »Nicht schießen!«, schrie er, ließ seine Waffe fallen, als wäre sie glühend geworden und warf die Arme in einer fast verzweifelten Geste hoch.
    Mein Schuss löste sich dennoch, aber ich denke, ich bekam noch einen Schlenker mit der Hand zustande, der es bewirkte, dass die Kugel an ihm vorbei pfiff. Drei Sekunden Dunkelheit, drei endlose Sekunden.
    Ich hörte nicht das Fallen seines Körpers.
    Ich hörte auch keine flüchtenden Schritte, und als das rote Licht aufleuchtete, stand Lesly Crude, der Mörder, noch an der gleichen Stelle, die Arme hoch über dem Kopf.
    Ich ging dicht an ihn heran.
    »Warum nicht gleich so?«, knurrte ich ihn an.
    Er hatte helle Augen. Ihr Blick war auf mich gerichtet, aber er war nicht zu enträtseln.
    »Umdrehen!«, befahl ich.
    Er machte eine Bewegung in den Schultern, als wolle er dem Befehl folgen und fiel mich aus dieser Bewegung heraus mit der Wildheit einer toll gewordenen Katze an.
    Er versuchte nicht, mir die 38er zu entreißen oder mich mit einem plötzlichen und genauen Haken aus den Schuhen zu schlagen.
    Er warf sich einfach mit voller Wucht gegen mich, und wir stürzten beide in die Leuchtreklame.
    Die Röhren zerplatzten zu Glassand.
    Das ganze Aaahh knallte weg. Ich hing halb in der Stahl- und Eisenkonstruktion, und Crude schmetterte mir die Fäuste ins Gesicht.
    Ich zog den linken Arm hoch, aber mit meiner rechten Hand war irgendetwas los. Ich hatte die Pistole verloren und vermochte die Hand nicht zur Faust zu ballen.
    Drei Sekunden Dunkelheit.
    Der Mörder knurrte auf wie ein wütendes Tier, als seine Faust ah meinem Kopf vorbeizischte und knallend gegen etwas Hartes schlug.
    Ich brachte ein Knie hoch, rammte ihm den linken Ellbogen gegen die Brust und stieß mit dem Fuß nach. Der Tritt befreite mich vom Gewicht seines Körpers.
    Er schleuderte ihn zu Boden.
    Ich drehte mich aus dem Gestänge heraus.
    Blaues Licht! Noch leuchteten die Buchstaben Selection
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher