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0313 - Der Blutgraf erwacht

0313 - Der Blutgraf erwacht

Titel: 0313 - Der Blutgraf erwacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hübsch langer Weg. Zu Fuß eigentlich unzumutbar. Gina hatte als einzige ein Fahrrad, aber damit ließen sich keine drei Mädchen transportieren. Und hin zur Ruine wollten sie unbedingt. Sie suchten einen Ort, wo sich ungestört eine Fete größeren Stils abhalten ließ und wo auch keiner hinterherschaute, wenn die Luftmatratzen mal etwas tiefer durchfederten. Geyerstain, sagte man, war weit genug abgelegen und verlassen. Außerdem sollte es da unheimlich sein. Was konnte besser passen? Gruseln war doch »in«. Notfalls konnte man auch selbst ein bißchen spuken und die Freundinnen erschrecken. Lustig wurde es dann vielleicht, wenn einer von den Jungs Geisterjäger spielte und das »Gespenst« einfing und womöglich vernaschte.
    »Es wird Zeit, daß du dir ein Auto schenken läßt, Sorrya«, sagte Gina. »Ein hübsches Mercedes-SL-Cabrio oder so…«
    »Und wovon träumst du nachts?« fragte Gina etwas bissig zurück.
    »Wer sollte mir das denn wohl schenken?«
    »Dein Vati. Du hast doch bald Geburtstag.«
    »Ich kann froh sein, wenn er mir den Führerschein schenkt. Das Geld dazu, meine ich«, sagte Gina mißmutig.
    »Wenn nicht bald einer kommt, der uns mitnimmt, flippe ich aus«, drohte Lory, die dritte im Bunde, an, die eigentlich Hannelore hieß.
    Aber das klang ihr zu altmodisch. Lory war kürzer und paßte auch besser zu ihrem Typ.
    Von Eingeweihten wurden die drei eng befreundeten Mädchen »die Germany-Crew« genannt. Ihre Haarfarben paßten genau zur Deutschland-Flagge: schwarz bei Lory, fuchsrot bei Sorrya und goldblond bei Gina. Von ihren Streichen redete die ganze Stadtjugend von Geyerstedt und Umgebung.
    »Da kommt einer«, sagte die »rote Sorrya« plötzlich. »Aber ob der hält…?«
    »Du kannst ja ‘nen Striptease vorführen«, schlug Gina vor. »Überhaupt, das ist doch die Idee. So schlecht sehen wir doch gar nicht aus.«
    »Hier auf offener Straße? Hinterher sitzt ein Bulle im Wagen und zeigt uns an, wegen öffentlicher Erregung oder wie das heißt.«
    »Erregung öffentlichen Ärgernisses«, hauchte Lory.
    »Möchte wissen, was an Schönheit ärgerlich sein soll?« meinte Gina selbstbewußt. »Die Leute, die da am meisten auf den Putz hauen und gegen Sex wettern, findest du grundsätzlich in den finsteren Ecken im heißesten Pornokino wieder.«
    »Hast du da einschlägige Erfahrungen?«
    Der Wagen war näher gekommen, ein gelber Opel Diplomat älteren Baujahrs. Die drei Mädchen von der »Germany-Crew« reckten die Daumen um die Wette.
    Der Wagen wurde langsamer.
    »Er hält«, jubelte Sorrya und trat als erste an die große Limousine heran. Das Seitenfenster surrte leise nach unten. Am Lenkrad saß ein Mann mittleren Alters, mit hellem Stetson und einem fransenbesetzten Schlangenlederanzug.
    »Können Sie uns ein Stück mitnehmen?« bat Sorrya. »Nur ein paar Kilometer. Wir wollen zur Burg Geyerstain. Wir sind auch ganz brav und harmlos.«
    Der Mann rückte den breitkrempigen Cowboyhut zurecht.
    »Geyerstain… sind das nicht diese zweieinhalb Ziegelsteine am Berghang? Da komme ich dran vorbei … okay, steigt ein. Aber hinten, da ist Platz genug für drei.«
    Er hatte nicht übertrieben.
    »So einen Wagen solltest du dir schenken lassen, Gina«, flüsterte Sorrya. »Da paßt unsere ganze Clique rein…«
    »Hörst du auf?« fragte Gina böse. »Laß dir doch selbst eins schenken.«
    »Ich habe doch das Führerschein-Alter noch nicht. Was soll ich da mit einem Auto?«
    »Fahren«, sagte der Mann am Lenkrad trocken. Der Wagen rollte fast geräuschlos und schnell über die breit ausgebaute Straße. »Bei uns in den Staaten gibt’s den Führerschein schon für Sechzehnjährige.«
    »Sie kommen aus den USA? Sie sprechen aber gut deutsch«, staunte Lory.
    »Ich bin hier geboren«, sagte der Fahrer. »Seit zehn Jahren pendele ich zwischen USA und Europa hin und her, für einen Ölkonzern in Houston. Wir sind übrigens gleich da.«
    Die Reste der Burg waren von der Straße aus nicht zu erkennen.
    Gina überlegte, ob sie den Mann nicht bitten sollte, sie noch ein Stück den recht langen Feldweg hinauf zu fahren. Aber das war dann wohl doch ein bißchen zu unverschämt. Sie stiegen aus, bedankten sich und sahen dem schnell entschwindenden Wagen nach.
    »Ölkonzern in Houston«, sagte Lory genießerisch. »Leute, Leute… das glaubt uns keiner. Ich dachte auch immer, die säßen alle nur in Dallas.«
    »Oder in Denver«, feixte Gina. »Wollt ihr hier Wurzeln schlagen, oder was?« Sie setzte sich in
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